Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Maggie, mir ist da eine Idee gekommen.«
»Ich traue mich fast nicht zu fragen, aber was für eine?«
»Das kann ich noch nicht verraten, ich will erst eingehender darüber nachdenken«, antwortete Arabella und eilte auf ihr Zimmer.
»Denk lieber lange und gründlich darüber nach«, flüsterte Maggie. Sie hatte schon überlegt, ob sie mit Wally reden sollte, hielt es aber für klüger, sich nicht einzumischen. Und Tony war ohnehin strikt dagegen.
Arabella dachte nach und kam zu dem Schluss, dass sie Wally nichts mehr schuldig war. In ihren Augen war er ein eingebildeter, rücksichtsloser, kindischer Kerl. Sie nahm sich vor, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Sollte er dem Hotel doch fernbleiben! Ihr konnte es nur recht sein. Dann brauchte sie seinen Anblick wenigstens nicht mehr zu ertragen. Dass Tony einen seiner besten Gäste verlor, war bedauerlich, aber nicht zu ändern.
Tony sprach den ganzen Tag kein Wort mit Arabella, und Maggie war ebenfalls schweigsam. Sie war unglücklich, weil ihrem Mann die Situation nicht geheuer war, doch Arabella war zuversichtlich, dass sich alles wieder einrenken würde. Es war sieben Uhr und bereits dunkel, als sie in ihr Zimmer hinaufging. Sie stellte einen Stuhl auf den Balkon und setzte sich eine Weile nach draußen. Ihre Unerschrockenheit wich leisem Unbehagen, als sie zu Frankie Millers Haus hinüberschaute und sah, dass dort kein Licht brannte. In der Hotelbar hielt Wally sich jedenfalls nicht auf – dort saßen Ted und Les, und seinen Freunden ging er zurzeit ja aus dem Weg.
Arabella schaute zu den Sternen hinauf und ließ ihren Blick dann wieder über die nähere Umgebung schweifen. In der Nähe der Außentoilette standen ein paar Bäume, die im schwachen Mondlicht dunkle Schatten warfen. Wie leicht sich dort jemand verstecken konnte …
Hör auf, schalt sie sich. Da ist niemand, das bildest du dir nur ein. Wieder blickte sie zu den Sternen hinauf. Dann vernahm sie ein leises Geräusch. Es klang wie ein Hüsteln oder Räuspern. Das ist sicher nur ein Hotelgast, versuchte sie sich zu beruhigen, heftete den Blick aber auf die Schatten unter den Bäumen.
Sie wollte gerade aufstehen und ins Haus gehen, als sie sich plötzlich beobachtet fühlte. Vor Angst blieb sie ganz still sitzen. Wieder zogen die Schatten unter den Bäumen ihren Blick wie magnetisch an. Das würde Wally ähnlich sehen, sich dort zu verstecken, um ihr Angst einzujagen! So etwas Kindisches passte zu ihm. Arabella zwang sich, langsam aufzustehen. Als sie sich der Tür zuwandte, ließ ein lautes Knacken wie von einem zerbrechenden Ast sie herumfahren.
»Wer ist da?«, rief sie mit vor Entsetzen brüchiger Stimme und fuhr herum. Die Konturen der Schatten hatten sich verändert. Jetzt wusste sie, dass sich tatsächlich jemand dort versteckt und darauf gewartet hatte, bis sie ihm den Rücken kehrte, damit er sich davonschleichen konnte. »Du bist ein Feigling, Wally Jackson«, wisperte sie.
Fröstelnd ging sie ins Haus und schloss fest die Tür hinter sich.
Es war gegen Mitternacht, als Arabella aufwachte, weil sie ein dringendes Bedürfnis verspürte. Schlaftrunken wankte sie die Treppe hinunter. Sie hatte schon die Hand auf den Knauf an der Hintertür gelegt, als ihr jäh Wally Jackson einfiel. Mit einem Schlag war sie hellwach. Wally war bestimmt nicht mehr da. Sicher schlief er längst.
Sie öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus. Alles war ruhig. Arabella nahm ihren Mut zusammen, huschte zur Außentoilette und schlüpfte hinein. Sekunden später, als sie ihr Nachthemd schon hochgeschoben hatte, hörte sie plötzlich ein Kratzen an der Rückseite. Sie erschrak. Das Geräusch konnte unmöglich von einem Tier stammen!
»Wer ist da?«, rief sie. Keine Antwort. Ihr Herz hämmerte wild, ihr wurde schwindlig vor Angst. Mit angehaltenem Atem wartete sie in dem kleinen Häuschen, in dem nur eine düstere Glühlampe über der Tür brannte. Da! Da war es wieder, das Kratzen. Dieses Mal kam es von der Seite und bewegte sich in Richtung Tür. Arabella war starr vor Entsetzen. Sie wollte schreien, brachte aber keinen Laut hervor.
Plötzlich ließ ein dumpfer Schlag die Tür erzittern. Endlich löste Arabella sich aus ihrer Erstarrung, stieß einen gellenden Schrei aus und riss die Tür auf. Sie hatte fest damit gerechnet, sich Wally gegenüberzusehen, doch da war niemand. So schnell ihre zitternden Beine sie trugen, lief Arabella zum Hintereingang, stürzte ins Haus und
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