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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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konnte nicht ahnen, dass es Ernie ganz ähnlich erging.

14
     
     

     
     
     
     
    Am Spätnachmittag des darauf folgenden Tags erreichte Stuart Thompson die ersten Häuser von Marree. Er und Ernie hatten sich etwa eine Meile vor der Stadt getrennt. Ernie wollte erst nach Lyndhurst und von dort weiter nach Arkaroola, das achtzig Meilen östlich lag und wo seine Familie lebte. Stuart war wegen der großen Entfernung, die Ernie allein zurücklegen musste, besorgt gewesen, doch der Aborigine hatte nur gelacht. Auf dem walkabout , den rituellen Wanderungen der Ureinwohner, überwand er etliche hundert Meilen zu Fuß.
    Ernie und seine Familie gehörten zum Clan der Adnyamathanha, der in der Flinderskette beheimatet war. Sie führten ein idyllisches Leben und ernährten sich von der Jagd und dem Fischfang im Lake Frome. Auf Stuarts Frage, was ihn nach Marree verschlagen habe, hatte Ernie ausweichend geantwortet. Inzwischen war es ihm selbst ein Rätsel, wieso er das gute Leben, das er geführt hatte, freiwillig aufgegeben hatte. Zwar waren die rituellen Wanderungen Teil seiner Kultur, doch er war viel länger fortgeblieben, als gut für ihn gewesen war. Er wusste jetzt auch, es war ein Fehler gewesen, sich mit den Weißen einzulassen, die ihn zum Trinken überredet hatten.
    Ernie und Stuart hatten am Lagerfeuer gesessen, hatten geredet und unter dem Sternenhimmel geschlafen. Ernie war zu dem Schluss gelangt, dass sein Erlebnis in der Wüste eine Warnung seiner Ahnen gewesen war, sein Leben von Grund auf zu ändern.
    Stuart suchte zuerst Goolim auf, um ihm Schadenersatz für die Kamele anzubieten. Er konnte nicht wissen, dass die Tiere um die Mittagszeit zurückgekommen waren und dass der Kameltreiber sich nun die größten Sorgen um ihn machte. Goolim war ratlos. Erstens wusste er nicht, wo genau Stuart sich aufhielt, und zweitens hatte dieser ihn zu strengem Stillschweigen verpflichtet. Als Goolim schließlich beschloss, sich auf die Suche nach dem Weißen zu machen, stand dieser plötzlich vor seiner Tür. Goolim war unsagbar erleichtert, aber auch verwundert, dass Stuart den langen Fußmarsch offenbar unbeschadet überstanden hatte.
    »Sie leben!«, rief er aus, faltete die Hände und blickte gen Himmel, als schickte er zum Dank ein Stoßgebet hinauf.
    »Ja, aber Ihre Kamele …«
    »Die sind draußen auf der Koppel.«
    Jetzt war es Stuart, dem ein Stein vom Herzen fiel.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Goolim. »Als Hannibal und Lileth ohne Sie zurückkamen, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.«
    »Vorgestern Abend kam ein Sandsturm auf, und da sind die Tiere weggerannt«, berichtete Stuart. »Offenbar hatte ich sie nicht richtig festgebunden. Ich habe gehofft, sie würden zurückkommen, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt …«
    »Kamele kehren meistens nach Hause und zu ihrer Herde zurück.« Was ein Glück für Goolim war, denn die Tiere waren kostbar. »Wo haben Sie denn Ihre Ausrüstung?«
    »Die hab ich in der Wüste zurückgelassen«, antwortete Stuart matt. In Wirklichkeit hatten er und Ernie alles in den Stollen geschafft und dann den Eingang zum Einsturz gebracht. Es war unwahrscheinlich, dass jemand sich in jenen entlegenen Winkel verirrte und den Schacht entdeckte, und Stuart war froh darüber. Nicht nur andere – auch ihn selbst hatte die Gier nach Gold verändert, das war ihm klar geworden.
    Goolim fiel auf, wie viel gelassener Stuart geworden war. Die fiebrige Erregung bei seinem Aufbruch zwei Tage zuvor war von ihm abgefallen. Goolim führte es auf die Erschöpfung zurück. »Soll ich Ihre Sachen holen?«, fragte er.
    »Nein, Goolim. Ich werde nie wieder zu der Schürfstelle zurückkehren. Meine Ausrüstung brauche ich nicht mehr.« Damit drehte er sich um und marschierte auf das Hotel zu. Goolim blickte ihm verwirrt nach.
     
    An diesem Samstagnachmittag hielten sich die üblichen Gäste im Hotel auf: Wally, Les, Ted, Barry Bonzarelli und Fred Powell, der Besitzer des General Store. Lily, Missy und Rita saßen auf der Veranda und warteten darauf, dass die Männer ihnen einen Drink spendierten. Terry Higgins war ebenfalls da, allerdings nicht dienstlich. Dennoch achteten die Frauen darauf, dass sie sich nichts zu Schulden kommen ließen. Sie wussten, Terry würde sie ohne zu zögern für eine Nacht einbuchten, wenn sie sich sinnlos betranken oder die öffentliche Ordnung störten. Er hatte Rita mehr als einmal mit gezogener Waffe festgenommen. Wenn sie betrunken war und

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