Im Tal der Mangobäume
helfen.
»Na schön«, lachte sie. »Ich werde eine Suche nach deinem Hut in die Wege leiten. Und wenn ich ihn gefunden habe, Charlie, dann musst du mir fünf dieser Berge nennen!«
Kaum waren sie in ihrer Kabine, wandte er sich zu ihr. »Wie kannst du es wagen, eine Weiterreise nach Sydney ins Auge zu fassen, ohne mich um Rat zu fragen!«
»Habe ich ja gar nicht. Ich war fest entschlossen, dich zu fragen, ob du etwas dagegen hättest. Georgina braucht mich.«
»Ach, Georgina ist es also? Nicht etwa Jasin?«
»Sei nicht albern. Ich muss ihn weder waschen noch ihm die Haare kämmen. Also wirklich, Charlie, was ist denn in dich gefahren?«
»Du bist diejenige, die albern ist. Deine Patientin hat mich gefragt, ob du sie nach Sydney begleiten könntest, so dass mir als Gentleman keine andere Wahl blieb, als zuzustimmen, da ihr beide das Ganze ja bereits besprochen habt!«
Sie setzte sich auf die harte Koje. »Dein Hut hängt an dem Haken da drüben.«
»Was soll ich also tun, wenn dieses Schiff vor Anker geht? Mich rar machen?«
»Wenn du nicht möchtest, dass ich mit ihnen weiterreise, dann sag es einfach. Dann erkläre ich, es käme nicht gelegen. Sie würden keine Erklärung erwarten.«
»Verstehe. Und dann bekommt Dr.Palliser zu hören, er hätte seine Patientin im Stich gelassen!«
»Das liegt an dir«, erwiderte sie achselzuckend.
»Eben nicht! Du hast mir keine andere Wahl gelassen!«
»Du hast eine Wahl, Schatz. Warum kommst du nicht auch mit? Wir fahren einfach beide nach Sydney!«
»Ich wurde ja nicht eingeladen«, erwiderte er beleidigt.
»Dich muss man doch gar nicht einladen. Du bist ihr Arzt!«
»Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich zu tun habe? Patienten warten auf mich. Ich war ja so schon lang genug fort. Immerzu möchtest du irgendwohin. Erst vor zwei Monaten wolltest du eine Woche am Meer verbringen.«
»Und es war himmlisch«, erwiderte sie. »Wir sollten jedes Jahr dort hinreisen.«
Sie nahm ihn am Arm und küsste ihn. »Sei mir nicht böse. Es tut mir ja leid, aber ich glaube wirklich, Lady Georgina braucht mich. Sie ist an derlei Erschwernisse nicht gewöhnt, und es bedrückt sie sehr. Zudem fühle ich mich so zu etwas nütze.«
»Ist ja schon gut. Du fährst nach Sydney! Na schön! Ich wäre dir verbunden, wenn du die Zeit fändest, meine Tasche zu packen, da ich ja allein von Bord gehe.«
Charlie wusste, dass Rosa sich oft langweilte, insbesondere, wenn er erst spät nach Hause kam. Die Lösung lag auf der Hand. Kinder! Und zwar je eher, desto besser. Obwohl sie inzwischen seit vier Jahren verheiratet waren und ihr Geschlechtsleben zufriedenstellend war, hatten sich noch keine eingestellt. Er hatte mit dem dienstälteren Arzt im Krankenhaus darüber gesprochen, der ihm auch keine Lösung hatte anbieten können, außer dass er lachend vorgeschlagen hatte, Charlie solle Starkbier und Austern auf seinen täglichen Speiseplan setzen.
Er fand das gar nicht lustig, noch beeindruckten ihn die häufig wiederholten Anfragen seitens seines Schwiegervaters, wann er ihn denn mit einem Enkelsohn zu versorgen gedenke. Der musste reden! Hatte ja selber nur ein Kind. Zumindest waren keine weiteren bekannt, setzte er gehässig hinzu.
Es nagte an Charlie, dass die beiden Männer anzudeuten schienen, es liege an ihm. Er wünschte, Rosa gliche Langleys Frau mehr, Gracie. Seit sechs Jahren verheiratet, vier Kinder. Sie war zufrieden damit, im nördlichen Queensland in der Wildnis zu leben, wo immer ihr Mann Absteckpfähle hineinschlug. Gracie wurde es garantiert nie langweilig.
Als das Schiff sie nach Brisbane zurückbrachte, wartete ein aufgeregter Reporter vom
Courier
bereits, um Lord und Lady Heselwood zu interviewen.
»Ob ich wohl kurz mit Ihnen sprechen dürfte, Eure Lordschaft?«, rief er, sobald Jasin an Land gegangen war.
»Worüber?«
»Soweit ich weiß, hatte ihre Frau in Gympie einen Unfall, Sir?«
»Ihrer Ladyschaft stieß ein Missgeschick zu, richtig.«
Rosa kam als Nächstes den schmalen Landungssteg hinunter, gefolgt von Charlie. Als Heselwood sich umwandte, um ihr dabei behilflich zu sein, auf festen Boden zu gelangen, eilte der Reporter zu ihr.
»Sind Sie wieder wohlauf, Lady Heselwood?«
Rosa starrte ihn mit großen Augen an. »Wie bitte?«
»Das ist nicht Lady Heselwood«, herrschte Charlie den Reporter über ihre Schulter hinweg an. »Wie können Sie es wagen, meiner Frau zu nahe zu treten?«
»Oh! Verzeihung!«, erwiderte der Reporter gelassen. »Sie
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