Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Küche.
Eine halbe Stunde später war Arabella immer noch mit Kartoffelschälen beschäftigt. Maggie hatte unterdessen Möhren aus dem Garten geholt und das Rindfleisch für den Ofen vorbereitet. Missbilligend schüttelte sie den Kopf, als sie sah, wie wenig Arabella geschafft hatte.
»Geht das nicht ein bisschen schneller? Und schälen Sie nicht so viel ab«, tadelte sie. »Wir haben viele hungrige Mäuler und keine Kartoffeln im Überfluss.«
»Entschuldigung«, murmelte Arabella, den Tränen nahe. Sie schwitzte, und die Hände taten ihr weh. Mit einem scheuen Seitenblick auf Maggie fügte sie hinzu: »Ich habe das noch nie gemacht.«
»Geben Sie schon her«, sagte Maggie ungeduldig. »Ich mach das selbst. Schaben Sie die Möhren. Das können Sie doch hoffentlich, oder?«
»Ich … ich glaub schon«, antwortete Arabella verzagt.
Jonathan, der in diesem Moment eine weitere Ladung Brennholz hereinschleppte, hörte Arabellas Worte. Als sie zu ihm hinschaute, straffte er demonstrativ die Schultern und reckte das Kinn in die Höhe, um sie daran zu erinnern, dass sie Selbstbewusstsein zeigen sollte. Doch Arabella war nicht danach zumute. Selbstbewusstsein würde sie nicht zu einer tüchtigeren Küchenhilfe machen.
Sie schabte die Möhren und schnitt sie klein. Als sie fertig war, scheuchte Maggie, der alles viel zu langsam ging, sie in den Speisesaal, damit sie dort die Tische deckte. Das war schon eher nach Arabellas Geschmack. Sie hatte mit ihren Eltern häufig in Hotelrestaurants gegessen, daher verstand sie etwas von hübsch gedeckten Tischen. Außerdem war es eine saubere Arbeit. Als sie die Bestecke auflegte, fiel ihr auf, dass die Beine des mit einem Tischtuch abgedeckten Möbels in der Ecke zu einem Konzertflügel gehörten. Obendrauf stand eine Vase. Als Maggie mit Salz- und Pfefferstreuern erschien, die sie auf den Tischen verteilen wollte, fragte Arabella neugierig:
»Wieso ist der Flügel zugedeckt?«
»Weil niemand darauf spielen kann«, antwortete Maggie kurz angebunden. »Und ich war es leid, das Ding ständig abstauben zu müssen.«
»Wem gehört er?«
»Er war schon da, als wir das Hotel übernommen haben.«
»Was für eine Verschwendung«, meinte Arabella. »Wirklich schade.«
Maggie zuckte mit den Schultern. »Tony hat schon oft gedroht, dass er eines Tages Brennholz daraus macht«, sagte sie und eilte wieder hinaus.
Arabella riss entsetzt Mund und Augen auf, als sie das hörte.
»Wissen Sie, wie man eine Soße zubereitet?«, fragte Maggie, als Arabella in die Küche zurückkam, in Gedanken immer noch bei dem Flügel.
Arabella blickte sie verlegen an. »Nein, wir hatten eine Köchin.«
»Sie Glückspilz«, bemerkte Maggie spöttisch. »Ich wünschte, ich hätte auch eine. Da fällt mir ein, ich muss unbedingt Lily und Missy suchen. Ohne sie schaffe ich den ganzen Abwasch nicht.« Sie band ihre Schürze ab. »Ich schau mal, wo sie bleiben.« Das Fleisch war im Ofen; die Kartoffeln und Karotten mussten nur noch dazugegeben werden. »Achten Sie darauf, dass das Feuer nicht ausgeht. Der Schornstein muss wieder mal gefegt werden, er zieht schlecht.«
»In Ordnung«, sagte Arabella zögernd. »Und was mache ich, wenn das Feuer doch ausgeht?«
»Holz nachlegen. Eine gleichbleibende Temperatur ist wichtig für das Fleisch. Das Gemüse stelle ich in den Ofen, wenn ich wieder da bin.«
Maggie blieb ziemlich lange fort, sodass Arabella beschloss, sich den Flügel im Speisesaal näher anzusehen. Sie nahm die Vase herunter und zog das Tischtuch weg. Darunter kam ein wunderschöner, gut erhaltener Stutzflügel zum Vorschein. Wem er wohl gehört hatte? Und wieso hatte sein Eigentümer ihn zurückgelassen? Arabella klimperte ein bisschen darauf herum und staunte, wie gut gestimmt das Instrument war. Nachdenklich deckte sie den Flügel wieder ab und kehrte in die Küche zurück. Als sie nach dem Herdfeuer schauen wollte, ließ die Fülltür sich nicht öffnen. Sie rüttelte am Griff, doch der klemmte. Merkwürdig, Maggie hatte die Tür doch auch mühelos aufbekommen.
Suchend schaute Arabella sich um. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Hammer. Sie nahm ihn und schlug damit kräftig auf den Griff. Die Ofentür flog auf, und eine pechschwarze Wolke schoss heraus. Arabella schrie auf, blinzelte und hustete. Ihr Gesicht, Hals und Oberkörper waren schwarz vom Ruß.
Tony kam in die Küche gestürzt. »Was ist denn hier los?« Er starrte Arabella an, die wie ein Schornsteinfeger aussah. Im Gegensatz zu
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