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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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haben, dass er beobachtet wird«, murmelte Wally vor sich hin und schüttelte den Kopf. Er bewunderte die Geschicklichkeit, mit der Thompson seinen Verfolger abgeschüttelt hatte. Und er war überzeugter denn je, dass der Goldgräber ein reiches Vorkommen entdeckt hatte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Er hat einen Vorsprung von gut zwei Stunden. Glaubst du, du kannst ihn trotzdem noch aufspüren?«
    Ernie senkte den Kopf. Das würde nicht einfach sein, weil viele Afghanen auf Kamelen in die Ghan-Siedlung ritten oder sie verließen. Das aber durfte er Wally nicht sagen, dann würde nichts mehr für ihn herausspringen. Er blickte auf. »Klar kann ich den Kerl aufspüren.«
    Wally zögerte. »Ist jemand aus der Ghan-Siedlung weggeritten?«
    Ernie hatte nicht darauf geachtet. Er dachte kurz nach. »Möglich wär’s. Aber nach Norden kann er nicht geritten sein, dann hätte ich ihn sehen müssen. Er muss sich nach Westen gewandt haben.«
    »Also los, worauf wartest du? Und ich gehe in die Bar zurück, sonst schöpft Tony noch Verdacht.«
     
    Etwa zwanzig Meilen von Marree entfernt stieg Stuart Thompson von seinem Kamel. Er kletterte auf einen felsigen Hügel, der zu einer Kette flacher Erhebungen gehörte. Von hier aus konnte er fünf Meilen weit sehen. Er wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen war, und suchte mit Blicken die Wüste ab. Als er nichts Auffälliges entdeckte – keinen aufgewirbelten Staub oder Ähnliches, das auf einen Verfolger hingedeutet hätte –, stieg er wieder hinunter, um am Fuß der Hügelkette sein Lager aufzuschlagen. Er band die beiden Kamele an einem Pflock fest, den er in die Erde gerammt hatte, sattelte sein Reittier ab und nahm seine Ausrüstung von dem zweiten Kamel herunter. Dann stellte er das kleine Zelt auf, das er mitgebracht hatte, zündete ein Feuer an, öffnete eine Dose mit Bohnen und Wurst und erwärmte sein Essen in einem Blechtopf. Ungefähr zwanzig Meter von seinem Lager entfernt befand sich ein schmaler Stollen, dessen Eingang hinter Gestrüpp verborgen war. Stuart vergewisserte sich mit einem prüfenden Blick, dass niemand sich an dem Strauchwerk zu schaffen gemacht hatte. Er würde den Eingang morgen aus der Nähe inspizieren.
    Kaum hatte er seine Mahlzeit verzehrt, als heftiger Wind aufkam. Stuart trat das Feuer aus und kroch in sein Zelt. Er war dankbar, dass die Hügelkette ihm und den Kamelen ein wenig Schutz vor dem Sandsturm bot.
     
    Als es dämmerte, hielt Ernie kurz inne. Er hatte die Fährten zweier Kamele verfolgt, die nach seiner Schätzung nur wenige Meilen vor ihm sein konnten. Doch der kräftige Wind, der aufgekommen war, würde alle Spuren verwehen. Ernie überlegte, was er tun sollte. Umkehren und Wally sagen, dass er aufgeben musste, weil es bei einem Sandsturm sinnlos war, eine Fährte verfolgen zu wollen? Dann wäre sein Ruf als »legendärer« Fährtenleser ruiniert, dafür würde Wally schon sorgen. Nein, das konnte Ernie nicht zulassen. Er würde das Gesicht verlieren und sein Ansehen bei seinem Clan einbüßen.
    Er kam zu dem Schluss, dass ihm zwei Möglichkeiten blieben: Entweder er setzte seinen Weg fort, wobei er in der Dunkelheit ausschließlich auf seine Instinkte angewiesen wäre, oder er suchte in Farina oder Lyndhurst Zuflucht. Unverrichteter Dinge nach Marree zurückzukehren kam jedenfalls nicht infrage. Obwohl Ernie erschöpft war und die Dunkelheit bald hereinbrechen würde, entschied er sich fürs Weitergehen.
    Bald schwoll der Wind zu einem Sturm an. In den dichten Wolken aus Sand und Staub konnte Ernie nur noch ein paar Schritte weit sehen. Er zog sein Hemd aus und wickelte es sich um den Kopf, sodass nur ein schmaler Schlitz für die Augen frei blieb. Da es weit und breit keine Bäume oder Felsblöcke gab, die ihm Schutz hätten bieten können, steuerte er auf eine niedrige Hügelkette zu, die ein paar Meilen vor ihm lag.
    Minuten später war es stockdunkel. Ernie stemmte sich mit gesenktem Kopf gegen den heulenden Sturm und taumelte weiter. Von Müdigkeit übermannt, setzte er wie in Trance einen Fuß vor den anderen. Der Wind stöhnte und ächzte und malträtierte Ernies nackten Oberkörper. Sein vor Erschöpfung wirrer Verstand gaukelte ihm vor, dass er Stimmen hörte. Es mussten die Geister seiner Ahnen sein, die ihn riefen. Ernies Herz schlug schneller. Furcht packte ihn. Er bat seine Ahnen, ihn in die richtige Richtung zu führen und ihm beizustehen, damit er sein Gesicht wahren konnte. Der Sturm stieß ihn

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