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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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diesem Zeitpunkt hielt sich Harrys Kumpel Marcus Beresford rund fünfzig Meilen südlich von Rockhampton auf, gefangen in einer schmalen Schlucht, und fand sich einem Angriff durch Schwarze ausgesetzt, die mit Steinen warfen.
    Die Rekruten der Einheimischenpolizei versteckten sich mit ihm in einer Höhle, während ihr Sergeant, niedergestreckt von einem Steinhagel, neben einem kleinen Bach lag, in dem es von Fischen wimmelte. In der Nacht zuvor war ihnen dieser Ort wie der ideale Lagerplatz vorgekommen.
    Von seinem Standort zwischen einigen Felsblöcken aus konnte Edward hören, wie Marcus seine Männer anherrschte, hinauszugehen und den Verletzten zu bergen. Nur Minuten vor dem Angriff hatte Edward neben Sergeant Wiley gestanden, der sich niedergekniet hatte, um ihre Wasserflaschen aufzufüllen.
    »Vorsicht!«, hatte er geschrien, als die ersten Gesteinsbrocken auf sie niederprasselten, und sich in der Meinung, es handele sich um einen kleinen Erdrutsch, unverzüglich in Sicherheit gebracht. Doch der dem Wasser zugewandte Sergeant hatte zu spät reagiert.
    Schließlich krochen zwei Polizisten hinaus. Sie waren barfuß, da man noch keine Stiefel an sie ausgegeben hatte. Gewehre ebenso wenig, seufzte Edward. Dabei wären sie jetzt durchaus nützlich gewesen.
    Ein weiterer Gesteinshagel begrüßte die beiden Männer, die daraufhin zurück in die Höhle flohen.
    Beresford tauchte auf und begann, auf die umliegenden Hänge zu schießen, um den Eindruck zu erwecken, er böte Feuerschutz, treffen konnte er aus seinem Winkel jedoch kaum jemanden. Gleichzeitig drängte er die Männer wutentbrannt, wieder herauszukommen – vergebens.
    Edward, der sich am Grund der Schlucht zwischen Felsblöcken verbarg, war schon eher in der Lage, auf die Angreifer zu schießen, doch befand sich seine Schusswaffe, eine der erlesensten seines Vaters, mit dem Rest ihrer Ausrüstung in besagter Höhle. Er sah, wie der Sergeant den Arm bewegte, und war erleichtert, dass er noch lebte. Doch nun sickerte Blut in den Bach.
    Edward rieb sich die Augen. Die hohen Felswände über der Höhle zu seiner Rechten warfen gleißendes Licht von der im Westen stehenden Sonne zurück, die andere Schluchtseite lag jedoch in tiefem Schatten. Er meinte, eine Bewegung zu sehen, und bemühte sich mit angehaltenem Atem, Genaueres zu erkennen. Ja, da im Schatten war eindeutig jemand. Er kniff die Augen zusammen, um sie an die Dunkelheit zu gewöhnen, war sich sicher, eine sich bewegende Form zu erkennen, womöglich einer der Schwarzen, der vorwärtsschlich.
    Genau in diesem Augenblick bewegte die Form sich ins Licht und nahm Gestalt an, und Edward stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war nur ein Hund. Ein paar Sekunden verharrte er reglos, um wieder zu Atem zu kommen, und erkannte dann seinen Irrtum. Er bekam das Tier, das sich verstohlen zwischen Felsgestein auf den Sergeant zubewegte, flüchtig zu sehen. Und sah die Gefahr.
    »Marcus!«, brüllte er. »Ein Dingo!« Seine Stimme hallte wider, als würde er sich in einer Kirchenglocke befinden.
    Der Steinhagel hatte aufgehört. Alles war still. Auch die Schwarzen beobachteten den hilflosen Mann am Bach – mitleidslos.
    »Dingo!«, schrie Edward erneut.
    Dann fiel ein Schuss. Der Dingo jaulte auf, strauchelte und fiel mit weitaufgerissenem Maul in den Bach. Aber Edward lief bereits, stürmte zu Wiley, packte ihn unter den Armen und zog ihn zur Höhle. Als es Steine herabzuregnen begann, hatte er sie beinahe schon erreicht. Nur einer traf ihn an der Schulter.
    Wiley war bewusstlos und schwer verletzt. Marcus verband die tiefe Kopfwunde, konnte das Blut aber nicht stillen.
    »Gebrochene Rippen hat er auch«, meinte er kopfschüttelnd, während sie den geschundenen Körper des Sergeant untersuchten.
    Eine Stunde darauf starb Wiley. Marcus trug Zeit und Einzelheiten über seinen Tod in seinem Notizbuch ein. Er ging die Taschen des Toten durch, fand Tabak und ein paar Dokumente und zog ihm dann die Stiefel aus.
    »Ach«, seufzte er. »Du warst immer ein schlauer Bursche, Wiley. Aber diesmal hat es dir nicht geholfen. Sieh dir das an, Ned …«
    Edward hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass Marcus ihn lieber Ned anstatt Edward nannte, das ihm zu geschwollen klang.
    Sein Freund hatte aus einem der Stiefel ein Messer hervorgeholt. »Besteck ist das nicht«, lächelte er und prüfte mit dem Daumen die Klinge. »Das ist rasiermesserscharf. Und hat es in sich.« Er warf es Edward zu. »Bitte schön! Es

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