Im Tal der flammenden Sonne - Roman
können«, versicherte Stuart.
»Vielen Dank, Mr Thompson, das ist sehr freundlich«, erwiderte Arabella höflich.
»Sagen Sie Stuart zu mir«, erwiderte der Goldgräber. »Jetzt, wo ich in Ihrem Schlafzimmer gewesen bin, können wir auf das förmliche Mr Thompson verzichten, finden Sie nicht?« Es hatte ein Scherz sein sollen, um die gespannte Atmosphäre zu lockern, doch Arabella war viel zu nervös und verlegen.
»Ja, gut … Stuart«, sagte sie und ging in ihr Zimmer. »Gute Nacht.« Sie schloss die Tür und lauschte einen Augenblick, ob die beiden Männer noch ein paar Worte wechselten, konnte aber nur Stuarts Schritte auf der Treppe hören und den gedämpften Knall, als Jonathan seine Zimmertür ins Schloss warf.
Am nächsten Tag, Arabella war auf dem Weg in die Küche, blieb sie einen Moment in der Tür zur Bar stehen und beobachtete die Männer, die sich dort zu einem Bier eingefunden hatten. Außer Barry Bonzarelli saßen noch zwei weitere Männer da, die sie vom Sehen kannte. Les Mitchell, das wusste sie schon, arbeitete auf der Lizard Creek Station und war einer von Wallys Zechkumpanen. Der zweite Mann war Ted Wallace, der Bahnhofsvorsteher. Jetzt, wo der Zug nicht verkehrte, war er öfter als sonst in der Bar anzutreffen. Die Männer unterhielten sich mit gedämpfter Stimme, und Arabella konnte sie lachen hören. Wahrscheinlich machten sie sich wieder über Wally lustig. Arabella hatte nach einer schlaflosen Nacht begriffen, dass sie die Sache irgendwie ins Reine bringen musste, sonst würde Wally sie nie in Frieden lassen.
Das war aber nicht das einzige Problem, das ihr Kopfzerbrechen bereitete. Da war noch die Geschichte mit Stuart und Jonathan – die peinliche Situation, in die sie in der vergangenen Nacht geraten war. Da die beiden Männer das Hotel am frühen Morgen schon wieder verlassen hatten und erst in einigen Tagen zurück sein würden, hatte es keine Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch gegeben. Deshalb wollte Arabella wenigstens die Sache mit Wally aus der Welt schaffen. Danach würde sie sich um Jonathan und Stuart kümmern.
Arabella holte noch einmal tief Luft und betrat die Bar. Die Männer waren sichtlich überrascht, als sie die junge Frau auf sich zukommen sahen.
»Ich habe gelogen«, platzte sie heraus, bevor der Mut sie verließ. Sie warf Tony, der sie wachsam beobachtete, einen nervösen Blick zu. Sie konnte seinen Argwohn verstehen: Er wollte nicht noch mehr Gäste verlieren.
»Wovon reden Sie?«, dröhnte Barry in einer Lautstärke, dass Arabella am liebsten geflüchtet wäre.
»Was ich über Wally gesagt habe, war gelogen. Ich war wütend. Er war betrunken und hat mich aufgezogen, und ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich Fitzi nennt. Deshalb habe ich das alles erfunden, um es Wally heimzuzahlen«, sprudelte sie hervor.
»Soll das heißen, es stimmt gar nicht, was Sie uns über ihn erzählt haben?« Barry musterte sie misstrauisch. Er war ein Hüne von einem Mann mit einem Mondgesicht und der platten Nase eines Boxers. Und er roch nicht gerade gut. Sein bloßer Anblick schüchterte Arabella ein.
Dennoch erwiderte sie ruhig: »Ja, ich habe alles nur erfunden.«
»Dann haben Sie uns angelogen?«, fragte Barry.
Arabella atmete tief durch. Sich als Lügnerin bezeichnen zu müssen war schrecklich für sie, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. »Normalerweise lüge ich nicht«, brachte sie mühsam hervor. »Aber das mit Wally war eine Lüge, ich gebe es zu. Und … und da er ein guter Freund von Ihnen ist, wollte ich, dass Sie die Wahrheit erfahren.«
Die Männer wechselten einen argwöhnischen Blick.
»Warum sollten wir Ihnen jetzt glauben?«, sagte Ted. »Vielleicht lügen Sie ja schon wieder.«
»Ich hätte Ihnen das nicht erzählen müssen«, wandte Arabella ein. »Ich hätte auch den Mund halten können, oder?«
Les nickte. »Da ist was dran.« Er war fast so groß wie Barry, aber klapperdürr. Wenngleich er auf die sechzig zuging, konnte er genauso hart arbeiten wie die Jungen und die meisten von ihnen mühelos unter den Tisch trinken.
»Ich habe mich bei Wally entschuldigt, und jetzt habe ich zugegeben, dass ich alles nur erfunden habe. Mehr kann ich nicht tun.« Arabella fürchtete, ihre zitternden Beine würden gleich unter ihr nachgeben, deshalb hielt sie es für besser zu gehen. Als sie sich umdrehte, sah sie Maggie in der Tür stehen. Sie hatte alles mit angehört.
»Alle Achtung,
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