Im Tal der flammenden Sonne - Roman
ihr war Tony weiß wie die Wand geworden. Er eilte zum Herd.
»Ich weiß auch nicht«, jammerte Arabella. »Maggie hat gesagt, ich soll aufpassen, dass das Feuer nicht ausgeht.«
Tony bückte sich, um einen Blick in die Feuerstelle zu werfen. »Mein Gott! Sie können von Glück sagen, dass das Feuer fast erloschen war. Das ganze Haus hätte in Flammen aufgehen können!«
»Aber … wieso denn?«
»Wenn Ruß aus dem Schornstein ins Feuer fällt, fängt er normalerweise an zu brennen. Und so ein Kaminbrand kann sich blitzschnell ausbreiten.« Tony kratzte sich ratlos am Kopf. »Ich frage mich, wo so viel Ruß herkommt. Ich habe den Schornstein erst vor ein paar Monaten gefegt. Na ja, ich werde mich darum kümmern.«
In diesem Augenblick kam Maggie zurück. Sie riss die Augen auf, als sie die Bescherung sah. Nicht nur Arabella, der ganze Fußboden war rußgeschwärzt. »Was ist denn hier passiert? Ich war doch bloß ein paar Minuten weg!« Maggie konnte nicht fassen, dass Arabella ihre Küche in so kurzer Zeit verwüstet hatte.
»Aus dem Schornstein ist Ruß gefallen«, sagte Tony. »Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Es sei denn, Arabella hat die Fülltür zu fest zugeknallt.«
»Das hab ich nicht!«, verteidigte sich Arabella. »Ich hab sie gar nicht aufgekriegt!«
»Und warum steht sie jetzt offen?«, fragte Tony.
»Weil ich auf den Griff geschlagen habe.« Sie zeigte auf den Hammer, den sie hatte fallen lassen.
Maggie stöhnte entnervt auf. »Ich hab ja gleich gesagt, der Schornstein muss wieder gefegt werden!« Zum Glück hatte wenigstens der Braten keinen Schaden genommen, auch wenn das Feuer darunter jetzt erloschen war.
»Ich kümmere mich gleich darum, Maggie«, beruhigte Tony seine Frau. Er wusste, sie stand kurz vor einer Panikattacke.
»Und wie lange wird das dauern?« Maggies Stimme war schrill geworden. »In ein paar Stunden wollen mehr als zwanzig Gäste ihr Essen!«
»Ich mach, so schnell ich kann«, versprach Tony.
Maggie war der Verzweiflung nahe. Sie blickte Arabella vorwurfsvoll an.
»Das konnte ich doch nicht wissen«, sagte Arabella kläglich. Tränen liefen ihr übers Gesicht und hinterließen helle Schlieren in der Rußschicht.
»Gehen Sie, Kindchen, und waschen Sie sich«, sagte Maggie seufzend. Sie wusste, dass das Ganze ein dummer Unfall gewesen war, der allerdings nicht passiert wäre, hätte Arabella sich nicht so ungeschickt angestellt. Und das ausgerechnet heute, wo sie so viele Gäste erwartete! »Ich mach inzwischen hier sauber. Das Rindfleisch gart jetzt natürlich nicht mehr«, fügte sie mit einem Blick zum Herd hinzu. Sie wandte sich zu der Kücheninsel um, auf der die Kartoffeln und Karotten lagen. Alles war mit einer Rußschicht überzogen. Maggie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Jetzt muss ich alles noch einmal waschen«, sagte sie. »Kein Wort zu den Gästen, verstanden? Sie brauchen nicht zu wissen, dass das Gemüse voller Ruß war.« Sie musterte Arabella. »Und jetzt gehen Sie schon; machen Sie sich sauber!«
Arabella nickte und schlich mit gesenktem Kopf aus der Küche. Bedrückt ging sie auf ihr Zimmer.
Nachdem sie sich über dem Balkongeländer den Ruß aus ihrem Haar gebürstet hatte, wusch sie sich Gesicht, Hals und Hände. Dann versuchte sie, mit dem Waschwasser ihr weißes Kleid zu säubern, machte es jedoch nur noch schlimmer. Sie schlüpfte in das hellblaue Kleid. Während sie überlegte, wie sie sich unbemerkt frisches Wasser besorgen könnte, um ihr weißes Kleid zu waschen, klopfte es. Es war Tony. Er sah sofort, dass Arabella schon wieder ein neues Kleid trug.
»Haben Sie etwa noch mehr Sachen auf unsere Rechnung gekauft?«, fragte er schroff.
»Nein, das hier hat Mr Weston mir geschenkt«, erwiderte Arabella mit leisem Trotz.
»Was Sie nicht sagen.« Tonys Augen wurden schmal. »Wie haben Sie ihn denn dazu gekriegt?«
Die Anspielung gefiel Arabella nicht. »Ich habe ihn nicht dazu überredet, wenn Sie das meinen. Er hat mich zum Abendessen eingeladen, aber ich habe abgelehnt und gesagt, ich hätte nichts anzuziehen. Kurz darauf lag ein Päckchen mit zwei Kleidern, die Mr Weston mir gekauft hatte, vor meiner Tür. Ich finde das sehr großzügig von ihm.«
»O ja, in der Tat«, versetzte Tony spöttisch. Er fühlte sich in seiner Meinung bestätigt, dass Arabella die Leute ausnutzte. »Und jetzt beeilen Sie sich, Sie werden unten gebraucht.«
Arabella machte ein betrübtes Gesicht. »Mir geht es nicht besonders, Tony. Ich habe
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