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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Arabella eine Schüssel Wasser brachte, fiel ihr auf, dass ihr Gast sein Sandwich kaum angerührt hatte. »Sie haben ja gar nicht gegessen. Nach einem Fußmarsch durch die Wüste müssen Sie doch halb verhungert sein.«
    »Bin ich auch, aber der Käse auf dem Brot ist hart und ausgetrocknet«, schmollte Arabella.
    Maggie blickte sie verdutzt an. »Der Käse ist ausgezeichnet. Ich habe zu Mittag selbst ein Käsebrot gegessen, und Tony ebenfalls.«
    »Dann haben Sie mir ein Stück abgeschnitten, das schon mehrere Monate alt ist«, beklagte sich Arabella.
    »Unsere Vorräte sind mehrere Monate alt. Der Zug fährt die Stadt nicht regelmäßig an.«
    »Ist denn gestern kein frischer Käse mitgekommen?«
    »Doch, aber wegen der Wirtschaftskrise ist alles rationiert. Außerdem müssen die alten Lebensmittel zuerst aufgebraucht werden.«
    »Ich bin zahlender Gast – oder werde es sein, sobald meine Eltern herkommen –, deshalb habe ich ein Recht auf frischen Käse! Wann bringen Sie mir mein Essen herauf?«
    Maggie verschlug es erneut für einen Augenblick die Sprache. Dann sagte sie mit Bestimmtheit: »Miss Fitzherbert, wenn Sie Hunger haben, müssen Sie sich nach unten in den Speisesaal bemühen. Entweder Sie sind bis halb sieben unten, oder Sie gehen leer aus. Ich werde Ihnen Ihr Essen ganz sicher nicht hier oben servieren!«
    Arabella schürzte schmollend die Lippen. »Soll ich mich im Nachthemd in den Speisesaal setzen?«
    Das war ein Argument. »Also gut, meinetwegen. Ich werde Ihnen Ihr Essen ausnahmsweise aufs Zimmer bringen. Aber gleich morgen besorge ich Ihnen etwas zum Anziehen. Bis dahin können Sie einen Morgenmantel von mir überstreifen. Falls Sie auf die Toilette müssen, die ist gleich hinterm Haus – die Treppe hinunter bis ans Ende vom Flur und dann rechts. Es brennt immer Licht dort.«
    Maggie verließ das Zimmer und kam kurz darauf mit dem Abendessen zurück. Den Morgenmantel, den sie Arabella borgen wollte, hatte sie über den Arm gehängt. Neben einem Steak lagen drei halbe Kartoffeln und eine große Portion Möhren auf dem Teller. Das Steak war fast fünf Zentimeter dick und so groß, dass es über den Tellerrand hing. Arabella starrte es entgeistert an. Nicht einmal ihr Vater könnte eine solche Portion verzehren! »Sie erwarten doch hoffentlich nicht, dass ich das esse«, sagte sie bestürzt.
    »Wieso nicht? Was haben Sie daran auszusetzen?«, gab Maggie zurück.
    »Ich wollte ein kleines Steak.« Arabella zeigte ihr mit beiden Händen, was sie darunter verstand. »Außerdem ist das hier angebrannt.«
    Maggie ging das ständige Genörgel allmählich auf die Nerven. »Es ist nicht angebrannt, sondern durch. Sie sagten doch, Sie wollen es gut durchgebraten. Und was die Größe angeht – mein Mann schneidet das Fleisch auf, und das hier war das kleinste Stück. Kein Wunder, dass Sie nichts auf den Rippen haben, wenn Sie immer so winzige Portionen essen. Körperliche Arbeit und ein paar nahrhafte Mahlzeiten, und Sie werden sehen, wie schnell Sie eine frauliche Figur bekommen.«
    Jetzt war es Arabella, der es die Sprache verschlug. Doch Maggie, die sich bereits zum Gehen gewandt hatte, bemerkte es nicht. »Samstagabends geht es in der Bar meistens hoch her. Seien Sie also nicht beunruhigt, wenn es ein bisschen laut wird. Normalerweise befördern wir die Gäste spätestens um Mitternacht hinaus.« Damit schloss sie die Tür hinter sich.
    Arabella blickte fassungslos auf ihren Teller, doch dann schnitt sie das Steak auf. Der Saft lief heraus, und es duftete köstlich. Sie schob sich ein kleines Stückchen Fleisch in den Mund. Es war nicht so zart, wie sie es gewohnt war, aber es schmeckte nicht schlecht. Dennoch schaffte sie nur wenige Bissen. Die Portion war für einen schlechten Esser wie sie viel zu groß – und es fehlte ein Klacks Butter fürs Gemüse. Doch sie würde ganz bestimmt nicht hinuntergehen und danach fragen.
     
    Gegen neun Uhr an diesem Abend musste Arabella auf die Toilette. Sie warf sich Maggies Morgenmantel über, schlich aus dem Zimmer, blieb oben am Treppenabsatz stehen und lauschte. Der Lärm tiefer Stimmen klang von der Bar herauf. Zuerst fürchtete Arabella, unter den Gästen sei ein Streit ausgebrochen, doch dann hörte sie lautes Gelächter und war beruhigt. Sie stahl sich die Treppe hinunter und durch den Korridor, an dessen Ende rechter Hand eine Tür nach draußen führte. Eine von einem Generator gespeiste Lampe, deren Licht Schwärme von Nachtfaltern anlockte, brannte

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