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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Neben ihm sank Evita in den Staub des Platzes und faltete die Hände. Das erschütterte ihn so maßlos, daß er seine Hand auf ihren gesenkten Kopf legte und nur mit Mühe dem Drang widerstand, an ihrer Seite ebenfalls niederzuknien.
    »Wir sind bereit, Padre«, sagte die laute, dunkle Stimme des Alcalden von Santa Magdalena. »Alle, die gehen können, sind gekommen. Befiehl, Padre!«
    Pater Felix überblickte stumm die knienden Menschen. Er trug wieder seine weiße Soutane mit dem breiten Patronengurt darüber. Die Maschinenpistole hing über seinem Rücken, auf den Kopf hatte er das Birett gesetzt. Der Schein der vielen Fackeln umloderte ihn – es war, als brenne die Erde vor ihm, als lösten sich alle die knienden Menschen in Feuer auf. Die letzten Indios humpelten aus dem Dorf heran, meist Greise und alte Frauen. Sie schleppten auf ihren Schultern tönerne Krüge; sie waren für ihren ausgedörrten Körper so schwer wie Felsblöcke.
    »Lasset uns beten!« sagte Pater Felix mit bebender Stimme. Er blickte zu dem bemalten Christus hinauf, der heute zum erstenmal seinen Platz hinter dem Altar verlassen hatte und vielleicht ebensowenig wiederkehren würde wie viele der im Staub hockenden Menschen.
    »Herr im Himmel, sieh auf uns nieder. Du hast uns die Sonne geschickt, die Trockenheit, den Durst, die Cholera, den Tod. Du hast uns acht Monate lang geprüft, ob wir an Dich glauben, und wir haben gebetet, Dein Lob gesungen und auf Deine Wunder gehofft. Wir haben Dich angefleht, wir haben gelitten mit Deinem Wort im Herzen: Wen der Herr liebt, den prüft er hart! Wir haben gelitten wie Dein Sohn, weil auch wir Deine Kinder sind, und wir haben gespürt, wie stark Du uns gemacht hast. Jetzt aber, Herr im Himmel, muß ein Ende sein! Wie Dein Sohn am Kreuz rufen auch wir Dir zu: In Deine Hände befehlen wir unseren Geist. Sei mit uns in dieser Stunde, in der uns ein anderer Befehl im Ohr klingt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!« Pater Felix öffnete die Hände und breitete die Arme weit aus. »Vorwärts, Leute! Zur Hacienda!«
    Die Indios erhoben sich, die Fackeln stießen hoch in die Dunkelheit. »Zur Hacienda!« brüllten die Menschen. »Zur Hacienda! Wasser! Wasser!«
    Die Kreuzträger setzten sich in Bewegung, schritten langsam durch die Gasse, die sich nun bildete, und stellten sich an die Spitze. Pater Felix wandte sich zu Dr. Högli um. Er hatte den Arm um Evitas Schulter gelegt und wartete.
    »Sie fahren hinterher, Doktor«, sagte Felix förmlich. »Haben Sie alles mitgenommen, um die Verwundeten zu versorgen?«
    »Das hast du dir so gedacht!« Dr. Högli nahm dem vor ihm wartenden Indio die Fackel aus der Hand und gab sie an Evita weiter. »Wir gehen mit an der Spitze!«
    »Du hast immer gesagt, daß du die Gewalt haßt! Bleib zurück Riccardo, und sammle die Verletzten auf. Bleib das, was du bist: der Samariter.«
    »Und du? Ein Priester als Rammbock? Erzähl mir nicht, daß deine mit dem lieben Gott verzierten Sprüche dein Gewissen wirklich beruhigen können!«
    »Mein Gewissen? Ist das jetzt noch wichtig?« Pater Felix blickte über die wartenden Indios mit ihren Fackeln, mit den Fässern und Kannen, Krügen und Töpfen. Sogar die kleinen Kinder trugen Gefäße aus Ton oder zusammengenähte Ziegenfelle.
    Wasser! Wasser! Wasser!
    »Diese Menschen glauben, daß wir mit Gott gehen!« sagte er rauh. »Das allein ist wichtig! Der Sturm auf Paddys Burg ist die einzige Möglichkeit, jetzt noch das Dorf und Paddy selbst zu retten. Das kann mein Gewissen ertragen!«
    Er stockte. Evita hatte plötzlich die Fackel über ihren Kopf geschwungen und lief nun mit langen Schritten durch die Gasse dem Kreuz nach. Ein paar Frauen folgten ihr, dann die Männer. Die Gasse schloß sich, die geballte Masse Mensch und Feuer setzte sich langsam in Bewegung und zog von der Kirche weg. Irgend jemand stimmte ein Lied an, ein altes indianisches Lied, mit dem man früher die Toten begraben hatte. Es pflanzte sich fort von Mund zu Mund, und dann sangen sie es alle, hielten die Fackeln hoch und folgten dem hohen Kreuz nach, das ihnen vorausschwankte.
    »Wir diskutieren, und deine Frau führt sie an!« sagte Pater Felix. Seine Stimme war rauh vor Erregung. »Daß ich euch getraut habe, war vielleicht meine beste Tat.«
    Er zog die Maschinenpistole nach vorn über seine Brust, winkte den hinter ihm wartenden Meßdienern zu und lief dem Gewimmel der Fackeln nach.
    Dr. Högli zögerte nicht mehr. Er rannte noch einmal zu seinem Jeep, riß

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