Im Sturm: Thriller (German Edition)
Finsteres im Gange ist.«
Toland tat genau das und wurde von dem Admiral, der harte Informationen verlangte und brauchte, zusammengestaucht.
Kiew, Ukraine
»Genossen, in zwei Wochen beginnt unsere Offensive gegen die Nato«, eröffnete Alexejew seinen Vortrag und legte die Gründe dar. Die versammelten Korps- und Divisionskommandeure nahmen die Erklärung leidenschaftslos hin. »Noch nie im Verlauf der letzten vierzig Jahre war die Lage für den Staat so ernst, die letzten vier Monate haben wir damit verbracht, unsere Armee auf Trab zu bringen. Sie und Ihre Untergebenen haben unsere Befehle gut befolgt, und ich kann nur sagen, daß ich stolz bin, mit Ihnen gedient zu haben. Die üblichen politischen Tiraden überlasse ich Ihren Politoffizieren.« Alexejew erlaubte sich ein kleines Lächeln. »Wir sind Berufsoffiziere der sowjetischen Armee und kennen unsere Aufgabe. Die Existenz der Rodina hängt von unserer Fähigkeit ab, sie zu erfüllen. Alles andere ist unwichtig«, schloß er.
11
Die Schlachtordnung
Schpola, Ukraine
»Bitte fangen Sie an, Genosse Oberst«, sprach Alexejew in sein Funkgerät und verkniff sich hinzuzufügen: Wenn du mich blamierst, kannst du Bäume zählen. Der General befand sich auf einer Anhöhe fünfhundert Meter westlich des Gefechtsstands des Regiments, begleitet von seinem Adjutanten und dem Mitglied des Politbüros Michail Sergetow.
Erst die Artillerie. Sie sahen die Blitze, lange bevor sie den grollenden Donner der Schüsse hörten. Die Granaten wurden hinter einem drei Kilometer entfernten Hügel abgefeuert und flogen links von ihnen im hohen Bogen vorbei, durchschnitten die Luft mit einem Geräusch, das an reißendes Leinen erinnerte. Der Mann von der Partei zuckte bei dem Lärm zusammen, wie Alexejew feststellte, wieder so ein verweichlichter Zivilist.
»Ich habe dieses Geräusch nie gemocht«, sagte Sergejew knapp.
»Kennen Sie es denn, Genosse Minister?« fragte Alexejew beflissen.
»Ich diente vier Jahre in einem motorisierten Schützenregiment«, erwiderte er, »und lernte, meinen Kameraden an den Zielplanpausen nicht zu trauen. Dumm von mir. Verzeihung, Genosse General.«
Dann die Panzergeschütze. Durch Feldstecher sahen sie die mächtigen Kampfpanzer wie Traumungeheuer aus dem Wald auftauchen und beim gleitenden Vormarsch über das wellige Übungsgelände aus langen Rohren Feuer spucken. Zwischen den Panzern verteilt fuhren die Schützenpanzer. Dann flogen die Kampfhubschrauber von links und rechts das Ziel an und schossen ihre Lenkflugkörper auf die Bunker- und Panzerfahrzeugattrappen ab.
Das Kampfziel, eine Anhöhe, war inzwischen vor Explosionen und Erdfontänen kaum noch sichtbar. Alexejew schätzte die Übung mit geübtem Blick sorgfältig ein. Wer auf dieser Anhöhe saß, hatte es nicht leicht. Selbst auf Schützen in tiefen, engen Löchern, selbst auf Panzer in verdeckten Stellungen mußte das Artilleriefeuer so erschreckend wirken, daß es den Bedienungsmannschaften der Lenkwaffen die Konzentration nahm, das Fernmeldepersonal aus der Fassung brachte, vielleicht sogar die Offiziere behinderte. Denkbar. Aber das Gegenfeuer der feindlichen Artillerie? Und die Panzerabwehrhubschrauber und Erdkampfflugzeuge, die auf die vorrückenden Panzerbataillone niederstoßen konnten? So viele Gründe, ein Risiko einzugehen, und so viele, es bleiben zu lassen. So viele Unsicherheitsfaktoren im Gefecht. Wenn nun Deutsche diese Anhöhe hielten? Waren die Deutschen jemals aus der Fassung geraten? Selbst 1945 vor Berlin nicht.
Zwölf Minuten später hatten die Kampf- und Schützenpanzer die Höhe erreicht. Die Übung war vorbei.
»Hübsch, Genosse General«, meinte Sergetow und nahm die Ohrschützer ab. »Wenn ich mich recht entsinne, beträgt die vorgeschriebene Zeit für diese Übung vierzehn Minuten. Die Panzer und Infanteriefahrzeuge haben gut zusammengearbeitet. Ich habe zwar noch nie Kampfhubschrauber im Einsatz gesehen, aber auch das war eindrucksvoll.«
»Die entscheidende Verbesserung wurde bei der Koordinierung von Artilleriefeuer und Infanterie in der letzten Angriffsphase erzielt.«
»Das Problem kenne ich gut«, meinte Sergetow lachend. »Meine Kompanie hatte zwar keine Verluste zu verzeichnen, aber zwei Freunde von mir wurden von der eigenen Artillerie verletzt, zum Glück nicht ernsthaft.«
»Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Genosse Minister, es freut mich, daß auch Mitglieder des Politbüros dem Staat in Uniform gedient haben. Das erleichtert uns
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