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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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liegen. Aus dem Klumpen von Poncho und Kleidung schälten sich Arme und Beine und zuletzt ein Kopf, blutverkrustet und durch festgepappten Dreck unkenntlich. Paddy deutete auf den zerschlagenen Menschen und schob den breiten Sombrero in den Nacken.
    »Nach langem Fragen hat er endlich die Erinnerung wiedergefunden und uns gesagt, daß Matri in der Kirche ist. Mir war das von vornherein klar, aber ich brauchte einen Zeugen.«
    »Wer ist das?« fragte Pater Felix mit heiserer Stimme und zeigte mit der Maschinenpistole auf den Klumpen Mensch. Dann blieb der Lauf der Waffe in der Luft stehen, und Paddy blickte direkt in die Mündung.
    »Wenn Sie ihn nachher abwaschen, ist's ein guter Bekannter von Ihnen. Juan-Christo. Der Esel nennt sich der Verlobte von …«
    »Was haben Sie mit ihm gemacht, Paddy?«
    »Ich habe ihn mir aus der Ambulanz gefischt und höflich gefragt. Das hat ihn so aufgeregt, daß er plötzlich zu bluten begann! Wo ist Dr. Högli? Auch bei Ihnen, was? Fragen Sie ihn, ob es eine so seltene Krankheit gibt!«
    Die Männer lachten dröhnend. Paddy genoß seinen Triumph. Er hatte ihn nötig. Mendoza Femola hatte, besoffen wie immer, aus Nonoava angerufen und böse Nachricht übermittelt. Der Bischof in Chihuahua hatte erreicht, daß man eine Kommission nach Santa Magdalena schicken wollte. Wann, das wußte man allerdings noch nicht. Die anhaltende Dürre, das Vertrocknen des Landes, die Zerstörung der Ernten, das Sterben des Viehs, der große Durst aller Menschen auf einem Gebiet von mehreren hunderttausend Quadratkilometern waren größere Probleme als der Verdacht eines Bischofs, irgendwo in den Hinterfalten dieses Landes baue ein Amerikaner Rauschgift an. Aber die Anzeige lag bei den Akten; irgendwann würde sie ausgegraben werden, wenn es nicht gelang, bis dahin die mit der Untersuchung beauftragten Beamten ausfindig zu machen.
    Paddy hatte sofort nach Femolas Anruf eine Art Alarm gegeben und mit El Paso telefoniert. Nicht mit dem reichen Handelsherrn Lagarto, sondern mit einem Mann, der sich Pierre Porelle – oder einfach PP – nannte. Er war ein kleiner, eleganter, etwas geckenhaft gekleideter Südfranzose mit einem Menjoubärtchen. Er tanzte und liebte gern, war Vertreter für Landmaschinen und wurde für einen harmlosen, fröhlichen Bürger gehalten.
    Pierre Porelle hatte über Paddys Alarmruf gelächelt. »Monsieur«, hatte er in seiner von ihm selbst entwickelten Sprache, einer perfekten Mischung von Französisch, Englisch und Spanisch, gesagt, »Monsieur, das ist keine Excitacion wert! Ich werde mich um die Sache kümmern. Wie sieht es mit dem Money aus?«
    »Erst einen Erfolg, PP!« hatte Paddy ins Telefon geschrien. »Sie geldgieriger Hund!«
    »Zehntausend Dollar. Okay? Monsieur, ich habe eine schöne Voraus-Idee. Kein Hombre wird Sie stören!« Und dann hatte Pierre Porelle den Vorschlag mit den Warntafeln – Achtung! Seuchengebiet! – gemacht. So klein der Bursche war, so vollgestopft war er mit brauchbaren Ideen.
    Paddy ritt jetzt ein paar Schritte vor. Zwischen ihm und Pater Felix lagen nur noch runde sechs Meter, und zwischen ihnen krümmte sich der zerschundene, nicht mehr zu erkennende Juan-Christo im Staub.
    »Sie bleiben dabei, Pfaffe? Matri ist nicht bei Ihnen?«
    »Kommen Sie herein!« sagte Pater Felix rauh.
    Er schielte auf Juan-Christo. Ihm jetzt zu helfen, war unmöglich. Paddy hätte es ausgenutzt und die Sekunden der Unaufmerksamkeit dazu verwandt, den Priester niederzureiten.
    Langsam kroch Juan-Christo auf den Pater zu, wälzte sich durch den Staub, schob sich auf Händen und Knien stöhnend weiter, an Felix Moscia vorbei, hinüber zur Kirche. Meter um Meter, ein Schleifen und Sich-vorwärts-Krümmen, ein unendlich langer Weg. Er erreichte die Kirchentür, brach wieder zusammen, wälzte sich auf den Rücken und stieß sich ab, und so rollte er in die Kirche, in dem festen Glauben, dort sicher zu sein und zu überleben …
    »Wo hinein soll ich gehen?« fragte Paddy endlich. »In Ihr Pfarrhaus?«
    »Auch! Aber vor allem in die Kirche.« Pater Felix winkte mit dem Lauf seiner Maschinenpistole zum Eingang. »Durchstöbern Sie das Haus des Herrn! Stellen Sie alles auf den Kopf! Die Kirche ist offen, es hindert Sie niemand, sie zu schänden! Auch ich nicht! Überlegen Sie, Paddy: Vielleicht habe ich Matri hinter dem Altar versteckt? Vielleicht schläft sie unter dem Marienbild? Auch in der Kanzel ist noch Platz, einen Menschen zu verbergen! Los, hinein!« Pater Felix trat

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