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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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können die seltsamsten Unfälle passieren.«
    »Verstehe«, sagte Wanda.
    »Wirklich?«, fragte Jadick.
    »Ja, Emil. Ist ja ziemlich einfach, da komm ich schon noch mit.«
    Diesen Dean Pugh musste man im Auge behalten. Er war fies und dürr, mit Junkfood aufgewachsen und, seinem Zahnbelag nach zu urteilen, jeder Zahnhygiene abhold. Unter seinen Augen, die grün schimmerten wie Fliegendreck, war seine Haut gelblich, und seine abartigen Hirnwindungen würden nach seinem Tod die Wissenschaft bestimmt in Aufruhr versetzen. Er war durch und durch bescheuert, durchgedreht wie eine Ente auf der Eisbahn und bekloppt bis zum Gehtnichtmehr, ohne die kleinste Spur Normalität.
    Und Cecil Byrne war sein Freund.
    Die beiden könnten Ronnie mit einem einzigen Anruf umbringen.
    »Ich werd mich umgehend um das nächste Projekt kümmern«, versprach sie mit gesenktem Blick. »Könnte aber ’ne Weile dauern.«
    »Das wollen die Wingmen hören«, meinte Jadick freundlich. »Wir und Ronnie und du, wir werden in dieser Stadt abrechnen.«
    »Mit was abrechnen?«
    »Einfach abrechnen«, erwiderte er. »Das will doch jeder.«
    »Wenn’s nur ums Abrechnen geht«, sagte Wanda, während sie gedankenverloren aus der Verandatür starrte und sich mit der flachen Hand den Magen rieb, »warum hört dann keiner auf, wenn er mal abgerechnet hat?«
    In den frühen Morgenstunden meinte sie: »Es wäre mir recht, wenn du zuerst die Schlafzimmertür zumachen würdest.«
    »Was sind wir doch empfindlich!«, spottete Jadick und schloss die Tür trotzdem. Vor dem Toilettenspiegel brannte eine dicke rote Kerze und erfüllte das Zimmer mit einem sanften, flackernden Licht. Emil zog sich das Hemd über den Kopf und blickte auf Wanda hinab, die ihm auf dem Rücken liegend zusah. Er warf einen prüfenden Blick auf sein Spiegelbild, voll Bewunderung für das Muskelpaket, zu dem er seinen Körper im Gefängnis aufgeblasen hatte. »Ich bin genauso stark, wie ich aussehe«, sagte er stolz.
    »Ich weiß«, erwiderte Wanda. Letzte Woche hatte sie sich bereit erklärt, zur Besiegelung ihres Pakts mit ihm zu vögeln, und obwohl es aus Pflichtgefühl geschehen war, hatte sie schockiert festgestellt, wie sehr es ihr doch gefallen hatte. Zwar besaß sie flinke Finger, eine schmutzige Fantasie und viel freie Zeit, in der sie beides fleißig trainierte, aber zwischen Fantasie und Wirklichkeit bestand doch ein Unterschied, und die Wirklichkeit war eine ganze Weile her gewesen. »Dein Bauch ist der stärkste, den ich je zu Gesicht bekommen habe.«
    Jadick lächelte geschmeichelt.
    »Dreihundert Sit-ups pro Tag, Schätzchen. Sonst gab’s ja nix zu tun in Braxton. Wenn man im Knast ist, bleibt einem nur das Fitnesstraining.« Jadick hatte kurze, glatte schwarze Haare, einen Stiernacken und überall Muskeln. Sein Gesicht war breit und flach, was nicht ungewöhnlich war für Parma, Ohio, einem Arbeiterviertel von Cleveland mit jeder Menge Polacken. »Mit ’n bisschen Babyöl«, meinte er, »ist mein Körper ’ne echte Kultstätte.«
    Plötzlich grinste er breit.
    »Dabei fällt mir was ein«, sagte er. »Beantworte mir folgende Frage: Was ist das romantischste Wort der Welt?«
    Wanda starrte ihn ausdruckslos an, mit jenem undurchdringlichen Gesicht, mit dem sie für gewöhnlich durch die Welt lief.
    »Autsch?«, schlug sie vor.
    »Autsch?« Jadick betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. »Nein, nein, autsch ist das zweitromantischste Wort, Schätzchen.« Damit griff er in die Hosentasche und zog eine Handvoll Ringe heraus. »Diamanten, Wanda. ›Diamant‹ ist das romantischste Wort der Welt.«
    Das Bett war ein Schnäppchen von der Heilsarmee: eine fleckige rosarote Matratze auf dem Fußboden. Jadick setzte sich auf den Rand, hob Wandas linke Hand hoch und hielt nacheinander mehrere Ringe dagegen. Dann schob er ihr einen hübschen, besonders auffälligen an den Finger, direkt neben den Ehering.
    »Wanda«, sagte er mit kindischer, verspielter Stimme. »Willst du mein Valentins-Schätzchen sein?«
    »Valentinstag ist längst vorbei, Emil.«
    »Ja, stimmt«, sagte er. Dann ließ er beide Hände unter ihre glänzenden weißen Shorts gleiten und drückte ihren Hintern. »Also, willst du ficken?«
    Sie lächelte ihn an, seine starken Arme und seinen muskulösen Brustkorb, und sagte: »Ich bin aber viel zu schlapp, um zu schreien.«
    Jadick zog die Hände aus ihrer Hose, stand auf und stellte sich so vor den Spiegel, dass er sich gut sehen konnte. Während er seine Hose

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