Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Arabella.
Maggie wiegte zweifelnd den Kopf. Dann beschrieb sie Arabella den Weg zu Frankie Millers Haus.
Arabella war zuversichtlich, dass sie es finden würde – die Stadt bestand schließlich nur aus einigen wenigen Gebäuden. Nach etwa einer halben Meile konnte sie Frankies Haus sehen. Wally saß auf der vorderen Veranda und hatte die Füße aufs Geländer gelegt. Anscheinend gab es auf den umliegenden Farmen nichts für ihn zu tun. Er beobachtete Arabella mit ausdrucksloser Miene.
Arabella wurden die Knie weich. Wenn der Kerl nun auf sie losging? Kein Mensch war zu dieser frühen Stunde unterwegs, sie war ganz allein. Ihr Mund war so trocken wie Schmirgelpapier. Etwa fünf Meter vor der Veranda blieb sie mit zitternden Knien stehen.
»Maggie weiß, dass ich hier bin«, begann sie für den Fall, dass Wally auf dumme Gedanken kam.
Wally sagte nichts, starrte sie nur mürrisch an. Die wenigen Male, die sie ihn gesehen hatte, war er stets angetrunken und in diesem Zustand meist redselig gewesen, sodass sie gewusst hatte, was in ihm vorging. Jetzt aber verriet seine undurchdringliche Miene ihr gar nichts. Sie bereute, dass sie hergekommen war. Es war eine dumme Idee gewesen. Aber wo sie schon einmal da war, konnte sie auch sagen, was sie zu sagen hatte.
»Ich … Tony hat erzählt, die Männer in der Bar machen sich lustig über Sie«, fuhr Arabella fort. Ihr Herz klopfte so heftig, und ihre Hände waren schweißnass. Sie rieb nervös mit den Handflächen über ihren Rock.
Wally funkelte sie finster an und schwieg. Anscheinend hatte er nicht vor, ihr die Sache leicht zu machen.
»Ich … ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich war wütend. Ich mag es nicht, wenn man mich auf den Arm nimmt, aber ich hätte es trotzdem nicht sagen dürfen.« Sie wartete, dass Wally etwas erwiderte, doch er blieb stumm. Schließlich sagte Arabella: »Tja, jetzt wissen Sie’s. Dann werde ich mal wieder gehen.« Sie wandte sich halb um. Wenn der Kerl glaubte, sie würde vor ihm im Staub kriechen, hatte er sich gewaltig getäuscht. Dieser Sturkopf! Hätte er nicht wenigstens sagen können: »Danke, dass Sie gekommen sind, auch ich habe einen Fehler gemacht«? Ein einziges Wort hätte genügt, doch Wally schwieg wie ein Grab.
Arabella war noch keine drei Schritte gegangen, als Zorn in ihr aufloderte. Sie fuhr herum und fauchte: »Wenn ich schon herkomme und mich entschuldige, könnten Sie meine Entschuldigung wenigstens annehmen! Sie waren es, der betrunken war und sich unmöglich aufgeführt hat! Finden Sie nicht, dass es zum Teil auch Ihre Schuld war?«
Wally sagte noch immer nichts, er starrte sie nur mit unbewegter Miene an.
»Ach, scheren Sie sich zum Teufel!«, fuhr Arabella ihn an. »Sie sind ein ungehobelter Klotz! Ich nehme meine Entschuldigung zurück! Außerdem sind Sie ein Feigling. Sie führen sich wie ein kleines Kind auf. Ihre Freunde verspotten Sie – na und? Warum wehren Sie sich nicht, anstatt den Beleidigten zu spielen? Sie haben auch unfreundliche Dinge zu mir gesagt, aber war ich deswegen böse auf Sie?« Damit drehte sie sich abermals um und stürmte wutentbrannt davon. Arabella konnte nicht ahnen, dass Wally bereit gewesen war, ihr zu verzeihen. Er sagte sich, dass sie schließlich ein dummes junges Ding war. Doch mit ihrer letzten Bemerkung hatte Arabella es sich endgültig mit Wally verdorben. Kalte Wut flackerte in seinen Augen auf. Arabella ahnte nichts davon.
»Was ist passiert?«, fragte Maggie, als Arabella sichtlich aufgewühlt die Küche betrat.
»Nichts«, gab sie zurück.
»Was heißt nichts? Haben Sie sich nun bei Jacko entschuldigt oder nicht?«
»Ja, habe ich«, antwortete Arabella knapp.
»Und?«
»Nichts und! Er hat kein Wort gesagt, hat mich nur böse angestarrt. Was bildet der Kerl sich ein? Und deshalb habe ich …« Maggies angespannter Gesichtsausdruck brachte sie zum Schweigen.
»Und deshalb haben Sie was, Arabella?«, drängte Maggie ungeduldig.
»Und deshalb habe ich meine Entschuldigung zurückgenommen.«
Maggie riss entgeistert die Augen auf. »Sie haben was? «
»Die Entschuldigung zurückgenommen. Er verdient es nicht, dass ich mich bei ihm entschuldige. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass er in meinen Augen ein Feigling ist.«
»Allmächtiger!« Maggie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass Arabella alles noch schlimmer machen könnte, doch genau das hatte sie getan.
»Keine Sorge,
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