Im Tal der Mangobäume
dass sie ging, damit er diese Vorhänge wieder zuziehen und sich auf dieses Bett legen und seine müden Knochen ausruhen konnte. Kaum zu fassen, dass er nach dem Angriff in der Schlucht immer noch auf den Beinen war. Danach war er stundenlang geritten, hatte Beresford in der Stadt Plenty bei seinen Gängen begleitet und dann einen weiteren Tagesritt durch rauhes Land hinter sich bringen müssen.
Sobald er die Pensionswirtin hinausgeleitet hatte, stapfte er zum Bett, ließ sich daraufsinken und zog an seinen Stiefeln. Er schaffte es gerade noch, sie auf den Boden zu werfen, ehe der Schlaf ihn übermannte.
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Kapitel 9
Hinter Büschen verborgen, beobachteten die Steinwerfer von einem schmalen Grat aus, wie das Tageslicht langsam über die Hügel kroch und die Nachttiere zurück in ihre Nester schickte. In der Ferne vernahmen sie noch das Hu-hu eines Rieseneisvogels, ehe die majestätischen Singvögel anhoben, entschlossen, angesichts dieses strahlenden Tages jedermann zu wecken – ein Tag, ihrer reinsten Töne, besten Akkorde und Kadenzen wert.
Papageien schwirrten an ihnen vorbei und tauchten in über und über mit Blüten bedeckte Bäume ein, um den frühen Morgen damit zu verbringen, Nektar nippend und beschwipst vor sich hin plappernd durch das dichte Laub zu klettern.
Weiter unten hüpften Felskängurus wie im Tanz über das Gestein, hielten inne, um sich, süße junge Gräser knabbernd, die Welt zu besehen, und Eidechsen machten sich auf die Suche nach einem warmen Plätzchen, wo sie sich sonnen konnten.
Ein Wildschwein schnüffelte an einem Kleefarn herum, und Gudala sah zu seinem Bruder und warf dann einen Blick auf seinen Speer, aber Banggu schüttelte den Kopf. Zunächst hieß es abwarten. Sie mussten in Erfahrung bringen, was sie, außer Soldaten zu behelligen, vollbracht hatten. Eine ganze Truppe davon! Ein wagemutiger Angriff. Auch wenn das nicht ihr eigentliches Ziel gewesen war, als Banggu seinen vierköpfigen Trupp an die Kante dieser Schlucht geführt hatte. Er hatte seinen jungen Freunden lediglich den atemberaubenden Ausblick von dort zeigen und dann mit ihnen hinuntersteigen wollen, da ihre Enge wie geschaffen dafür war, Wildschweine zu fangen.
Aber als sie das Plateau erst einmal erreicht hatten, war es interessanter und verlockender gewesen, sich an die Kante der Schlucht zu wagen und hinunterzuspähen.
Gudala war es, der entsetzt zurückgewichen war.
»Sind das Soldaten?«, rief er. »Da unten! Ich glaube, das sind Soldaten! Ein schöner Ort, um Wildschweine einzufangen, Banggu! Eine Kugel wohl eher! Kommt, lasst uns verschwinden.«
Neugierde behielt jedoch die Oberhand. Sie krochen vor, legten sich flach hin, bewegten sich vorsichtig bis an den Rand und beobachteten die Feinde dabei, wie sie ein Lager aufschlugen.
Banggu war enttäuscht und wütend. Er hatte vor seinen neuen Freunden von der Insel, die die Weißen Keppel nannten, das Gesicht verloren. In letzter Zeit misslang einfach alles.
Er und Gudala waren von ihrem Vater Ladjipiri fortgelaufen, zurück ins Hinterland, und es war ihnen gestattet worden, mit den Pitta-Pitta-Männern auf Jagd zu gehen. Sie waren zwei Jahreszeiten geblieben, und Banggu hatte jede Minute mit diesem freundlichen Volk genossen, hatte neues Land erforscht, ihre Sprache erlernt und vor allem auch eine Frau gefunden, die er liebte, die schönste Frau auf Erden, vom Stamm der stolzen und gutaussehenden Kalkadoon. Er hatte sie bei einem Korrobori erblickt, wo sie bei ihrer Mutter saß.
Kalkadoon. Ebendas war das Problem. Ihre Hautgesetze waren streng, und er war ein Außenseiter. Er hatte mit den Ältesten beider Stämme über das Problem gesprochen, und sie hatten ihm wenig Hoffnung gemacht, da andere Verehrer angehört werden mussten, darunter auch Warrun, ein beliebter junger Krieger.
Das hatte Banggu in Panik versetzt. Wenngleich das Mädchen, Nyandjara, jung war, hieß es, sie wüsste, was sie wolle, und würde ihre Wahl selbst treffen. Wie das zustande kommen sollte, war ihm schleierhaft, da ihm bislang nicht gestattet worden war, sich mit ihr zu unterhalten.
Warrun war der Sohn eines Stammeshelden, der zu einem Krieg gegen die Weißen drängte. Er wollte sie auslöschen, bevor sie im Herrschaftsbereich der Schwarzen zu zahlreich wurden.
»Wie mächtig sind diese Weißen überhaupt?«, hatte Warrun, seinen Vater nachahmend, seine Leute lauthals gefragt. »Wenn drei lediglich mit Speeren bewaffnete Männer sie in die Flucht schlagen
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