Im Tal der flammenden Sonne - Roman
ich hin«, sagte Arabella mehr zu sich selbst, entschlossen, Eindruck auf Maggie zu machen. »Würden Sie mir bitte Feuer unter der Kochstelle machen?«
»Sicher, gern.«
Jonathan ging hinaus, um weiteres Brennholz zu holen. Kurz darauf kehrte Maggie zurück. Sie habe Lily und Missy gefunden, sagte sie, doch Missy sei schon betrunken und Lily beschwipst. »Ich verstehe einfach nicht, warum manche Viehtreiber den Aborigine-Frauen Alkohol zu trinken geben«, knurrte sie verärgert. »Sie wissen doch, dass die Frauen nichts vertragen. Ich habe Rita gebeten, dafür zu sorgen, dass Lily und Missy wieder nüchtern werden, und sie dann herzuschicken. Ich hoffe, sie ziehen sich vorher um. So schmuddelig, wie sie jetzt sind, will ich sie nicht in meiner Küche haben.« Maggie vergewisserte sich, dass das Gemüse garte. »Ich brauche Sie hier nicht mehr. Helfen Sie Tony. Es ist zu spät, um noch Trockenerbsen einzuweichen«, murmelte sie vor sich hin. »Ich werde die Dosenerbsen nehmen, die ich für einen besonderen Anlass aufgehoben habe.«
Arabella holte tief Luft und ging in die Bar hinüber. Tony stellte ihr acht Gläser Bier auf ein Tablett. Sie bemühte sich, die neugierigen Blicke der Männer zu ignorieren, denen sie das Bier am Tisch servierte, doch das war gar nicht so leicht. Außerdem war das Tablett ziemlich schwer, und Arabellas Hände zitterten so stark, dass das Bier aus den Gläsern schwappte. Als sie mit dem leeren Tablett zur Bar zurückkam, ermahnte Tony sie, besser Acht zu geben, weil die Männer für ein volles und nicht für ein halb leeres Glas bezahlten. Am liebsten hätte Arabella erwidert, dass sie sich ihr Bier selbst holen sollten, sagte aber nichts. Tony war ohnehin schon sauer auf sie.
Er beobachtete sie mit Argusaugen, als sie das nächste volle Tablett an einen der Tische trug und die Drinks wortlos und ohne ein Lächeln vor die Männer hinstellte. Diese musterten die schweigsame junge Frau mit unverhohlenem Interesse. Die Bewohner des Outback waren normalerweise freundlich und umgänglich, und viele Viehtreiber – vor allem die, die nicht oft in eine Stadt kamen – waren Frauen gegenüber eher schüchtern. Doch es gab auch Männer, die nicht einmal wussten, was »schüchtern« bedeutete. So einer war Wally Jackson.
Als Tony neue Gläser auf Arabellas Tablett stellte, raunte er ihr zu: »Die Kerle starren Sie nicht wegen Ihres Sonnenbrands an, sondern weil ein neues Gesicht in der Stadt jedes Mal für Aufsehen sorgt. Es wäre nicht schlecht fürs Geschäft, wenn Sie sich ein Lächeln abringen könnten.«
Am nächsten Tisch, an dem Arabella servierte, sprach einer der Männer sie an.
»Ich hab Sie noch nie in der Gegend gesehen. Sie sind wohl neu hier, hm?«, meinte Colin Robinson. »Woher kommen Sie?«
»London«, antwortete Arabella frostig.
»Das ist Fitzi«, rief Wally Jackson, der mit Barry Bonzarelli an der Bar saß. »Hey, Fitzi, wo haben Sie denn Ihren fantasievollen Kopfschmuck gelassen?«
Arabella tat so, als hätte sie nichts gehört.
»Wie heißen Sie denn, Kleine?«, wollte Les Mitchell wissen. Nach ein paar Drinks wurden die Männer mutiger.
» Miss Arabella Fitzherbert«, antwortete sie ruhig. Sie brachte es nicht fertig, den Männern in die Augen zu blicken. Stattdessen schaute sie zur Bar hinüber, wo Jonathan Tony aushalf.
»Wie lange bleiben Sie in der Stadt?«, fragte ein anderer Gast.
»Keine Ahnung«, erwiderte Arabella knapp und eilte davon. Sie wusste, dass sie unfreundlich war, doch es war ihr egal. Früher oder später würde die Frage kommen, warum sie ein Gesicht wie eine überreife Tomate hatte; also wich sie lieber gleich jedem Versuch einer Unterhaltung aus.
Der Rinderbraten lag auf einer warmen Platte, als Arabella in die Küche zurückkehrte; die Kartoffeln und Karotten garten noch im Ofen. Maggie kam gerade von draußen herein, wo sie das Tranchiermesser an einer Steinstufe gewetzt hatte.
»Soll ich die Soße machen, Maggie?«, fragte Arabella.
Maggie warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Es war schon genug schiefgegangen. »Ich dachte, Sie wüssten nicht, wie das geht.«
»Jonathan hat es mir erklärt. Es ist gar nicht so schwer. Haben Sie Mehl da?«
»Ja, in der Speisekammer.« Während Maggie es holte, goss Arabella das überschüssige Fett aus der Bratpfanne ab, gab drei Esslöffel Mehl in die Flüssigkeit, wie Jonathan gesagt hatte, fügte ein wenig Wasser hinzu und verrührte das Ganze über dem Feuer. Nach einer Weile färbte das
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