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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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kümmern!«, ereiferte sich Beth. »Warum solltest du das machen, Duke?«
    Einfach weil mir danach ist, dachte Duke sich im Stillen, verärgert über ihre Einstellung.
    »Das Grundstück ist ja nicht groß«, erwiderte er. »Es müsste an einem Tag zu schaffen sein.«
    Auf dem Heimweg merkte er, dass er sich auf ein Wiedersehen mit Harry freute. Wie schön wäre es doch, einen Kumpel vor Ort zu haben! Frauen und ihr verwirrendes Verhalten ermüdeten ihn allmählich. Bis auf die liebe alte Miss Delaney, entschied er, deren Gesellschaft er an diesem Nachmittag genossen hatte. Sie war von echtem Schrot und Korn.
     
    Mrs.Otway wartete mit dem Gig an dem kleinen Bahnhof, um Harry und ihren Mann nach DeLisle’s Crossing zu bringen.
    »Nenn mich doch bitte Annie«, erklärte sie Harry bei der Begrüßung. »Das mit Gillie und Hester tut mir ja so leid. Es muss ein schrecklicher Schlag gewesen sein, mein Lieber. Aber ich freue mich, dass du nun hier bist. Und vergiss nicht, Bescheid zu geben, wenn wir dir irgendwie helfen können. Stimmt’s, George?«
    Der nickte. »Ich hatte schon Angst, du würdest gestern völlig umsonst den weiten Weg herkommen, um uns abzuholen.«
    »Nein, die Postamtsvorsteherin hat mir geraten, nicht zu fahren, und mir von den Erdrutschen erzählt. Ich dachte mir, heute müssten sie wohl fortgeräumt sein, und hier bin ich. Welch wunderschöner Tag für eine Ausfahrt, nicht wahr?«
    Sie stiegen in den Gig und ratterten die sandige Straße hinab, die von den Harry so wohlvertrauten Gummibäumen gesäumt wurde. Als Kinder waren sie von Crossing immer neun Meilen hergewandert und hatten zugesehen, wie die riesige Dampflok vorbeischnaufte, und ihrem Helden, dem Lokführer, zugewinkt. Oft winkte er zurück, was die Jungen in helle Aufregung versetzte.
    Die große Käsefabrik aus Wellblech war immer noch da mit ihren hohen offenen Türen über Augenhöhe, wo die Transportwagen anhielten und der Käse und die Schachteln mit Butter aufgeladen wurden. Allerdings war sie nicht mehr so groß wie zuvor, und die Warenausgabe war lediglich ein Loch in der Wand.
    »Tottie bereitet das Essen«, rief Annie ihm zu, während George die Pferde zu einem gleichmäßigen Gang anhielt. Er kutschierte stets mit Bedacht, aber Harry kam es vor, als würde er an diesem Tag noch umsichtiger fahren, um seinen angeschlagenen Fahrgast auf dem Notsitz hinter ihm zu schonen.
    Frühmorgens war er durch die Straßen von Ipswich geschlendert und hatte darüber nachgedacht, wie man ihn in Crossing empfangen würde. Er würde den Leuten leidtun, er, Harry Merriman, der sich bereits in Georges Gesellschaft wie ein Heuchler fühlte. Dann sah er, wie Männer mit ihren Brotzeitdosen aus ihren armseligen Häuschen traten und sich auf den langen Weg zu den Kohleminen machten, und das rüttelte ihn auf. Er dachte an die in ihrer Kleinstadt tiefsitzende Furcht vor den Minen, die viele junge Männer aus Crossing weggelockt und sie als keuchende alte Kerle mit eingefallenem Brustkorb und Tonpfeife wieder zurückgeschickt hatten.
    »Es schadet nicht, sich daran zu erinnern, dass man es gut hat im Leben«, mahnte er sich. »Du bist nicht traurig wegen der Alten, und doch ergehst du dich in Selbstmitleid. Mach dich einfach auf und tue, was du tun musst.«
    George fuhr einen Umweg durchs Dorf, um Harry mit den neuen Gebäuden vertraut zu machen, die seit seinem Fortgang aus der Erde geschossen waren. Dabei kam es Harry dank Totties Briefen vor, als kenne er schon jeden Winkel. Dieser Umweg ermöglichte es George auch, nicht an der Merriman-Farm vorbeifahren zu müssen. Ohne im Dorf anzuhalten, fuhren sie direkt zu seinem Haus, wo Totties jüngerer Bruder Loftus, inzwischen hochgewachsen und nett anzusehen, schon am Tor auf sie wartete.
    Als sie zum Haus hinauffuhren, wurde Harry nervös. Was sollte er Tottie sagen? Was würde sie von ihm denken, nachdem er so lange fort gewesen war? Er hatte kein Vermögen gemacht. Er war lediglich Viehhüter. Ein Hinterwäldler. Und wurde allmählich leicht krummbeinig, wie seine Kumpel scherzten, vom vielen Reiten … und o Gott! Da stand sie an der Tür, in einer weißen Bluse mit Puffärmeln und einem hübsch schwingenden Tellerrock. In ihren Briefen hatte sie erwähnt, dass sie tüchtig gewachsen sei, doch kam ihm das gar nicht so vor. Ihr kupferrotes Haar trug sie nun lang, bemerkte er, und zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.
    Er kletterte aus dem Gig, enttäuscht, dass Totties Haar zurückgebunden war und

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