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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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kratzte einen getrockneten Spritzer Tomatensaft von ihrem Sommerkleid. »Da macht es mir gleich nicht mehr so viel aus, dass er da draußen bei all den nackten Mädchen ist.«
    »Wo draußen?«
    »Bei seinem Anruf hat er gesagt, falls ich ’ne Nachricht für ihn krieg, soll ich in diesem Lokal in der River Road anrufen. Wo die nackten Mädels rumhüpfen und den Männern mit dem Hintern vor der Nase rumwackeln und drauf warten, dass man ihnen Dollarscheine in die Strapse steckt.«
    »Hmm«, machte Wanda.
    »Wir sind da mal hingegangen, Shuggie und ich, bloß so zum Spaß. Hat auch nichts geholfen.« Hedda schwankte auf ihrem Hocker, und das brennende Ende ihrer Zigarette wurde allmählich echt gefährlich. »Wahrscheinlich machte er da ein Spielchen oder so, nach den Problemen gestern Nacht.«
    »Meinst du vielleicht den Rio, Rio-Club?«, fragte Wanda.
    »Genau. Die Mädels da rasieren sich die Muschi, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.«
    »Hör zu, Hedda, ich muss gehen«, sagte Wanda. Dann stand sie auf, ging um den Tisch herum und umarmte ihre Freundin und ahnungslose Informantin. »Ich ruf dir ein Taxi, okay?«
    »Ach, du bist soo lieb!«
    Als Wanda in ihre ungeteerte Auffahrt einbog, sah sie die Autos der Männer hinter der Bougainvillea neben dem Haus. Beim Hineingehen hörte sie ein gedämpftes Knallen und schallendes Männergelächter.
    Sie kam ins spärlich möblierte Wohnzimmer und entdeckte sofort, dass in der Wand in Bodennähe radiergummigroße Löcher waren.
    »Was zum Teufel soll denn das?«, rief sie, sah genauer hin und sah ungeschälte Erdnüsse herumliegen. Wieder ertönte das Gelächter. Sie folgte ihm auf die Seitenveranda, wo sie Dean und Cecil vorfand, die mit Ronnies Luftgewehr herumfuchtelten. Außerdem trugen sie Wandas Unterwäsche. »Ihr gottverdammten Arschlöcher!«, schrie sie.
    » O … oh«, sagte Dean mit einem besoffenen Grinsen, »die Dame des Hauses ist zurück.«
    Mühsam entlockte Wanda Cecil folgenden Bericht: Alles hatte damit angefangen, dass Emil wieder ins Bett gegangen war und Cecil beschlossen hatte, seine Kultiviertheit zu beweisen, indem er ein paar Gimlets mixte, vier Teile Gin auf einen Teelöffel Limonensaft, genau wie’s die feinen Pinkel in in Clearwater, Florida, machen, wo er früher mal ’nen Barkeeper kannte. Das, so erfuhr Wanda, muss man den hochnäsigen Schnöseln lassen, ist tatsächlich der absolute Monsterdrink, und Dean, weißt du, Dean kommt in dein Schlafzimmer, um ein Pflaster für seinen Finger zu suchen, weil er sich geschnitten hat, als er den ersten Krug auf den Boden geschmissen hat, den aus Glas mit den komischen Bildchen drauf, und da unten in deinem Schrank, in diesem Pappkarton, wo die Reizwäsche und die Negligees drin sind, weißt du, ganz unten, da sieht er das Luftgewehr hier und behauptet, er schießt besser als ich. Ich hab ihm gesagt, dass ich eine Erdnuss in der anderen Zimmerecke treffe, und siehe da, das hab ich sogar zwei- oder dreimal geschafft.
    » O h Mann«, stöhnte Wanda angewidert, als sie die ganze Geschichte gehört hatte. Sie betrachtete die beiden, wie sie ihre Gimlets aus Plastikbechern in sich hineinkippten, Dean in einem lavendelfarbenen Tanga, Cecil in einem rosaroten mit rotem Reißverschluss, den sie sich mal bei einem Versandhaus bestellt hatte. »Macht ruhig weiter so, Leute, und behaltet ruhig die Unterhosen, ich schenk sie euch, alles klar?«
    Doch Wandas Anwesenheit schien den vergnügten Saufbrüdern gewaltig auf die Stimmung zu schlagen, und schon bald überließen sie Wanda das Luftgewehr, machten den Fernseher an und kuschelten sich aneinander, um auf den letzten Stand der Seifenopern zu kommen, die sie in Braxton verpasst hatten. Wanda ging in die Küche und begegnete unterwegs Jadick, der aus dem Schlafzimmer kam, ohne Hemd, aber mit Hose.
    Sie warf ihm einen unheilvollen Blick zu: »Hoffentlich hat das FBI mein Haus nicht verwanzt, Emil. Sonst machen die uns vor Gericht absolut lächerlich.«
    »Schlechter Tag?«, fragte er.
    Dann ging er zur Spüle und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    »Ich hab rausgekriegt, was du wissen wolltest«, sagte sie. »Hedda war schon ziemlich blau, als ich gekommen bin.«
    » O ja?« Auf einmal war Jadick ganz Ohr. Das Geschirrhandtuch, mit dem er sich abtrocknen wollte, blieb vor seinem Gesicht in der Luft hängen. »Wo?«
    Wanda setzte sich an den Tisch und fing an, aus den leeren Bierdosen einen Turm zu bauen.
    »In Stripschuppen unten an der River

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