Im Tal der Mangobäume
dem dritten Schwarzen fahnde, der sich bei den Mördern aufgehalten hatte.
»Mörder?«, rief Ladjipiri. »Unsere Jungen sind keine Mörder! Die weißen Männer sind die Verbrecher! Würdet ihr mich zur Polizeiwache begleiten, damit ich mich erkundigen kann, wer den Woppa-bura-Jungen erschossen und seine Leiche zum Verrotten im Busch zurückgelassen hat?«
»Das ist keine gute Idee. Du könntest eingesperrt werden. Denk dran, sie sind auf der Suche nach dem dritten Mann, und einer der Gefangenen ist dein Sohn.«
»Gefangene! Haben sie sie in Ketten hergeschleift?« Ladjipiri war derart außer sich, dass sie ein beruhigendes Piturigebräu kommen ließen.
Schließlich kamen sie überein, diese Aufgabe einem Weißen zu übertragen. Sie mussten einen Weißen bitten, zur Wache zu gehen und alles Wissenswerte herauszufinden. Bloß wen?
Als Ladjipiri erwachte, erkundigten sie sich, ob er den Mann von der Oberon-Station kenne.
»Ja, Mister Paul. Ich und einige andere Darambal-Männer haben ihm bei der Suche nach den Schwarzen geholfen, die seine Frau und die andere Dame ermordet haben. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis wir sie fanden.«
»Wir hatten in Erinnerung, dass du dabei warst. Er ist ein guter Mann. Und hat dich bestimmt nicht vergessen. Lebt immer noch auf Oberon. Würdest du mit ihm über diese schreckliche Geschichte reden?«
»Reicht die Zeit denn?«
»Ja, es heißt, im Gerichtshaus finde eine Verhandlung statt.«
»Ich mache mich sofort auf den Weg. Versucht ihr unterdessen, meinen Sohn Banggu zu finden und ihn in Sicherheit zu bringen?«
»Das werden wir.«
Paul war es, der den hochgewachsenen, hageren Schwarzen, der mit federnden Schritten den Weg von den niedrigen Hügeln am Fuß der Berserker Range hinaufkam, erblickte, und er lenkte sein Pferd ein Stück nach vorn, so dass er nun zwischen dem Neuankömmling und seinem Gutshaus stand. Doch dann erkannte er seinen Besucher und lächelte breit.
»Na, wenn das nicht mein Freund Trader ist!« Er saß ab, um Ladjipiri willkommen zu heißen. »Dich habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Bist du wieder weit gereist?«
»Ja, Mister Paul, viele Orte sehen, da draußen lange Wege.« Er deutete nach Westen.
Pauls Interesse war erwacht. »Wie weit ins Landesinnere bist du vorgestoßen?«
Er merkte, wie Trader nach einer Möglichkeit suchte, die Frage zu beantworten, ohne sich mit einer Meilenangabe behelfen zu können, und versuchte es anders. »Mal sehen, kennst du die Stadt Emerald?«
Trader grinste. »Ja, kenn ich.«
»Gut. Dann zeig’s mir mal hier.« Er ging in die Hocke, glättete ein Stück Erde, nahm dann einen Stock und steckte ihn in den Boden. »Hier Rockhampton, okay?«
Trader hockte sich neben ihn und nickte begeistert.
»Gut. Und hier ist Emerald. Richtig? Direkt hier. Im Westen.«
Sein Freund runzelte die Stirn. Und lachte, in der Meinung, Paul mache einen Scherz.
»Warte kurz. Das ist gut. Wirst gleich sehen.« Paul reichte Trader den Stock. »Zeig mir, wie weit hinaus du gegangen bist. So weit wie von Rockhampton nach Emerald?«
Trader studierte die Landkarte. Er zog einen Strich von Rockhampton nach Emerald.
»Richtig«, sagte Paul. »Mann gelaufen.«
»Ah!« Der Aborigine nahm zwischen der Flussstadt und Emerald Maß und setzte dann den gleichen Abstand Richtung Westen an. Hierauf glättete er noch ein Stück Erde und steckte dort den Stock hinein. »Dieser Ort«, meinte er. »BullaBulla River.« Er malte einen Kreis um das Gebiet.
Paul war erstaunt, welche Entfernungen dieser Mann zurückgelegt hatte. Von Rockhampton bis Emerald waren es rund hundertundfünfzig Meilen, und wenn Traders Karte stimmte, war er noch dreihundert Meilen weiter gewandert.
Unterdessen hatte Trader den Punkt weggewischt, den Paul als Emerald markiert hatte, und ihn ein Stückchen weiter nach Süden bewegt.
»Dies Emerald ein bisschen weiter unten«, bemerkte er.
Paul lachte. »Wenn du es sagst. Gutes Land da draußen?«
»Ja. Alles gut Land. Leute bringen Rinderherde. Dann gehen zurück.«
»Was? Wieso?«
Trader zuckte die Achseln. »Vielleicht Unglück.«
Da er sich daran erinnerte, dass Trader im Feldkessel gekochten starken schwarzen Tee immer sehr gemocht hatte, lud er ihn ein, mit zur Männerunterkunft zu kommen, wo der Kessel in ständigem Einsatz war.
Beim Hinaufgehen hätte Paul gerne mehr vom Outback erfahren, doch schien Trader das Interesse daran verloren zu haben.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte er.
Der Schwarze
Weitere Kostenlose Bücher