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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte das ganze Vorhaben missbilligt, und zwar von Anfang an. Doch diese vornehmen Heselwoods hatten all seine Ratschläge in den Wind geschlagen.
    Zunächst einmal hatte er erlaubt, dass Lady Georgina aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht wurde, sofern eine zufriedenstellende Schlinge angebracht würde, um Georginas inzwischen frisch ausgerichtetes Bein zu stützen. Doch hatte sie das Krankenhaus noch nicht einmal verlassen, als das Theater, sie habe Heimweh und wolle in das Haus in Sydney zurückkehren, auch schon begann.
    »Es liegt am Point Sniper«, erklärte Rosa ihm. »Anscheinend hat es ursprünglich Kapitän Sniper gehört. Muss ein wundervolles Haus sein.«
    Diese Information, erinnerte er sich säuerlich, stand in keinerlei Zusammenhang mit dem, was sich da vor seinen Augen gerade entspann. Lady Heselwood wünschte heimzukehren, weshalb ihr Mann und Sohn diesen widersinnigen Plan ersonnen hatten.
    »Ich halte es für ungünstig, unsere Patientin zu bewegen«, erklärte er ihnen. »Sie sollte im Streckverband liegen.«
    »Das kann mein Vater organisieren, sobald er sie heimgebracht hat, Doktor«, tat Edward Heselwoods Sorgen ab. »Und er wird einen Spezialisten aus Sydney hinzuziehen, um sicherzustellen, dass das Gerät korrekt angepasst wird. Seien Sie also unbesorgt, wir werden uns bestens um sie kümmern.«
    Charlie argwöhnte, dass der junge Heselwood genauso erpicht darauf war, von diesem einsamen Vorposten wegzukommen, wie seine Mutter.
    »Ich glaube wirklich …«, begann er, aber Edward fiel ihm ins Wort.
    »Doktor, wenn ich Sie bitten dürfte, nicht immer so schwarz zu sehen. Damit beunruhigen Sie Lady Heselwood.«
    Doch für Edward ging der Plan auch nicht ganz auf, da sein Vater verfügt hatte, er solle nach Montone zurückkehren und alles über die Viehzucht lernen. Nicht dass es Charlie irgendwie gekümmert hätte. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, sich am Rande von Heselwoods Entourage aufzuhalten, bis alle sicher an Bord waren.
    Die Patientin hatte nicht zugeben wollen, dass die Fahrt nach Maryborough schmerzhaft für sie gewesen war, obgleich Charlie sich sicher war, dass das Gegenteil nur durch göttliches Eingreifen hätte der Fall sein können.
    Als sie nach Süden segelten, war Rosa Lady Heselwood eine solch große Hilfe gewesen, dass Charlie stolz auf sie war. Keine Bedienstete hätte die Dame besser durch die Schwierigkeiten lotsen können, die sich durch die Enge der Kabine ergaben. Sie kleidete die Frau an, badete sie, kümmerte sich um jedes ihrer Bedürfnisse.
    »Rosa ist solch ein Schatz«, erklärte Lady Heselwood ihm. »Sie ist so geduldig mit mir.«
    »Es freut mich, dass sie behilflich sein konnte«, erwiderte er, erleichtert, dass sie in wenigen Stunden in Brisbane anlegen würden und seine Verantwortung für das Wohlergehen der Frau dann wieder in den Händen ihres Mannes läge.
    »Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte.« Lady Heselwood, deren unförmiges Bein, verborgen unter einer Decke, erhöht auf Kissen ruhte, legte sich auf ihrer Koje zurück. »Deshalb wollte ich Sie auch fragen, ob Sie es in Betracht ziehen könnten, Rosa zu gestatten, mit mir nach Sydney weiterzureisen. Ich brauche sie wirklich, und sie sagte, sie sei bereit, sich für den Rest der Reise um mich zu kümmern, sofern Sie nichts dagegen hätten.«
    Sie stellte die Frage auf so liebreizende Weise und so unvermittelt, dass sie Charlie damit derart überrumpelte, dass er nicht imstande war, eine brauchbare Ausflucht aus dem Ärmel zu schütteln. Im Nachhinein rügte er sich, dass er nicht angeboten hatte, für die Reise eine qualifizierte Krankenschwester für sie aufzutreiben. Aber nun war es natürlich zu spät.
    Er machte sich auf die Suche nach Rosa, die auf dem Deck mit Seiner Lordschaft plauderte, weshalb er seine Wut erst einmal hinunterschlucken musste, bis sich eine Gelegenheit ergab, die Sache unter vier Augen zu besprechen. Sie unterhielten sich gerade über die hohen Berge, die Brisbane umgaben, versuchten, sie zu zählen, und verglichen die Stadt mit Rom und seinen sieben Hügeln, was Charlie ärgerte, da die beiden Rom offensichtlich kannten, er dagegen noch nie in Europa gewesen war.
    »Wie viele Berge kannst du benennen?«, wollte Rosa von ihm wissen.
    »Ungefähr vier«, schnauzte er. »Rosa, ich habe meinen Panamahut gesucht. Hast du ihn irgendwo gesehen?«
    »Ist er denn nicht in der Kabine?«
    Sein verärgertes Seufzen signalisierte ihr, dass es ratsam wäre, ihm zu

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