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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ja …«, murmelte er. »Ja, nun, natürlich …« Diesen Verlauf hatte die Unterhaltung eigentlich nicht nehmen sollen. Glücklicherweise saß Georgina nicht mit am Tisch! »Damals schien jeder jeden zu kennen. Wir waren eine recht kleine Gemeinde.« Um wieder vom Thema Dolour abzukommen, setzte er hinzu: »Wir haben ja sogar Ihre Mutter gekannt! Wir sind auf demselben Schiff hergekommen.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja. Charmante Frau. Hätten Sie gern ein Dessert?«
    Doch Rosa war satt und hätte sich lieber eine Weile auf ihr Zimmer zurückgezogen.
    »Ich reite demnächst zum Krankenhaus zurück«, sagte er ihr. »Hätten Sie Lust mitzukommen?«
    »Besser nicht«, erwiderte sie. »Charlie wird zu tun haben. Unter Umständen wäre ich ihm nur lästig. Aber grüßen Sie Lady Heselwood bitte ganz herzlich von mir, ja? Vielleicht besuche ich sie morgen.«
    »Unbedingt. Und wenn Sie irgendetwas benötigen, rufen Sie einfach Mrs.Ansell.«
    Für Jasin war das Essen eine Qual gewesen. Er war sich wie ein unbeholfener Jüngling vorgekommen, der sich bemühte, eine Frau mit einem liebreizenden Gesicht und strahlenden Augen zu unterhalten. Die an allem interessiert war, was er sagte. Die ihn ganz und gar bezauberte.
    Er war froh, wieder draußen auf der einsamen Straße zu sein, und versuchte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Auf den ersten Blick hatte er sie für eine hübsche junge Dame gehalten; eine elegante Frau, deren dunkles Haar nach neuester Mode zu einem Nackenknoten frisiert war. Doch wie sie ihm mit offenem Haar gegenübergesessen hatte, erinnerte sie ihn an das Gemälde irgendeiner Schönheit. Er konnte sich nicht erinnern, um welches Bild es sich handelte. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte. Er war derart abgelenkt gewesen, dass er kaum gewusst hatte, was er redete. Sie musste ihn für einen kompletten Narren gehalten haben.
     
    Das war ganz und gar nicht der Fall. Rosa hatte Jasins Gesellschaft sehr genossen. Mit ihm konnte man sich so angenehm unterhalten. Und sie fand es gut, dass er Juan erwähnt hatte, anstatt das Thema zu meiden. Er hatte sogar Delia gekannt. Es überraschte sie nicht, dass er seine Mutter charmant gefunden hatte. Wenn ihr danach war, konnte sie es durchaus sein. Erstaunlich, dass sie auf demselben Schiff aus England hergekommen waren! Was für ein Zufall. Und so nett. Niemand in der Kolonie schien ihre Mutter gekannt zu haben, der das Leben hier überhaupt nicht gefallen hatte.
    »Da wimmelt es von Schlangen und Wilden«, hatte sie Rosa immer erzählt. »Ich habe mich die ganze Zeit nur gefürchtet. Ich musste ganz entschieden darauf bestehen, dass dein Vater mich umgehend zurück in die Zivilisation bringt.«
    Rosa ging über den Hof zu ihrem Zimmer, nahm sich ein Buch mit Gedichten und Liedern von Henry Kendall und setzte sich in den Lehnstuhl ans Fenster. Sie versuchte, sich auf ihre Lektüre zu konzentrieren. Es hatte sie irritiert, dass Charlie sich entschieden hatte, im Krankenhaus zu bleiben und zu arbeiten, weil sie viel lieber aus Charlies Mund das Urteil über Lady Heselwood gehört hätte. Andererseits konnte er sich wohl kaum weigern, Leuten zu helfen, die die Hilfe eines Chirurgen benötigten.
    In diesem Augenblick sah sie ihren Gastgeber mit Clem fortreiten. Sie legte das Buch beiseite und ging zur Tür, da sie nun den Spaziergang nachholen wollte, den sie zuvor nicht hatte machen können. Es machte ihr immer großen Spaß, in den »Eingeweiden« einer Farm herumzustöbern, die Pferde- und Rinderhöfe zu erforschen wie auch die Schmiede und was immer es sonst noch gab. Im Gegensatz zu ihrer Mutter machten ihr Schlangen überhaupt nichts aus, und Wilde gab es in diesem Gebiet schon lange nicht mehr.
     
    Als Edward das schmuddelige kleine Krankenhauszimmer betrat, sah er zu seiner Bestürzung, dass seine Mutter schlief und ihr Bein, wieder einmal eingegipst, in einer Art Schlinge hing, die an der Decke angebracht war. Sie sah so blass und matt aus, dass er sie am liebsten aus dieser Hölle fortgebracht hätte.
    Diesseits des Bettes stand ein kleiner Tisch mit einer Lampe. Daher ging er auf Zehenspitzen auf die andere Seite und zwängte sich auf einen Stuhl, der gerade zwischen Bett und Wand passte. Dann starrte er auf den einbandagierten Fuß und fing bei dem Gedanken, dass ein Zeh hatte amputiert werden müssen, beinahe zu weinen an.
    Wie würde sie damit zurechtkommen?, fragte er sich traurig. Sie war so anspruchsvoll. Und Schuhe? Würden ihre Schuhe ihr nun

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