Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
Vom Netzwerk:
ihn reingelegt hatte, erklärte er – und es klang schlimmer als es war, kein Grund zur Sorge.
    Eine Woche, bevor er seine Strafe antrat, heirateten sie ganz legal im Rathaus.
    Wanda hörte, wie die Haustür aufging, aber sie stand nicht auf, sondern starrte weiter in die schwarze, geräuschvolle Bayou-Nacht. Sie zog an ihrem Joint, er glühte im Dunkeln. Dann hörte plötzlich die Musik auf, und zum Quaken eines Ochsenfroschs hörte Wanda, wie nicht eine, sondern mehrere Personen ihre Küche betraten.
    Als die Schritte verstummten, drehte sie sich um und sah im Gegenlicht der Küchenlampe drei Männer, die sie anglotzten.
    »Emil«, sagte sie mit einer Stimme, die vom Marihuana etwas monoton klang, »du solltest doch allein kommen.«
    »Weiß ich«, antwortete Jadick. Er trat auf die Veranda und setzte sich auf die breite Lehne ihres alten, abgewetzten Sessels. Dann zupfte er ihr den Joint von den Lippen und inhalierte tief. »Ich wollte ja auch allein kommen, Schätzchen, aber wir haben ein kleines Problem.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Dean hier hat im Country Club einen umgelegt.«
    »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Ist es aber.«
    » O h Mann«, stöhnte Wanda. » O h Mann.«
    »Er musste es tun, Wanda. Der Kerl hat sich völlig danebenbenommen. Er wollte an seine Pistole. Du verstehst doch, dass wir das nicht durchgehen lassen konnten.«
    Wanda legte die Beine auf den breiten Fenstersims, schlug sie übereinander, lehnte sich zurück und fixierte irgendetwas Faszinierendes draußen im Nachtmoor.
    »Echt ein Glück, dass ich high bin«, sagte sie. »Im Kühlschrank steht Bier, bedient euch.«
    Später kam Dean Pugh aus dem Badezimmer, stand im Flur, rieb sich mit beiden Händen sein mageres Hinterteil und sagte: »Hab das Gefühl, als hätt ich ’ne hungrige Katze geschissen!« Nach dieser etwas unvermittelten Erklärung setzte er sich zu den anderen an den Küchentisch und sagte zu Wanda: »Ich wollte dir noch sagen, dass es mir sehr unangenehm war, einen Weißen umzulegen.«
    »Aha«, antwortete Wanda. Ihre Augen hatten jetzt exakt die Farbe ihrer Haare. Der nächste halbgerauchte Joint klebte an ihrer Unterlippe. Während sie redete, hüpfte er auf und ab, und die Asche flog durch die Gegend. »Ich glaub nicht, dass das ’ne brauchbare Entschuldigung ist. Jedenfalls nicht vor dem Gesetz.«
    »Na ja, ich hab mich hinter ’ner Skimaske versteckt, Lady, und das hat wunderbar geklappt.«
    Wanda hatte sich die ganze schmutzige Geschichte schon zweimal angehört. Das Opfer – »so ’n Golfspielertyp« – war eindeutig tot, bestimmt schon in den Vorhöfen der Hölle. Das geklaute Fluchtauto hatten sie in einem menschenleeren Teil von Frogtown abgestellt, und von dem sauberen Wagen aus, in dem sie weitergefahren waren, hatten sie die Tatwaffe in den Bayou geworfen. Da es nicht besonders schlau gewesen wäre, nach einem Raubüberfall mitten in der Nacht durch die Stadt zu kutschieren, wollten sie sich hier verkriechen. Wahrscheinlich konnten sie sich schon morgen Mittag auf den Weg flussaufwärts machen, zu der Hütte im Sumpf, in der sie hausen konnten, bis Wanda den nächsten Job für sie ausbaldowert hatte.
    »Auguste wird schrecklich sauer sein«, meinte sie düster. »Und es kann ganz schön unangenehm werden, wenn er an die Decke geht.«
    »Scheiß drauf«, sagte Jadick. »Von mir aus kann er sauer werden, bis er platzt – das ist es ja, was wir wollen. Und was Ronnie will.« Mit einem großen Schluck leerte Jadick die halbe Dose Bier. »Wenn unsere Jungs erst mal den Laden hier schmeißen und Ronnie samt den übrigen Wingmen aus dem Gefängnis raus ist, dann ist es ein großer Fehler, auf uns sauer zu sein.«
    Jetzt erst bemerkte Wanda die kalte Kippe, die an ihrer Lippe baumelte, und spuckte sie auf den Tisch.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob wir weitermachen sollen, wenn ihr ständig irgendwelche Leute um die Ecke bringt. Ich glaub, das ist hierzulande nicht so angebracht.«
    »Quatsch«, widersprach Dean entrüstet. Und Cecil, der immer ein bisschen aussah wie ein Geist, betrachtete ihn voll Bewunderung. »Hör mal zu, Mädchen. Wir haben einen Plan, einen Entwurf, ein Konzept für The Wing.« Er fuchtelte mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum, und seine knochige Visage nahm einen finsteren Ausdruck an. »Ronnie würde es bestimmt nicht gefallen, wenn du jetzt den Schwanz einziehst, und ich garantiere dir, dass es auch dem Rest der Wingmen nicht gefällt. Braxton ist klein, da

Weitere Kostenlose Bücher