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Im Sturm: Thriller (German Edition)

Im Sturm: Thriller (German Edition)

Titel: Im Sturm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Beseitigung der Trümmer wird drei Monate in Anspruch nehmen, Transport und Aufstellung der Bohrtürme weitere drei. Da uns über Lage und Tiefe der Bohrungen exakte Informationen vorliegen, kann der übliche Unsicherheitsfaktor unberücksichtigt bleiben. Innerhalb eines Jahres – will sagen, sechs Monate nach Beginn der Bohrarbeiten  – produziert das Feld wieder und wird nach zwei Jahren wieder seine volle Kapazität erreicht haben. Gleichzeitig müßten auch die EOR-Anlagen erneuert werden –«
    »Und was wäre das?« fragte der Verteidigungsminister.
    »Enhanced Oil Recovery Systeme, Genosse Minister, eine westliche Erfindung. Wären dies verhältnismäßig neue Bohrlöcher gewesen, aus denen das Öl unter dem Druck des Erdgases strömt, hätte das Feld wochenlang gebrannt. Wie Ihnen bekannt ist, Genossen, wurde aus diesen Bohrlöchern schon allerhand Öl gepumpt. Um die Förderleistung zu steigern, haben wir Wasser in die Bohrlöcher gepumpt, das mehr Öl nach oben drückt. Unsere Geologen sind im Augenblick noch damit befaßt herauszufinden, in welchem Ausmaß dies die ölführenden Schichten schädigt. Wie auch immer, mit dem Strom fiel auch die Kraft, die das Öl nach oben preßte, aus, und die Brände an der Oberfläche fanden bald keine Nahrung mehr.«
    »Wir können also noch nicht einmal in drei Jahren mit voller Förderleistung rechnen?« fragte der Innenminister.
    »Korrekt, Genosse Minister. Es existiert schlicht keine wissenschaftliche Basis für die Taxierung der Gesamtproduktion. Mit einer Situation wie dieser sah sich bisher noch niemand konfrontiert, weder im Osten noch im Westen. Vielleicht können wir im Lauf der nächsten zwei oder drei Monate den Testbohrungen einige Aufschlüsse entnehmen. Ich habe zwei Ingenieure zurückgelassen, die im Begriff sind, den Prozeß mit verfügbarem Gerät in Gang zu setzen.«
    »Gut.« Der Generalsekretär nickte. »Die nächste Frage: Wie lange kann das Land auf dieser Basis existieren?«
    Sergetow konsultierte seine Unterlagen. »Genossen, für unsere Wirtschaft ist das unbestreitbar eine Katastrophe von noch nie dagewesenen Ausmaßen. Der Winter hat unsere Schwerölvorräte stärker als gewöhnlich vermindert. Bestimmte Energieverbraucher müssen relativ unangetastet bleiben. Für die Stromerzeugung zum Beispiel wurden im vergangenen Jahr achtunddreißig Prozent unserer Ölprodukte aufgewandt, sehr viel mehr als geplant, weil die Kohle- und Gasproduktion, die den Ölverbrauch reduzieren sollte, enttäuschend ausfiel. Wegen Fehlschlägen bei der Modernisierung wird der Ausstoß unserer Kohleindustrie erst in fünf Jahren das Plansoll erreichen. Und Bohrungen nach Erdgas werden gegenwärtig von Umweltbedingungen verlangsamt. Aus technischen Gründen sind Einrichtungen dieser Art in extremer Kälte sehr schwer zu bedienen –«
    »Dann sollen die Faulenzer eben fester zupacken!« schlug der Moskauer Parteichef vor.
    »An den Bohrmannschaften liegt es nicht, Genosse.« Sergetow seufzte. »Es sind die Maschinen. Die Kälte schadet Metall mehr als Menschen. Werkzeuge und Gerätschaften brechen, weil sie in der Kälte spröde werden. Die Witterungsbedingungen erschweren die Versorgung der Lager mit Ersatzteilen.«
    »Wäre es möglich, die Bohrarbeiten im geheimen durchzuführen?« fragte der Verteidigungsminister.
    Das verblüffte Sergetow. »Ausgeschlossen, Genosse Minister. Wie versteckt man mehrere hundert zwischen zwanzig und vierzig Meter hohe Bohrtürme? Da könnte man genausogut versuchen, den Raketenkomplex Plesezk zu tarnen.« Zum ersten Mal fiel Sergetow auf, daß der Verteidigungsminister und der Generalsekretär Blicke tauschten.
    »Dann muß die Stromindustrie ihren Ölverbrauch einschränken«, verfügte der Generalsekretär.
    »Genossen, gestatten Sie mir, Ihnen ein paar grobe Zahlen zu unserem Ölverbrauch zu nennen. Bitte berücksichtigen Sie, daß ich das aus dem Gedächtnis tue, da der Jahresbericht meiner Behörde im Augenblick noch erstellt wird.
    Im vergangenen Jahr förderten wir 589 Millionen Tonnen Rohöl, zweiunddreißig Millionen Tonnen unterm Plansoll, und selbst diese Leistung war nur mit Hilfe der erwähnten künstlichen Maßnahmen möglich. Die Hälfte dieser Menge wurde in masut oder schweres Heizöl zur Verfeuerung in Kraftwerken, Fabriken und so weiter umgewandelt. Für den Großteil dieses Öls gibt es keine andere Verwendung, da wir nur über drei – Verzeihung, nun nur noch zwei – Raffinerien verfügen, deren

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