Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Catherine … nun, sie hat mitgefeiert. Wir kamen uns näher, und kurz darauf haben wir geheiratet. Aber sehr bald schon wussten wir beide, dass es ein Fehler gewesen war.«
»Und da bist du einfach gegangen, ohne ihr etwas zu sagen?«
»Nein, so etwas würde ich niemals tun. Aber ich konnte mein Leben nicht aus Mitleid mit ihr verbringen. Ich habe sie nicht geliebt – und sie mich nicht.«
»Was hast du dann getan?«
»Ich hab Catherine mein ganzes Geld gegeben – genug, dass sie irgendwo anders hingehen und ein neues Leben anfangen konnte. Dann habe ich die Stadt verlassen.«
»Und Catherine? Ist sie auch gegangen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Stuart leise, »aber ich hoffe es.«
Arabella saß noch eine Weile sprachlos am Feuer, dann ging sie zum Lager der Aborigines. Sie wollte mit Rita über den Plan sprechen, den sie gerade geschmiedet hatte. Ein Gespräch mit der robusten Rita war jetzt die beste Ablenkung für sie, denn Stuarts Geschichte hatte sie tiefer getroffen, als sie sich eingestehen wollte.
Rita war dabei, Holz für ihr Lagerfeuer zu sammeln.
»Was tun Sie denn hier, Missus?«, fragte sie erfreut und erstaunt zugleich, als sie Arabella sah.
»Ich bin auf eine Idee gekommen«, erwiderte Arabella. »Und dafür brauche ich dich.«
Rita hielt erstaunt inne. »Mich?«
»Ja. Du könntest für die Leute, die in die Stadt kommen, auf dem didgeridoo spielen. Du hast großes Talent.«
»Meinen Sie wirklich, Missus?«
»Auf jeden Fall! Jimmy war sehr beeindruckt von deinem Spiel.«
»Aber was ist mit meiner Ausbildung zur Pianistin?«, fragte Rita mit drohendem Unterton.
Selbst im Dunkeln konnte Arabella sehen, dass Rita die Stirn auf beängstigende Weise gefurcht hatte. Panik stieg in ihr auf. »Weißt du, Rita, ich …«
Arabella sah, dass Rita breit lächelte, und sie begriff, dass die Aborigine sie auf den Arm genommen hatte.
»Ich werde wohl besser beim didgeridoo bleiben, Missus«, sagte Rita. »Das Klavier überlass ich lieber Ihnen.«
Plötzlich kam Arabella eine Idee. »Warum spielen wir nicht zusammen, Rita?« Sie konnte beinahe hören, wie das Klavier vom beschwörenden Klang des didgeridoo im Hintergrund begleitet wurde. Es waren zwei völlig unterschiedliche Klänge, und vermutlich war so etwas noch nie versucht worden, doch Arabella war sicher, dass die Instrumente harmonierten.
»Nehmen Sie mich auf den Arm, Missus?«
»Ganz und gar nicht, Rita. Lass uns etwas einstudieren! Kannst du das didgeridoo morgen früh mit ins Hotel bringen?«
»Klar, Missus«, sagte Rita, die kaum glauben konnte, wie aufgeregt Arabella plötzlich war. »Soll das heißen, dass ich mit Ihnen bei dem Konzert spiele?«
»Ja, Rita. Jimmy kann für die Tänzerinnen spielen, aber du kannst mich bei meinen Stücken begleiten. Es wird wundervoll! Wir sehen uns morgen früh.« Arabella eilte davon.
Rita kratzte sich verwundert am Kopf, während sie ihr nachsah. Sie konnte kaum glauben, dass sie Arabella bei dem Konzert begleiten sollte. Noch seltsamer war es ihr erschienen, dass Arabella sie eine Dame genannt hatte. So war sie noch nie genannt worden. Nur die weißen Frauen wurden Damen genannt. Zum ersten Mal im Leben hatte Rita das Gefühl, etwas Besonderes zu sein – und das nicht wegen eines Faustkampfes.
25
Am nächsten Morgen, kurz nach dem Frühstück, traf Rita mit Jimmys didgeridoo ein. Sie sah beinahe erleichtert aus, dass Arabella es sich nicht anders überlegt hatte, war aber nervös, da sie noch nie auf dem Instrument geübt hatte.
»Ich hab keine Erfahrung mit dem didgeridoo «, sagte Rita.
»Aber du hast den Atem dafür«, sagte Arabella, »deshalb wirst du es schnell lernen. Außerdem musst du mir auf dem Klavier nicht folgen. Du wirst bloß ein Hintergrundgeräusch erzeugen. Ich werde eine Melodie spielen, und dann stimmst du mit dem didgeridoo ein. Versuchen wir’s.«
Arabella setzte sich ans Klavier, begann zu spielen und gab Rita dann ein Zeichen, worauf diese nervös in das didgeridoo blies. Nach einem Augenblick hielt Rita inne. »Das klingt gar nicht gut«, sagte sie. Sie fand, dass sie mit ihren unbeholfenen Versuchen, das Instrument zu spielen, Arabellas schöne Musik zerstörte.
»Lass dir Zeit«, sagte Arabella ermunternd. »Spielen wir weiter, bis es uns gefällt.«
Einige Stunden später hatten sie ein paar Stücke ausgewählt, von denen sie glaubten, dass sie gut harmonierten. Arabella war begeistert. »Großartig! Versuchen wir es
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