Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
Buchmacher, der nicht hin und wieder so ’ne Wette annimmt, wenn er knapp bei Kasse ist.«
Das Bier wurde gebracht, zusammen mit einer Bloody Mary, die Hedda zwar nicht bestellt hatte, aber trotzdem nicht zurückgehen ließ. »Wanda«, sagte sie mit einem leichten Wodkalallen in der Stimme, »wegen solchen Sachen, wie sie Ronnie da angestellt hat, sind schon Leute umgebracht worden. Ich mag dich doch so gern, Honey. Ich hab dich lieb wie eine kleine Schwester, und ich hab geschrien und geschrien, als das damals alles rauskam, aber wenn ich nicht mit den Beaurains verwandt wäre, hättest du wahrscheinlich ’ne Weile Schwarz tragen müssen.«
»Ich weiß, dass du dich für mich eingesetzt hast«, sagte Wanda.
»Ich hab’s gern getan«, erwiderte Hedda. »Ich mag dich doch so.«
Drüben an der Bar saß eine ältere Frau mit nur einem Bein, die ihre Krücken ans Tresengeländer gelehnt hatte. Sie drehte sich ganz langsam auf ihrem Hocker im Kreis, sodass man die Schrift auf ihrem T -Shirt in Ruhe lesen konnte: Kann Nix Dafür, Hab Glück Gehabt . Hinter der Theke räumte ein geschniegelter Mann in Brauereiuniform Bier in den Kühlschrank, wobei sein Blick des Öfteren in Wandas Richtung schweifte, als hoffte er, dass er mit regelmäßigen Signalen seiner eiskalten blauen Augen ein wenig spontan-nachmittägliche Freude in seine Arme locken könnte.
Als Wanda diese Kühlschrankcasanova-Nummer zum dritten Mal mitbekam, zeigte sie ihm den Finger, und von da an widmete sich der Mann wieder voll und ganz seiner Arbeit.
Wäre das Treffen mit Hedda aus rein freundschaftlichen Gründen zustande gekommen, hätte sich Wanda nur allzu gern volllaufen lassen, aber es gab da ein paar Dinge, die sie wissen musste, und Hedda war ihre einzige Quelle. Die Bloody Marys waren eine willkommene Hilfe, denn Hedda war inzwischen deutlich beschwipst.
Wanda legte eine Extraportion Sonnenschein in ihr Lächeln und fragte: »Was gibt’s denn sonst so Neues bei dir?«
»Bei mir gibt’s nichts Neues«, antwortete Hedda und versuchte mit beiden Händen ihren schwankenden Drink festzuhalten. »Ich komme kaum zum Einkaufen. Shuggie will mir sein Scheckheft nicht geben, weil ich hübsche Dinge mag und weil die Steuerfuzzis die Schecks zurückverfolgen und zusammenrechnen können. Dieser blöde Steuermensch hat mein Leben ruiniert, denn jetzt muss ich mit Bargeld bezahlen und bin drauf angewiesen, dass Fettbacke Shuggie mir welches gibt.« Hedda blickte ihr Publikum düster an. »Dabei bin ich doch die Hälfte dieser Ehe.«
»Mindestens«, meinte Wanda.
»Früher hat er mir immer gesagt, ich soll’s vernünftig ausgeben, jetzt sagt er bloß noch, vergiss es, kommt nicht in die Tüte.«
»Bestimmt ist er momentan sehr beschäftigt«, sagte Wanda liebenswürdig. »Schließlich muss er dauernd bei Augustes Spielen und seinen sonstigen Interessen beide Augen zukneifen. Kriminalität ist ein Job wie jeder andere, wenn man’s bei Licht betrachtet.«
»Wem erzählst du das. Es ist, als wäre Shuggie ein Doktor oder so was, wo auch Tag und Nacht einer anruft. Wie gestern zum Beispiel, da war’s bestimmt schon – ich weiß auch nicht genau, wie viel Uhr, aber es war total spät. Ich hab nämlich schon geschlafen, und der Fernseher hat nur noch geflimmert, und da haben die angerufen.« Hedda fummelte eine Zigarette aus der Packung und steckte sie an. »Irgendein Problem im Country Club, sie hatten Schwierigkeiten bei ’nem Pokerspiel oder so, was weiß ich. Jedenfalls ruft dauernd irgendjemand an, ständig.«
»Na ja, aber Shuggie wird doch mit jedem Problem fertig«, meinte Wanda. »Wahrscheinlich hat er längst alles im Griff.«
»Wahrscheinlich. Als ich von zu Hause weg bin, war er noch nicht da. Aber er hat angerufen, da ist er wie ein kleiner Junge – er ruft mich immer an und erzählt mir, was er grade macht. Ich glaube, das macht er, falls ihm was passiert, damit ich weiß, um wen sich Auguste kümmern soll.« Hedda lehnte sich zu Wanda, durchdrungen von trunkener Vertrauensseligkeit. »Glaubst du, Ronnie hat hinter deinem Rücken rumgefickt?«
»Nicht besonders viel.«
»Aber ein bisschen?«
»Ich denke schon. Ich meine, ’nen zahmeren Mann hätt ich schon zufriedenstellen können, aber bei ihm ging das nicht.«
»Was ist mit Shuggie?«
»Glaub ich nicht. Zu mir ist er jedenfalls nie gekommen, Hedda, das hätte ich dir gesagt.«
»Du bist so lieb, weißt du das?« Hedda wedelte mit ihrer Zigarette in der Luft herum und
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