Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Händler in stolzer Pose vor dessen Geschäft fotografiert. Mohomet wollte seiner Mutter einen Abzug in seine Heimat Kaschmir schicken – als unwiderlegbaren Beweis dafür, dass er es in Australien zu etwas gebracht hatte.
»Entschuldigen Sie, Tony«, sagte Jonathan nun, »aber ich habe zufällig gehört, dass Sie viele Gäste zum Abendessen erwarten.«
»Ja. Einer der Arbeiter von der Lizard Creek Station kam gerade herüber und sagte, Ruth und Bob Maxwells Sohn Troy sei überraschend zu Besuch gekommen. Er ist Soldat und hat Urlaub, seine Eltern haben ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Außerdem feiern sie heute ihren Hochzeitstag, und deshalb haben sie alle Farmarbeiter zum Essen mit der Familie eingeladen. Ungefähr zwanzig Personen, und das so kurzfristig! Auf Maggie und mich wartet eine Menge Arbeit.«
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Das wäre nett, wir können jede Hilfe brauchen«, sagte Tony dankbar. Dann sah er wieder Arabella an und fuhr in harschem Ton fort: »Beeilen Sie sich, Miss Fitzherbert, machen Sie, dass Sie in die Küche kommen! Worauf warten Sie?«
»Na schön«, murmelte Arabella resigniert.
Jonathan trat auf den Flur, schloss die Zimmertür und lächelte Arabella aufmunternd zu, bevor er Tony nach unten folgte. Arabella trottete hinter den beiden her. Tony bat Jonathan, hinter dem Haus Brennholz für den Herd zu hacken.
Maggie stand in der Küche an der Spüle und säuberte Kartoffeln. Es war nicht zu übersehen, dass sie nicht wusste, wo ihr der Kopf stand. Arabella schaute sich um. Der lange, schmale Raum besaß eine Kücheninsel in der Mitte und graubraune Schränke an zwei Wänden. An der hinteren Wand war neben einem gemauerten Backofen Platz für einen Fliegenschrank mit Gittertür, einen Eisschrank und eine breite Anrichte, in der sich das Geschirr stapelte. Spüle und Abtropfbrett befanden sich unter dem einzigen kleinen Fenster, das einen wenig ansprechenden Blick auf die Außentoilette bot. Der Fußboden war aus Naturstein, von der etwa drei Meter hohen Decke hingen Fliegenfänger.
»Tony hat mich gebeten, Ihnen zu helfen«, sagte Arabella kleinlaut.
Maggie wandte kaum den Kopf. »Das wäre nicht schlecht«, sagte sie, während sie die Erde von den Kartoffeln schabte. »Ich konnte weder Missy noch Lily finden und bin deshalb allein.« Sie trocknete sich die Hände ab und wischte sich dann mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Sie können die Kartoffeln waschen und schälen …« Maggie drehte sich um und verstummte. Jetzt erst sah sie, dass Arabella ihr Gesicht nicht verschleiert hatte und ein neues Kleid trug. »Sind Sie etwa noch einmal bei Mohomet Basheer gewesen?«, fragte sie beunruhigt.
»Nein, nein«, sagte Arabella schnell.
»Woher haben Sie dann das Kleid?«
»Jonathan … ich meine, Mr Weston hat es mir gekauft.«
Maggie zog die Stirn kraus, fragte aber nicht weiter nach.
»Binden Sie sich lieber eine Schürze um, sonst wird Ihr schönes neues Kleid schmutzig.« Maggie zog eine Schürze aus einer Schublade.
Arabella band sie sich um und betrachtete seufzend den Berg Kartoffeln, der neben dem Spülbecken darauf wartete, gewaschen zu werden. Das Wasser in der Schüssel, die Maggie benutzt hatte, war fast schwarz, und Arabella verzog angewidert das Gesicht.
Maggie öffnete die Aschetür unter dem Herd und fegte die Asche heraus in einen kleinen Eimer. »Schütten Sie das Wasser ins Gemüsebeet hinterm Haus, wenn Sie fertig sind«, sagte sie über die Schulter zu Arabella.
»Könnte ich das hier nicht gleich wegschütten und frisches holen?«, fragte Arabella hoffnungsvoll.
»Nein, auf gar keinen Fall!« Maggie blickte sie beinahe entsetzt an. »Das da reicht völlig!«
Widerwillig machte Arabella sich daran, die Kartoffeln im Schmutzwasser zu säubern.
»Es genügt, wenn Sie das Gröbste abwaschen«, sagte Maggie. »Sie müssen die Kartoffeln ja sowieso schälen. Danach halbieren Sie die kleinen und vierteln die großen. Ich werde sie zusammen mit einem Stück Rindfleisch anbraten. Ich glaube, so geht es am schnellsten bei den vielen Gästen.«
Jonathan kam mit einem Bündel Brennholz, das er in die Kiste neben dem Ofen legte. »Und, wie geht’s?«, fragte er Arabella.
»Sie hat jetzt keine Zeit zum Plaudern«, belehrte Maggie ihn. »Und das Holz da reicht bei weitem nicht! Ich brauche mindestens noch ein Bündel.«
Arabella verdrehte genervt die Augen, doch Jonathan lächelte ihr gutmütig zu und verließ die
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