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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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besser hoch, sonst macht mir Sergeant Payne die Hölle heiß. Komm.«
    Laura stürmte mit ihr durch ein Labyrinth an Wegen, über die Auffahrt hinweg und die Treppe zur Tür hinauf, und eilte sodann über den polierten Boden einer Eingangshalle in einen langen Salon, der mit bequemen Ledersesseln und -sofas ausgestattet war.
    »Du bleibst hier«, meinte Rosa. »Ich muss Portier spielen. Dolour wollte keine Butler oder dergleichen, und die Mädchen werden nun, da die ersten Gäste eintreffen, alle im Ballsaal sein und das Büffet herrichten.«
    »In Ordnung.« Laura grinste, als ihre neue Freundin Rosa davoneilte. Sie sah sich in dem Raum mit seinen interessanten Porträts und farbigen Wandbehängen um und ging dann zu einer Glasvitrine, in der ein mit Juwelen verziertes Kreuz ausgestellt war. »Oh, wie schön!«, hauchte sie, geblendet von dem Überfluss an Rubinen, Smaragden und Perlen. »Sind die echt?«
    Sie blickte sich verstohlen um. Hoffentlich hatte niemand diesen törichten Ausruf gehört, denn natürlich waren sie echt. Eine schwarz gekleidete Prozession bewegte sich durch die offene Eingangstür, doch sie drehte sich wieder zurück und starrte weiter gebannt auf das Juwelenkreuz, das sie in seiner Schönheit schier überwältigte.
     
    Der Ballsaal war zu einem mit Teppichen ausgelegten Salon umgestaltet worden, in dem Diwane und Polstersessel um niedrige Tische zu Sitzgruppen aufgestellt waren. Ein paar betagtere Herrschaften hatten sich hier schon niedergelassen und ruhten ihre müden Knochen aus.
    Eileen MacNamara war überrascht über diese Verwandlung. Sie hatte die Idee, das Treffen in dem für strahlende Empfänge bekannten Ballsaal stattfinden zu lassen, nicht gutgeheißen und Rosa die Schuld für diesen Fauxpas gegeben.
    »Was spielt es denn für eine Rolle?«, hatte John Pace gefragt. »Es handelt sich schließlich nicht um einen echten irischen Leichenschmaus. Es soll lediglich eine Zusammenkunft nach der Beerdigung sein, bei der es eine Kleinigkeit zu essen gibt. Ein Art frühes Abendessen, denke ich.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Die Haushälterin. Gestern, als ich die zusätzlichen Blumen vorbeigebracht habe. Sie sagte, Ansprachen wünsche Herr Rivadavia auch nicht. Aber sehen die Blumen nicht hübsch aus?«
    Eileen waren sie bereits aufgefallen. An den offenen Seitentüren zum beschatteten Garten hin standen riesige Vasen mit rosa Rosen. Übertrieben, befand sie.
    Dienstmädchen bewegten sich mit trübsinniger Miene stumm im Raum umher und boten Tee und Kuchen an, doch ihr Mann steuerte auf eine Seitentür zu.
    »Auf der Terrasse gibt es ein Büffet«, erklärte er begeistert. »Lass uns rausgehen. Ich sterbe vor Hunger.«
    Eileen sah, dass sich dort die Jüngeren zusammengefunden hatten. Sie wäre lieber in diesem Raum geblieben, der sich bereits mit bedeutenden Personen füllte, dem örtlichen Parlamentsmitglied Jasper Forsyth etwa oder dem Präsidenten des Viehzüchterbunds von Queensland und seiner Frau. Unter diese Leute hätten sie sich mischen sollen! Doch John Pace war bereits fortgestürmt, und sie folgte ihm notgedrungen.
    Rosa hatte ihren Spitzenschleier inzwischen abgelegt und plauderte gerade mit Laura. John Pace begrüßte noch kurz seine Brüder, ehe er sich zum Büffet begab.
    »Er hat immer Hunger!«, seufzte Eileen.
    »Der alte Nimmersatt«, grinste Duke. »Immerzu dabei, sich den Bauch vollzuschlagen.« Er nickte in Richtung Laura. »Sieht so aus, als spieltest du nur noch die zweite Geige, Paul.«
    Sein Bruder lächelte. »Ja, die zwei scheinen sich gut zu verstehen.«
    »Keinen Anstand, alle beide«, bemerkte Eileen. »Vor Dolours Begräbnis am Friedhof haben sie sich gedrückt, die gesellschaftliche Seite des Tages scheinen sie dagegen nicht verpassen zu wollen!«
    »Ach ja?«, versetzte Duke sarkastisch und marschierte davon.
    Paul warf seiner Schwägerin einen finsteren Blick zu. »Eigentlich wollte Laura gar nicht herkommen. Ich habe sie überreden müssen.«
    »Wozu bloß? Ich dachte, du hättest mehr Respekt vor Jeannies Familie.« Eileen blickte sich in dem inzwischen bevölkerten Garten um. »Du musst doch gewusst haben, dass Jeannies Eltern da sein würden. Und ihre Schwester. Gott weiß, wie sie sich fühlen müssen, wenn ihnen deine neue Frau derart vorgeführt wird.«
    »Jetzt reicht es, Eileen«, herrschte John Pace sie an. »Verzeih, Paul. Sie redet dummes Zeug.«
    Sein Zwillingsbruder wandte sich ab. »Ich hatte vergessen, dass sie hier sein würden.

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