Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
Shade hatte den Abend in der Turnhalle des Gemeindezentrums eingeläutet, wo er neben seinem Vater auf einer Tribünenbank saß, einem Basketballspiel der Thekenliga zuschaute und versuchte, die Tiefe seiner seltsamen Liebe zur Angreiferin in Rot auszuloten. Nicole Webb, die in seinem Herzen genauso hoch punktete wie am Korb, führte die Peepers, das Team von Maggie’s Keyhole, gegen die gefürchteten Damen von Barb’n Bob’s Bowl’n Brew. Shade saß stoisch neben seinem Vater und zeigte nur gelegentlich aufs Feld, wenn die Frau seines Lebens Ellbogen in Rippen rammte, gegen Schienbeine trat, wildentschlossen Laufblocks stellte, nach fliegenden Bällen hechtete und sich in Zweikämpfe mit verbissenen vierschrötigen Jungfern stürzte, als wolle sie, dass ihr dieser rohe Sport eine ganz persönliche Entscheidung abnahm.
»Deine Dame da macht sich gut«, sagte John X. »Vor Körperkontakt hat sie keine Angst, wie’s scheint.«
»Gewöhnlich geht sie nicht so hart ran«, sagte Shade.
»Nun, du kannst dich glücklich schätzen, Sohn. Für ein Mädel, das schwanger ist, stürmt sie ganz schön übers Feld.«
Auf dem Hartholzboden flogen die Schweißtropfen und die Schimpfworte und die Spielerinnen zum Korb. Nicoles Haut war rosarot vor lauter Ungestüm, und sie hatte sich in sieben Minuten hartem Körpereinsatz drei Fouls und eine neue Feindin eingehandelt. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war so intensiv und angriffslustig wie vor einer Weile, als das Thema Zukunft zwischen Shade und ihr aufgekommen war. Die Diskussion hatte bei einer Tasse Kaffee in Maggie’s Keyhole stattgefunden, wo Nicole sich um die Bar kümmerte, und es war eine freundliche, offene Diskussion gewesen, anderthalb Minuten lang. Dann hatte Shade die Gemeinplätze angebracht, von wegen dass er sich unter Druck gesetzt fühlte und irgendwie eingefangen sei, und sie hatte eine ätzende Bemerkung über seine vorhersagbaren Kommentare fallenlassen, und von da an hatten sie sich in ein verkrampftes und bissiges Gezänk verstrickt, das schließlich von ihr kühl mit einem Jeder-nach-seiner-Fasson-Vorschlag beendet worden war, dem er sich nur anschließen konnte.
»Ich kann mir eine Ehe mit ihr absolut nicht ausmalen«, sagte John X. Er steckte sich eine Chesterfield an und schmunzelte. »Die Frauen, die auf mich geflogen sind, zählten vom Typ her stets eher zu den Fans als zu den Spielerinnen.«
Shade wandte ein: »Von Ehe war bisher noch nicht die Rede, Johnny. Dafür aber von jeder Menge anderem Scheiß.«
Die Peepers machten einen Tempogegenstoß, und unter den fünfundzwanzig oder dreißig Leuten auf der Tribüne erhob sich beifälliges Raunen, als Nicole den Pass außen am Flügel fing und zum Korb stürmte, einen Haken um eine Gegnerin schlug und dann mit einer zweiten zusammenprallte, während sie sich zum Korbleger in die Höhe schraubte und das Foul holte. Beide Frauen stürzten zu Boden, und als ihre Gegnerin die Hand ausstreckte, um ihr aufzuhelfen, schüttelte Nicole nur den Kopf Sie rappelte sich auf und schleppte sich zur Freiwurflinie, Blutrinnsale unter beiden Knien.
»Sie ist doch schwanger, Sohn, oder nicht?«
»Yeah. Yeah, ist sie. Aber die Freudenzigarren brauchst du noch nicht besorgen.«
Als er Nicole von der Tribüne aus beobachtete und zusah, wie sie sich ins Getümmel der Korbzone schmiss, um die Rebounds zu erwischen, und wie sie die eisenharten Ellbogen einsetzte, wünschte sich Shade, er könnte mehr als die Hälfte von dem zurücknehmen, was er zu ihr gesagt hatte. Die Trikots der Peepers waren rot mit blauer Schrift, und Nic trug schwarze Shorts und hellrote Turnschuhe. Wenn sie die Arme reckte, um einen Rebound zu erwischen oder zu werfen, wurden die üppigen Büschel ihrer dunklen Achselhaare sichtbar. Sie bewegte sich mit schlaksiger Anmut von Korb zu Korb, und der lockere Pferdeschwanz fiel ihr wippend über den Rücken. Ihre Sprungwürfe waren ansatzlos und tödlich, und sie kämpfte noch um den letzten Abpraller unterm Korb.
Wahrscheinlich würde sie eine prima Mutter abgeben, was das Thema betraf.
»Na ja«, sagte John X, »ich nehm mal an, du brauchst heutzutage nicht gleich vor den Traualtar zu treten, nur weil sie schwanger ist. Jede Menge Frauen, die schwanger sind, wollen gar nicht heiraten. Also lassen sie’s. Niemand wirft in unsrer Zeit mehr mit Steinen auf sie.«
»Was ist, wenn ich vor’n Altar will?«
»Du willst?« John X drückte seine Kippe aus und ließ sie durch die Bodenritze
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