Im Tal der flammenden Sonne - Roman
nicht beunruhigen wollte.
»Nicht sehr gut«, antwortete Jonathan.
Arabella horchte auf. »Warum nicht?«, fragte sie.
»Ich habe heute mit Paddy gesprochen. Er sagt, dass Uri sich nicht benehmen will. Ständig versucht er wegzurennen. Paddy meint, dass Uri hierherwill, zu Bess und zu dir, Arabella. Er war heute sehr wütend auf Uri. Einer der Afghanen hat sogar vorgeschlagen, Uri zu erschießen.«
Arabella war entsetzt. »Das würde er doch niemals tun, oder?«
»Natürlich nicht. Aber dein kleiner Uri stellt Paddys Geduld auf eine harte Probe.«
Arabella beschloss, am nächsten Morgen selbst zu Paddy zu gehen und mit ihm zu sprechen, um zu sehen, ob sie irgendwie helfen konnte. Natürlich wollte sie nicht, dass Uri verkauft wurde, doch ihr war klar, dass er zum Lastenkamel ausgebildet werden musste, sollte er nicht als Schlachttier enden.
»Sag mal, Stuart«, fragte Ted unvermittelt, »wie kommt es eigentlich, dass keine Frau dir je die Ketten der Ehe angelegt hat?«
Stuart blickte zuerst verblüfft, dann verlegen drein. Er warf einen Blick auf Jonathan, dann auf Arabella. »Ich war einmal verheiratet«, sagte er leise. »Aber es ging nicht gut.« Wieder schaute er zu Arabella. Er konnte sehen, wie verwundert sie war, und glaubte auch eine Spur von Enttäuschung zu erkennen, dass er sich ihr nicht anvertraut hatte. Dann sah er zu Ted. »Wieso fragst du eigentlich?«, wollte er wissen.
»Meine Frau hat mich vor zehn Jahren verlassen«, sagte Ted. »Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt. Die Orte, in die ich immer wieder von der Eisenbahngesellschaft versetzt werde, waren ihr zu einsam und abgelegen. Sie hätte es hier in Marree bestimmt nicht ausgehalten.«
Arabella fragte sich, ob Ted seine Frau nicht genug geliebt hatte, um sich Arbeit in der Großstadt zu suchen.
»Aber dir selbst gefällt es hier, Ted, nicht wahr?«, fragte sie.
»Marree wächst einem ans Herz.« Er strich sich übers Kinn und lachte. »Das geht dir doch genauso, stimmt’s, Jonathan?«
»Ja, ich liebe das Outback. Ich reise hin und wieder in die Großstadt, um meine Fotografien zu verkaufen, wie du weißt, kann es jedes Mal aber kaum erwarten, hierher zurückzukommen.«
Arabella sah die Traurigkeit auf seinem Gesicht.
»Wenn du heiraten und hier draußen leben willst, dann nimm dir eine Frau, die im Outback geboren und aufgewachsen ist«, riet Wally. »Du kannst von einem Großstadtmädchen nicht erwarten, dass ihr ein Kaff wie dieses gefällt. Nimm dir eine Frau aus dem Outback.«
»Genau das habe ich vor«, sagte Terry, der an Sarah Oldfield dachte. Sie war in diesem weiten Land geboren und aufgewachsen und hatte nicht den Wunsch nach einem Leben in der Großstadt. In seinen Augen würde sie die ideale Ehefrau abgeben. Wenn er das nächste Mal Lyndhurst besuchte, wollte er einen Ring in der Tasche haben.
»Aber Maggie und Tony waren doch aus der Großstadt«, sagte Les. »Und Maggie hat sich an Marree gewöhnt.«
»Maggie ist eine Ausnahme«, sagte Wally. »Wir alle wissen, dass sie einmalig ist.«
»Zu mir hat Maggie gesagt, sie hätte oft auf den Zug springen und aus Marree verschwinden wollen«, sagte Arabella. »Es sei nur ihre Liebe zu Tony gewesen, die sie davon abgehalten hätte. Was ist eigentlich aus deiner Frau geworden, Stuart?«
Stuart holte tief Luft. »Ich habe sie in der Goldgräberstadt Tennant Creek zurückgelassen«, sagte er.
»Du hast sie zurückgelassen? «, fragte Arabella fassungslos. Sie konnte sich unmöglich vorstellen, dass Stuart eine Frau in einer wilden Goldgräberstadt zurückließ. Oder hatte sie ihn falsch eingeschätzt? Brachte er tatsächlich etwas so Schreckliches fertig?
»Na ja, ganz so war es nicht«, sagte Stuart.
»Wie war es dann?«, fragte Arabella.
Stuart schwieg einen Augenblick, während er versuchte, sich zurechtzulegen, wie er ihr von seiner Frau erzählen sollte. »Catherine war eine von mehreren Frauen, die ihren Lebensunterhalt in der Stadt mit … nun ja, mit Männern verdienten«, sagte er schließlich.
Arabella blickte ihn verwirrt an. »Was meinst du damit?«
»Sie hat ihren Körper verkauft«, sagte Stuart.
»Sie war Prostituierte?«, fragte Arabella rundheraus.
»Ich hatte Mitleid mit ihr, weil sie von den Männern in der Stadt nur benutzt wurde …«
»Willst du damit sagen, du hast sie aus Mitleid geheiratet?«
»Nein, so war es nicht. Eines Tages habe ich mich schrecklich betrunken. Ich war nach einem kleineren Goldfund in Hochstimmung, und
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