Im Sturm: Thriller (German Edition)
belegten Broten ernährt und dabei fünf Kilo abgenommen. Alexander der Große war noch keine dreißig gewesen, als er seine Armeen von Sieg zu Sieg führte, dachte der General. Und jung genug, das durchzuhalten.
Sein Plan klappte. Amerikanische Panzer standen in Alfeld. Die Deutschen hatten Gronau und Brüggen fest in der Hand, und wenn der Russe nicht schnell reagierte, stand seinen Divisionen an der Weser eine unangenehme Überraschung bevor. Die Tür ging auf, sein deutscher Nachrichtendienstoffizier kam herein, begleitet von einem Marineoffizier.
»Verzeihung, Herr General, ich habe hier einen Marineoffizier, der Ihnen etwas vortragen möchte.«
Der SACEUR starrte mürrisch auf seinen Teller. »Raus damit.«
»General, ich bin Commander Bob Toland. Bis vor kurzem war ich bei der Kampfflotte Atlantik –«
»Wie sieht es auf Island aus?«
»Die sowjetischen Luftangriffe wurden abgeschlagen, Sir. Die U-Boote sind immer noch ein Problem, aber die Marines befinden sich auf dem Vormarsch. Dort werden sie gewinnen, General.«
»Je mehr U-Boote sie auf die Träger loslassen, desto weniger stören meine Geleitzüge«, knurrte der SACEUR.
So kann man es auch sehen, dachte Toland. »Admiral, wir haben einen russischen Kampfflieger gefangengenommen, der aus einer einflußreichen Familie stammt. Ich habe ihn vernommen; hier ist das Band. Ich glaube, daß wir nun wissen, aus welchem Grund die Sowjetunion den Krieg anfing.«
Der SACEUR machte schmale Augen. »Raus damit, Sohn.«
»Erdöl -«
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Gelegenheitsziele
Brüssel
Von der Kassette wurden drei Kopien gezogen. Eine ging zum Aufklärungsstab des SACEUR, wo eine neue Übersetzung angefertigt und mit Tolands verglichen wurde. Eine zweite kam zur elektronischen Analyse an den französischen Geheimdienst. Die dritte erhielt ein belgischer Psychiater, der das Russische fließend beherrschte. Inzwischen brachte die Hälfte aller Nachrichtendienstoffiziere im Nato-Hauptquartier alle Informationen über den bisherigen Treibstoffverbrauch der Sowjets auf den neuesten Stand. CIA und andere Geheimdienste kümmerten sich sofort um die sowjetische Erdölproduktion. Toland konnte das Ergebnis schon vorhersagen, ehe es vorlag: unzureichende Daten. Die denkbaren Schlußfolgerungen reichten von »Treibstoff für mehrere Monate« bis »die Russen haben keinen Tropfen mehr«.
Ernst genommen wurde die Sache zuerst bei der Air Force. Dort wußte man bereits, daß die feindlichen Treibstofflager kleiner als erwartet waren. Nach der Zerstörung des großen Lagers bei Wittenberg waren die Russen zu kleineren übergegangen. Die Nato hatte sich bei ihren Angriffen weit hinter den feindlichen Linien auf Flugplätze, Munitionslager, Nachschublinien und Panzerkolonnen auf dem Weg an die Front konzentriert, lukrativere Ziele als die kleinen Treibstofflager, die obendrein noch schwer auszumachen waren.
Nach einer fünfzehnminütigen Besprechung mit dem Chef seiner Flieger setzte der SACEUR eine neue Priorität.
Stendal, DDR
»Entweder das eine oder das andere«, flüsterte Alexejew vor sich hin. Seit zwölf Stunden hatte er sich erfolglos um eine Lösung bemüht. Er hatte nun den Befehl, war nicht länger der aggressive Untergebene; aber ein Erfolg war sein Erfolg; ein Versagen sein Versagen. Sein Befehl war unmöglich auszuführen: Die Frontausbuchtung halten und weiter vordringen. Er verfügte über die Kräfte für das eine oder das andere, aber nicht für beides. »Von der Weser aus nach Nordwesten vorstoßen, die feindlichen Kräfte an der rechten Flanke abschneiden und den entscheidenden Stoß ins Ruhrtal vorbereiten.« Wer diesen Befehl erteilt hatte, war entweder ignorant oder realitätsblind.
Doch bei der Nato wußte man Bescheid. Ihre Luftmacht hatte die Kolonnen auf jeder Straße zwischen Rühle und Alfeld zerschlagen. Die beiden Panzerdivisionen, die Beregowoys Nordflanke deckten, waren überrascht und in die Flucht geschlagen worden. Kräfte von Bataillonsstärke hielten die wichtigsten Kreuzungen; in der Zwischenzeit wurde das Regiment bei Alfeld verstärkt. In den Wäldern nördlich von Rühle lauerten vermutlich zwei Panzerdivisionen, hatten Beregowoy aber bisher noch nicht angegriffen. Durch ihre Inaktivität luden sie ihn ein, über die Weser zu gehen und im Norden einen Gegenangriff zu starten.
Alexejew entsann sich einer wichtigen Lektion, die er an der Frunse-Akademie gelernt hatte: die Charkow-Offensive 1942. Die Deutschen hatten die angreifende Rote Armee weit
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