Im Tal der Mangobäume
eingeschlagen.
»Und überhaupt«, sagte sie zu einer Elster, die zu ihren Füßen im Gras herumpickte, »wenn sich herausstellen sollte, dass das mit Duke nur eine Affäre war, dann ist es mir auch recht, Vogel. Ich fühle mich jetzt freier. Glücklicher. Alles in allem waren es ja doch herrliche Ferien.«
Lucy Mae wäre entzückt gewesen, den neuesten Klatsch zu erfahren: dass Beth Delaney einen neuen Freund hatte, einen Kapitän aus dem Queensland Freiwilligenkorps, das jetzt in Rockhampton stationiert war. Duke dagegen war alles andere als erfreut.
Als er Beth darauf ansprach, nannte sie unverblümt den Grund für ihren Sinneswandel.
»Er behandelt mich besser als du, Duke. Er bringt mir Geschenke und Schokolade mit, und er sagt, wenn er mich heiratet, dann kauft er mir einen großen Perlenring.«
»Aha, so ist das also? Ich habe nicht gewusst, dass du für ein bisschen billigen Tand zu kaufen bist.«
Beth’ Hand flog in die Höhe und schlug ihm fest ins Gesicht.
»Und noch etwas«, meinte sie, noch ehe er sich davon erholen konnte. »Noch einmal würde ich mich nicht auf dich einlassen. Für ein anständiges Mädchen bist du viel zu dreist.«
Er hatte angefangen, Harry Merrimans Grundstück auszulichten, und rückte zunächst einmal dem dichten Unterholz zu Leibe, manches davon hüfthoch, was in der Trockenzeit eine Feuergefahr darstellte. Unterdessen sann er über Beth’ Entscheidung nach und kam zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnte, sich darüber Gedanken zu machen.
Dennoch brachte die Wut über ihre Art ihn dazu, derart zügig auf die Unkräuter und Schlingpflanzen einzudreschen, dass eine Grundstücksecke schon bald vorzeigbar war. Als er erst einmal die dichten Schlingpflanzen, die hohe Bäume überwuchert hatten, entfernt hatte, so dass es nun auch weiter unten lichter wurde, entdeckte er einige prächtige Baumfarne mit hellgrünen Kronen und andere Farnarten, von deren Existenz er gar nichts gewusst hatte, wie auch Palmen und Grevilleen und auf dem Waldboden eine Menge zarter Blumen.
Miss Delaney kam mit Hilfe eines Spazierstockes zu ihm gehumpelt und machte ihm Komplimente über seine Arbeit. Duke war es peinlich, wie verschwitzt er aussah und dass ihre Nichte ihm den Laufpass gegeben hatte, doch sie schien das nicht zu kümmern.
»Roden Sie einen Weg?«, erkundigte sie sich.
»Ich glaube nicht. Ich weiß ja nicht, wo Harry ihn gern hätte. Aber sobald dieses ganze Gestrüpp erst einmal aus dem Weg ist, haben wir einen besseren Überblick, welche Bäume er behalten wollen würde. Irgendwo hier drinnen verbergen sich sogar Bananenstauden, wissen Sie.«
»Ja, und dornige Bäume und Brennnesseln!«
»Die habe ich bereits entdeckt«, erklärte er kleinlaut. »Aber so schlimm ist es gar nicht. Ein paar Ranken haben sogar angefangen, die Hütte zu überwuchern. Von Harry haben Sie wohl nichts gehört?«
»Leider nein. Hätten Sie gern eine Tasse Tee?«
»Nein, danke, Miss Delaney. Ich mache lieber weiter.«
Zumindest noch eine Weile, dachte er sich im Stillen. Bei der Arbeit wird einem verdammt heiß! Danach leiste ich mir ein Zimmer im
Criterion
, da Delaneys Hotel ja nicht mehr in Frage kommt.
Es war sinnlos, nach Harry Ausschau zu halten, da der Möchtegernviehzüchter an diesem Tag beschäftigt war. Seinem Hochzeitstag.
Harry und seine geliebte Tottie wurden von Reverend Trenmell in der kleinen Kirche in DeLisle’s Crossing getraut. Trauzeugen waren Loftus Otway und Robbie Phelan, dessen Mutter an der Orgel saß.
Nachdem er so viele Jahre auf sich selbst gestellt gewesen war, weinte Harry angesichts der Wärme und Freundschaft, die ihm an diesem Tag entgegengebracht wurden, als halb DeLisle’s Crossing zur Kirche strömte, um sie glücklich verheiratet zu sehen und Reis zu werfen, als sie aus der Kirche traten. Harry war derart überwältigt, dass sein Entschluss, Crossing zu verlassen, ins Wanken geriet.
Er blickte zu Tottie hinunter, die in einem Gewirr aus weißer Spitze so schön aussah. Auf ihr vertrauensvolles Lächeln und das Bild der beiden Brautjungfern in Blau neben ihr. Und da, vor ihm, standen Annie und George, die vor Glück strahlten, und Mr.Buschell, der eigens aus Crossing hergeritten war, um ihm alles Gute zu wünschen. Und ein Meer aus vertrauten Gesichtern.
Er schien in diesem Meer zu treiben, in eine geordnete Welt davongetragen zu werden, in der hinter gepflegten Hecken alles seinen Platz hatte; in der die Farmer in ihren Betten schliefen; in
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