Im Tal der flammenden Sonne - Roman
vor Erschöpfung ein.
3
Edward Fitzherbert war todmüde. Er hatte die Verzweiflung seiner Frau nicht länger mit ansehen können und mitten in der Nacht das Haus verlassen. Ruhelos war er ein paar Meilen weit an den Gleisen entlanggelaufen und hatte immer wieder Arabellas Namen gerufen. Irgendwann, körperlich und seelisch erschöpft, war er auf die Knie gesunken.
Arabella kann nicht tot sein, hatte er sich verzweifelt gesagt. Sie darf nicht tot sein!
Als der Morgen heraufdämmerte, war Edward ins Hotel zurückgekehrt, wo Clarice in einen unruhigen Schlaf gesunken war.
Ein paar Stunden später klopfte es, und Sergeant Menner stand vor der Tür. »Ich habe drei Leute nach Ihrer Tochter ausgeschickt«, teilte er dem übernächtigten Edward mit.
»Bis wohin werden sie vordringen?« Edward verschwieg ihm, dass er sich in der Nacht selbst auf die Suche gemacht hatte.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Aber der Constable ist einer meiner besten Männer.« Der junge Polizist, dem die anderen beiden unterstellt waren, würde selbstständig entscheiden, wann die Suche abgebrochen würde. Doch Menner hielt es für klüger, das für sich zu behalten. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Sir.«
Maggie machte sich keine Gedanken, als Arabella nicht zum Frühstück herunterkam. Wahrscheinlich, witzelte Tony, wolle sie ihren Tee ans Bett serviert bekommen. Es wurde neun Uhr, und Arabella ließ sich immer noch nicht blicken. Maggie machte sich allmählich Sorgen.
Sie eilte hinauf und klopfte. Keine Antwort. Sie versuchte, die Tür zu öffnen, doch die Klinke ließ sich nicht herunterdrücken.
»Arabella?« Maggie klopfte lauter. »Alles in Ordnung?«
Sie schickte sich gerade an, Tony zu holen, damit er das Schloss aufbräche, als von drinnen Schritte zu hören waren. Langsam öffnete sich die Tür.
Arabella blinzelte Maggie verschlafen an.
Maggies Blick fiel auf den Stuhl neben der Tür. Anscheinend hatte die junge Frau sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert. »Ist alles in Ordnung?«, fragte Maggie besorgt.
Arabella brach in Tränen aus.
Maggie ging ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Was haben Sie denn, Kindchen?« Sie drückte Arabella sanft aufs Bett und setzte sich zu ihr.
Arabella wusste nicht, wo sie anfangen sollte. »Ich musste letzte Nacht … auf die Toilette«, schluchzte sie. »Da draußen war … ein Mann mit einer schwarzen Frau, und sie haben … haben …« Arabella brachte es nicht über sich, Maggie zu beschreiben, was sie gesehen hatte.
Maggie musterte die junge Frau verwirrt. Dann begriff sie plötzlich. Sie erinnerte sich, dass Wally Jackson ihren Mann gefragt hatte, ob der ihm einen Shilling leihen würde, damit er Lily für ihre »Dienste« bezahlen könne. »Oh, dieser Wally!«, fauchte sie wütend. »Muss sich ein Mann denn wie ein Idiot aufführen, nur weil er einen über den Durst getrunken hat? Ist es zu viel verlangt, dass er Rücksicht nimmt?« Sie warf einen Blick himmelwärts und seufzte: »Natürlich ist das zu viel verlangt.« Arabella war ein unschuldiges junges Ding. Das Erlebnis musste sie verstört haben. »Tut mir leid, Kindchen. Ich hätte Sie warnen müssen.«
Arabella riss die Augen auf. »Wollen Sie damit sagen, Sie wissen davon? Kommt so was denn öfter vor?«
Maggie nickte.
»Da war noch eine riesige Aborigine«, fuhr Arabella fort. »Sie tauchte plötzlich auf und drohte dem Mann Schläge an.«
»Das kann nur Rita gewesen sein.« Maggie wusste, wie Furcht einflößend Rita auf Fremde wirkte.
»Ja, so hieß sie …«
»Es gibt da etwas, das Sie wissen müssen, Arabella. Ich darf Sie doch so nennen?«
Arabella nickte.
»Rita ist sozusagen die Beschützerin der schwarzen Frauen. Sie ist stärker als die meisten Männer, und sie hat fast ihr ganzes Leben in irgendeiner Stadt verbracht, deshalb spricht sie ganz gut Englisch. Sie bringt es sogar den jüngeren Frauen bei. Die werden von den Männern oft respektlos behandelt, aber wo es geht, sorgt Rita für Ordnung. Sie könnte Hackfleisch aus jedem Mann machen, und das wissen die Kerle. Rita trinkt zwar zu viel und treibt es manchmal ein bisschen zu wild, aber sie hat ein gutes Herz.«
Arabella wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Kann die Polizei denn nichts unternehmen?«
»In der Stadt gibt es nur einen einzigen Constable, und der ist für ein Gebiet von etlichen hundert Meilen zuständig. Er kann sich nicht um solche Bagatellen kümmern.«
Arabella zog
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