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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Schluchzen? Behutsam öffnete sie die Tür. Arabella lag bäuchlings auf dem Bett und weinte herzzerreißend.
    »Arabella, Kindchen, was haben Sie denn?«
    Arabella setzte sich aufrecht hin. »Ich vermisse meine Eltern so sehr. Seit fast einer Woche habe ich sie nicht mehr gesehen … Sie halten mich bestimmt für tot!«, stieß sie hervor. »Ich habe Sehnsucht nach ihnen, Maggie!«
    Ein mitfühlender Ausdruck legte sich auf Maggies Gesicht. Sie setzte sich neben Arabella und nahm sie tröstend in den Arm. »Ich weiß, Kindchen, ich weiß.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Maggie, aber ich hasse diese Stadt!«
    »Das kann ich gut verstehen. Mir ging es damals nicht viel anders. Mein erstes Jahr hier war das schlimmste meines Lebens. Die fürchterliche Hitze, der verdammte Staub und die ewige Trockenheit. Aber wissen Sie was? Man gewöhnt sich an diese Stadt und ihre Menschen, und irgendwann möchte man sie gar nicht mehr missen.«
    Das konnte Arabella sich beim besten Willen nicht vorstellen. »Haben Sie sonst keine Verwandten mehr?«, fragte sie und wischte sich die Tränen ab. Es war ihr unbegreiflich, wie man freiwillig in einem staubigen, gottverlassenen Nest wie Marree bleiben konnte.
    »Doch. Ich habe eine Schwester, die auf Warratah Station lebt, und einen Bruder in England.«
    »Wo liegt Warratah Station?« Arabella schnäuzte sich.
    »Die am nächsten liegende Grenze verläuft ungefähr fünfzig Meilen nördlich von hier, aber bis zum Farmhaus selbst sind es etwa hundert Meilen.«
    Arabella riss erstaunt die Augen auf. »So riesig sind die Farmen hier?«
    »Oh, Warratah ist noch eine von den kleineren Farmen. Manche, wie Anna Creek, sind so groß wie europäische Kleinstaaten. Auf über zweiundzwanzigtausend Quadratkilometer Land tummeln sich bis zu achtzehntausend Rinder.«
    Arabella schnappte nach Luft. »Du meine Güte! Wo liegt denn Anna Creek?«
    »Nordwestlich von hier, dreißig Meilen von William Creek entfernt.«
    »Besuchen Sie Ihre Schwester oft?«
    »Peg hat eine große Kinderschar, um die sie sich kümmern muss. Deshalb kommt sie nur ein-, zweimal im Jahr in die Stadt. Ich kann auch nicht viel öfter weg, weil Tony das alles hier allein nicht schafft, jedenfalls nicht für lange Zeit.«
    »Sie haben keine Kinder, Maggie?«
    Ein trauriger Ausdruck huschte über Maggies Gesicht. »Nein«, sagte sie leise, »Kinder waren Tony und mir nicht vergönnt.«
    »Ich bin Einzelkind. Meine Mutter sagt, sie hätte so viel mit mir zu tun gehabt, dass ihr die Kraft und die Zeit für ein weiteres Kind gefehlt hätten«, gestand Arabella.
    Das konnte sich Maggie lebhaft vorstellen.
    »Was meinen Sie, Maggie, wann wird der Zug wieder verkehren?«, fragte Arabella.
    »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Kindchen. Es kann Monate dauern. Im Outback braucht alles sehr viel Zeit.«
    »Aber die Telegrafenleitung wird doch bestimmt schneller repariert sein, oder?«
    »Ganz bestimmt.« Maggie tätschelte ihr tröstend die Hand. »Egal, wie lange es dauern mag – Ihre Eltern werden mit dem nächsten Zug kommen, weil es kein anderes Verkehrsmittel von Alice Springs aus gibt. Bis dahin müssen Sie sich gedulden.«
    Arabellas Miene hellte sich auf. Natürlich! Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Ihre Eltern würden vor der Rückreise nach England nach Adelaide zurückkehren, weil sie dort einen Schrankkoffer zurückgelassen hatten. Das bedeutete, ihr Weg würde sie zwangsläufig durch Marree führen. »Sie haben Recht, Maggie!«
    »Was meinen Sie, was für eine freudige Überraschung das sein wird, wenn sie Sie hier treffen!«
    Arabella lächelte. »O ja, sie werden bestimmt aus allen Wolken fallen!«
     
    Kurze Zeit später betraten Wally, Les, Ted und Barry die Bar. Arabella ging auf dem Weg zum Speisesaal, in dem sie abstauben wollte, an den Männern vorbei, doch Wally ignorierte sie. Arabella war es nur recht. Wenigstens ließ er sie in Ruhe, mehr wollte sie gar nicht, und Tony hatte seinen durstigen Gast zurück.
    Am Abend verließen sie das Lokal jedoch früher als sonst. Arabella wunderte sich darüber und fragte Maggie nach dem Grund.
    »Wahrscheinlich wollen sie bei Frankie Miller noch Karten spielen.«
    »Das könnten sie doch auch hier.«
    »Glücksspiel ist in öffentlichen Gaststätten verboten, obwohl Tony sicher nichts dagegen hätte.«
    »Das ist nicht gut fürs Geschäft, wenn sie so früh gehen, oder?«
    »Nein«, gab Maggie zu. »Aber sie langweilen sich nun mal, und andere Möglichkeiten der

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