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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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hatte, hörte jemanden die Treppe heraufkommen. Dann ging die Tür gegenüber auf. Neugierig geworden, spähte sie auf den Flur hinaus. Im Zimmer auf der anderen Seite stand ein großer, schlanker Mann mit dem Rücken zu ihr. Er legte einen Koffer aufs Bett, öffnete ihn und entnahm ihm verschiedene Gegenstände, die er sorgfältig säuberte und zurück an ihren Platz legte. Arabella verstand zwar nichts vom Fotografieren und der Ausrüstung, aber sie vermutete, der Mann war Jonathan Weston.
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. Er hatte fast schwarze gewellte Haare und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er sich beinahe lautlos an ein Tier heranpirschte, um es zu fotografieren. Seine Kleidung war sauber und ordentlich. Ordnung herrschte auch in seinem Zimmer: Nichts lag herum, alles wirkte aufgeräumt.
    Jonathan Weston spürte plötzlich Blicke im Rücken. Er drehte sich um und entdeckte eine junge Frau, die hinter der Tür des Zimmers gegenüber hervorspähte.
    Arabella fuhr hastig zurück, sah aber noch die hübschen Züge und die dunklen Augen des Mannes. Es war ihr peinlich, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie ihn heimlich betrachtete.
    Jonathan machte ein verdutztes Gesicht. Die junge Frau hatte einen schlimmen Sonnenbrand. Ob sie sich deshalb vor ihm versteckte? Er schmunzelte bei dem Gedanken, wie unangenehm es ihr offensichtlich gewesen war, dass er sie dabei überrascht hatte, wie sie ihn verstohlen beobachtete. Nach einem Augenblick wandte er sich wieder seiner Arbeit zu, noch immer leise lächelnd.
     
    Der Nachmittag war bereits fortgeschritten, als Arabella auf dem Flur die Stimmen Maggies und eines Mannes hörte, den Maggie anscheinend auf sein Zimmer führte. Arabella, die Maggie abpassen wollte, öffnete ihre Tür einen Spalt und schaute hinaus. Im selben Augenblick drehte Jonathan Weston, dessen Zimmertür immer noch weit offen stand, sich um und ertappte Arabella von neuem, wie sie verstohlen hinausspähte. Erschrocken schloss sie die Tür wieder.
    Wenig später vernahm sie abermals Schritte auf dem Flur, dann eine Männerstimme. Sie lauschte. Der neue Gast sprach mit Jonathan und stellte sich ihm als Stuart Thompson vor. Er hatte eine tiefe Stimme, doch sein Alter war schwer zu schätzen.
    »Ist das eine Fotoausrüstung?«, fragte er.
    »Ja, es gibt hier in der Gegend wunderschöne Landschaftsmotive«, antwortete Jonathan. Er hatte eine angenehme Stimme, wie Arabella fand; sie passte zu seiner hochgewachsenen, schlanken Gestalt und seinen fein geschnittenen Zügen.
    »Sind Sie auf der Durchreise?«, wollte er von dem Neuankömmling wissen.
    »Nein, nein. Ich komme aus dem Süden von Queensland und bin über den Birdsville Track hergeritten. Jetzt möchte ich eine Zeit lang hierbleiben, oder in der näheren Umgebung.«
    »Tatsächlich? Marree hat aber nicht gerade viel zu bieten.«
    »Ich möchte nach Gold suchen«, erklärte Stuart. Er spürte, dass er die Neugier des Fotografen geweckt hatte.
    Gold, dachte Arabella. Wie aufregend!
    »Ich wusste gar nicht, dass es hier Gold gibt«, sagte Jonathan erstaunt.
    »Das wissen die Wenigsten. Aber vielleicht hab ich ja Glück und werde fündig.«
    Irgendetwas in Stuarts Tonfall ließ Jonathan aufhorchen. Ob er ein Geheimnis hatte, von dem niemand sonst wusste? »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, Mr Thompson«, sagte Jonathan.
    »Stuart, bitte. Ich nehme an, wir laufen uns jetzt öfter über den Weg.«
    »Ganz bestimmt. Obwohl ich zu den unmöglichsten Stunden komme und gehe. Manchmal bleibe ich die ganze Nacht weg und schlafe im Freien.«
    »Genau das habe auch ich vor«, erwiderte Stuart. »Darf ich Sie auf einen Drink in der Bar einladen?«
    Arabellas Neugier war plötzlich stärker als ihre Furcht vor einer Entdeckung. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt und spähte hindurch. Stuart Thompson hatte ihr den Rücken zugedreht, aber sie konnte sehen, dass er groß, schlank und blond war.
    »Ich trinke zwar keinen Alkohol, aber zu einem Glas Limonade sage ich nicht Nein«, antwortete Jonathan. Eigentlich hatte er zu tun, aber er konnte seine Aufnahmen auch später entwickeln. Er liebte es, Menschen zu studieren. Mancher entpuppte sich als lohnendes fotografisches Objekt. Und er spürte, dass sich hinter Stuart Thompson eine spannende Geschichte verbarg.
    Arabella wünschte, sie könnte in die Bar hinunter. Sie fühlte sich einsam und sehnte sich nach Gesellschaft. Doch eher wollte sie tot

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