Im Tal der Mangobäume
»du schmollst wegen Beth Delaney, das ist alles. Wenn du mich bestrafen möchtest, dann fahr nach Oberon und schreib mir, wenn du dich glücklicher fühlst. Ich komme zu dir, sobald ich von dir höre.«
Er nahm die beiden Koffer und trug sie auf den Hof hinaus, wo der viersitzige Einspänner schon wartete.
Pflichtbewusst umarmte er die Damen, schüttelte Paul die Hand, lauschte wiederum Millys und Lucy Maes überschwenglichen Dankesworten für einen wunderschönen Aufenthalt und winkte ihnen hinterher.
Dann stapfte er zurück ins Haus und goss sich einen Rum ein. Er war wütend auf Lucy Mae, dass sie ihn verlassen hatte. Wütend auf Paul, der diese Entfremdung herbeigeführt hatte. Und wütend auf diese verdammte Milly Forrest, dass sie solch eine Hexe war.
Er beschloss, sie niemals mehr zu sich einzuladen.
Tage darauf erhielt er von Milly einen Brief, der vor Danksagungen in ihrem und Lucy Maes Namen triefte. Kein Wort von Lucy Mae selbst.
Wochen vergingen. Und kein Brief. Bis Laura ihm in einem Brief mitteilte, Milly und Lucy Mae stünden im Begriff, am Ersten des Monats auf der
Minerva
nach Brisbane heimzureisen, und sie würden ihn davor von ganzem Herzen noch einmal sehen wollen.
Duke war entschlossen, ihnen den Wunsch zu erfüllen. Am Tag davor ritt er nach Rockhampton. Seinen ersten Halt legte er beim Barbier ein, wo er sich das dunkle Haar und seinen Bart stutzen ließ. Er brachte ein Paket mit Kleidungsstücken bei der chinesischen Wäscherei vorbei und machte sich dann an den Kauf von Hemden, einem neuen Paar teurer Reitstiefel und einem breiten Hut, der seinem Stand als Viehzüchter entsprach.
Am nächsten Morgen, einem dieser strahlend blauen Tage in Rockhampton, an dem die brütende Sommerhitze vergessen war, trat er mit einer hübschen Blondine in einem rosa-weiß gestreiften Baumwollkleid und einem kecken kleinen Strohhut auf die äußerst schicke Quay Street hinaus. Sie überquerten die Straße, spazierten die Kais entlang zum Anlegeplatz der
Minerva
und traten zu einer vierköpfigen Gruppe, die nahe dem Landungssteg wartete.
»Einen guten Morgen euch allen«, grüßte er sie mit einem Lächeln und einer würdevollen Verbeugung. »Darf ich euch Miss Beth Delaney vorstellen?«
* * *
An diesem Nachmittag mietete er sich ein Gig und kutschierte Beth damit in Rockhampton herum. Sie schlug einen Besuch bei ihrer älteren Tante vor, die auf einer Anhöhe mit Blick auf die ganze Stadt wohnte. Als er abbremste, um in die Einfahrt der Tante zu biegen, bemerkte Duke, dass am Eingang nebenan der Name »H. Merriman« in ein Holzbrett gebrannt worden war.
Von Miss Delaneys prächtigem weißem Haus aus hatte man überallhin herrliche Ausblicke, aber Duke war mehr an ihrem Nachbarn interessiert.
»H. Merriman«, sagte er. »Wissen Sie denn, wer das ist, Miss Delaney?«
»Ja«, erwiderte Beths Tante. »Ein junger Kerl. Netter Bursche, Harry heißt er.«
»Ist er daheim?«
»Ich glaube nicht, aber ich wünschte, er würde wiederkommen. Das Grundstück ist derart überwuchert, dass es schon bedrohlich wirkt!«
»Wo ist denn sein Haus?«, wollte Beth wissen. »Man sieht ja nicht einmal das.«
»Es liegt versteckt hinter diesem ganzen Dschungel. Er nennt es sein Landhaus, hat es selber gebaut, aber eigentlich ist es eher eine Blockhütte.«
»Wie schrecklich!«, sagte Beth. »Was für eine Frechheit, in diese nette Straße eine Blockhütte zu setzen.«
Duke blickte überrascht zu ihr auf. »Was spricht dagegen?«
»Nichts«, warf ihre Tante bestimmt ein. »Irgendwie müssen junge Burschen ja anfangen. Für den Grundstückskauf sind seine gesamten Ersparnisse draufgegangen, hat er mir erzählt. Und ich habe ihm gesagt, er solle sich deswegen keine Gedanken machen, denn er habe eine gute Wahl getroffen. Kennen Sie ihn denn, Mr.MacNamara?«
»Ich denke schon. Blonder Bursche. Ein Viehhüter, glaube ich. Habe ihn in Brisbane kennengelernt.«
»Ja, das müsste er sein. Er ist viel unterwegs.«
Duke starrte auf das üppige Grün. »Miss Delaney, wenn Sie das stört, kann ich es gern auslichten. Glaube kaum, dass Harry was dagegen hätte.«
»Zu freundlich von Ihnen! Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar, weil die Leute auf vernachlässigte Grundstücke immer Abfall werfen und das Gestrüpp für Ratten und Schlangen das reinste Paradies ist. Letzte Woche habe ich in der Nähe des Zauns eine Rauhschuppenotter und eine Tigerschlange gesehen.«
»Darum kann Mr.Merriman sich gefälligst selber
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