Im Tal der flammenden Sonne - Roman
verriegelte die Tür. Ihr Herz raste. Sie ließ sich gegen die Tür fallen und atmete ein paar Mal tief durch, hin und her gerissen zwischen ohnmächtigem Zorn und grenzenloser Erleichterung. Dann durchzuckte sie ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn Wally ihr auflauerte? Er konnte gegen die Tür der Außentoilette geschlagen haben und dann ins Haus gelaufen sein. Er konnte sich ja denken, dass sie sich ins Hotel flüchtete …
Die Augen weit aufgerissen, ließ Arabella den Blick durch die Küche schweifen. Von der Außenbeleuchtung fiel ein wenig Licht ins Innere, doch die Ecken des Zimmers lagen im Schatten.
Plötzlich hörte sie Schritte im Flur. Wally musste im Haus sein!
Zitternd vor Angst starrte Arabella auf die Tür zum Gang. Aus dem Augenwinkel sah sie Maggies Nudelholz im Spülbecken. Als sie danach tastete, knarrten die Dielen unter ihren Füßen. Sie erstarrte. Die Tür ging auf, und in der Öffnung zeichnete sich die Silhouette eines Mannes ab. Obwohl vor Entsetzen einer Ohnmacht nahe, packte Arabella das Nudelholz fester und holte zum Schlag aus. Da griff eine kräftige Hand nach ihrem Arm.
»He«, sagte Stuart Thompson, »immer hübsch langsam. Mit dem Ding könnten Sie jemanden verletzen.«
Arabella war dermaßen erleichtert, dass ihre Knie nachgaben.Sie sank Stuart in die Arme.
»Was haben Sie denn? Sie zittern ja wie Espenlaub!«
»Ich … ich dachte …« Arabella verstummte, als ihr klar wurde, wie verrückt es sich anhören würde, wenn sie Stuart erklärte, sie hätte ihn für Wally Jackson gehalten. Stattdessen fragte sie: »Was tun Sie hier? Ich dachte, Sie wären fort.«
»Ich bin erst vor ein paar Minuten zurückgekommen. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.«
Arabella sah ihm in die Augen. »Ich habe Schritte gehört. Und da draußen waren seltsame Geräusche …«
Stuart konnte es nicht gewesen sein. Wally musste sich draußen herumgetrieben haben, eine andere Erklärung gab es nicht.
Stuart legte den Arm fester um sie und warf einen Blick aus dem Fenster. »Für eine Frau kann es da draußen ganz schön unheimlich sein. Aber jetzt bin ich ja da, jetzt kann Ihnen nichts mehr passieren.«
Arabella spürte die Wärme seines Körpers, seinen regelmäßigen Herzschlag und fühlte sich geborgen. »Ich hätte eine Bitte«, flüsterte sie.
»Ja?«
»Könnten Sie mich nach oben begleiten?«
Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Arabella errötete. Hoffentlich hatte er es nicht falsch verstanden!
»Mit dem größten Vergnügen«, sagte er leise.
»Ich komme mir richtig dumm vor, aber …«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Den galanten Helden spiele ich für mein Leben gern«, sagte er und fasste sie am Arm.
Als sie vor ihrem Zimmer angelangt waren, zögerte sie. Wenn Wally ihr nun drinnen auflauerte?
»Könnten Sie vielleicht …«, begann Arabella, obwohl es ihr schrecklich peinlich war.
»Sie möchten, dass ich erst einen Blick hineinwerfe?« Sie hörte mehr, als dass sie sah, wie er lächelte.
»Ich benehme mich albern, ich weiß …«, flüsterte sie.
»Kein Problem. Wenn es Sie beruhigt, schaue ich gern nach, ob alles in Ordnung ist. Warten Sie so lange hier.« Als er hineingegangen war, wurde die Tür auf der anderen Seite des Flurs geöffnet, und Arabella fuhr erschrocken herum.
»Arabella!« Jonathan sah sie verdutzt an. »Was machen Sie denn auf dem Gang? Ist etwas passiert? Mir war, als hätte ich Stimmen gehört.« Er rieb sich verschlafen die Augen. Arabella stellte entsetzt fest, dass er nur eine Pyjamahose trug.
»Ja … ich meine, nein, alles in Ordnung«, stotterte sie. »Ich wusste gar nicht, dass Sie schon zurück sind.«
»Ich bin vor ungefähr einer Stunde gekommen.«
In diesem Moment trat Stuart auf den Flur hinaus. »Alles klar, Sie können beruhigt hineingehen.«
»Vielen Dank«, sagte sie leise.
Verlegenes Schweigen entstand. Arabella sah den verwunderten Blick Jonathans, mit dem er Stuart musterte. Was würde er jetzt von ihr denken, wenn er mitten in der Nacht einen Mann aus ihrem Zimmer kommen sah? »Ich habe unten merkwürdige Geräusche gehört«, versuchte Arabella ihm die Situation zu erklären.
»Unten?«, wiederholte Jonathan.
»Ja, und dann kam Mr Thompson, und ich habe ihn gebeten, mich nach oben zu begleiten und nachzusehen, ob jemand in meinem Zimmer ist. Ich weiß, es ist albern, aber ich hatte schreckliche Angst …«
»Wenn ich runtergehe, werde ich noch einmal nach dem Rechten schauen, damit Sie beruhigt schlafen
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