Im Tal der Mangobäume
Dokument, las die Einleitung des Letzten Willens und Testaments von Dolour Rivadavia und bemerkte dann: »Es ist ein äußerst einfacher Wille. Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte vermache ich, Dolour Rivadavia, meinen Besitz, die Kooramin-Farm, hiermit nach meinem Ableben meinen drei geliebten Söhnen John Pace, Paul und Duke. Mit meinem Segen.«
Als er mit einem beifälligen Lächeln aufblickte, starrten ihn die drei Männer ausdruckslos an.
»Ist das alles?«, wollte Paul wissen. »Sonst nichts?«
Bloom reichte ihm das Testament. »Ich habe ja bereits erklärt, dass Ihre Mutter keine weiteren Besitztümer hatte.«
»Aber da war doch Geld auf der Bank!«
»Ihre Mutter hat ihr Konto vor einiger Zeit aufgelöst und das Guthaben – einen beträchtlichen Betrag, soweit ich weiß – für wohltätige Zwecke gespendet.«
»Und wo passe ich da jetzt rein?«
»Verzeihung, John Pace?«
»Kooramin. Das ist meine Heimat, nicht ihre. Duke hat Besitz im Tal der Lagunen. Ein riesiges Gebiet oben im Norden.«
»Sicher gibt es das«, protestierte Duke, »leeres Land, auf dem tausend Schwarze kampieren. Völlig ohne Nutzen.«
John Pace ging auf seinen Zwillingsbruder los. »Und was ist mit dir, Paul? Du hast doch bereits eine gute Farm. Oberon ist eine der besten, wie oft hast du das nicht schon gesagt. Wozu brauchst du dann bitte einen Anteil an Kooramin?«
»Beruhige dich doch«, erwiderte Paul. »Wir finden schon eine Lösung. Mutter wollte anscheinend niemanden bevorzugen.«
»Aber verflixt noch mal, das hat sie doch!«
»Vielen Dank, Mr.Bloom.« Duke trat vor und schüttelte dem Anwalt die Hand. »Wir werden Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
Bloom erhob sich, geleitete sie aus seiner Kanzlei und begab sich dann an seinen Schreibtisch zurück. Er hatte Dolour gewarnt, dass Konflikte unausweichlich würden, wenn sie jedem Sohn ein Drittel von Kooramin vermachte. Es war eine riesige Farm, die sich der junge Pace MacNamara aus jungfräulichem Land abgesteckt hatte, lange bevor Landvermesser auf der Bildfläche erschienen. Sobald das Land offiziell als das Eigentum MacNamaras anerkannt war, der den ersten Anspruch darauf hatte, wurde der verarmte Ire in die Ränge der bedeutenden Grundbesitzer katapultiert.
Paul hatte recht gehabt, sinnierte er. Sie wollte oder konnte einfach keinen Unterschied machen.
»Mein Mann«, hatte sie gesagt und dabei MacNamara gemeint, »hat diese Farm für seine Söhne aufgebaut. Ich habe meine Pflicht getan und sie an sie weitergereicht, und damit Schluss. Nun liegt alles in ihrer Hand. Es sind erwachsene Männer, das schaffen die schon.«
Bloom zuckte mit den Achseln. Er hatte Dolour viele Jahre gekannt. Hatte beobachtet, wie ihr Haar nach der Hiobsbotschaft von MacNamaras Tod schlohweiß geworden war. Die Überraschung der Familie geteilt, als sie noch vor Ablauf eines Jahres nach der Tragödie Rivadavia geheiratet hatte. Und war zu der Erkenntnis gelangt, dass sie, wenngleich in vielerlei Hinsicht eine leidenschaftliche Frau, nicht zu Sentimentalitäten neigte.
Es klopfte an der Tür, und sein Bürogehilfe verkündete, eine Mandantin warte.
»Ohne einen Termin?«, fragte Bloom missbilligend.
»Es ist Mrs.Forrest.«
Der Anwalt zögerte. Die Frau schien sich einzubilden, sie könne in die Kanzlei schneien, wann immer es ihr passte. Andererseits war sie eine geschätzte Mandantin.
»Bitten Sie sie herein.« Er erhob sich und verzog sein backenbärtiges Gesicht zu einem herzlichen Lächeln.
»Meine Liebe!«, strahlte er sie an. »Was verschafft mir die Ehre?«
»Es geht um diesen Schurken Bartling. Meine Tochter hat keinen Penny erhalten. Was ist mit all den Besitztümern, über die er angeblich verfügte? Waren irgendwelche davon der Rede wert?«
»Ich fürchte, nein. Wir haben jedes einzelne dieser Dokumente sorgfältig überprüft, aber ich muss Ihnen zu meinem Bedauern sagen, dass sie allesamt Fälschungen sind, angefertigt zu dem Zweck, sich Geld zu leihen. Scheinbar war Bartling in viele zwielichtige Landgeschäfte verwickelt …«
»Wenn er nicht ertrunken wäre, wäre er folglich hinter Gittern gelandet?«
Bloom nickte. Sein Gehilfe brachte die Forrest-Akte und legte sie ihm auf den Schreibtisch.
»Das sind die Bartling-Unterlagen«, murmelte der Anwalt. »Sie nützen niemandem mehr. Möchten Sie, dass ich sie vernichte?«
»Könnte ich einen Blick darauf werfen?«
»Gewiss.«
Mrs.Forrest holte ihre Brille aus einer großen Handtasche und
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