Im Tal der Mangobäume
hast ihn dir als Schwiegersohn gewünscht. Deswegen hast du beschlossen, dass wir ihn besuchen.«
Milly versteifte sich. »Hast du das gehört, Rosa? Jetzt bin ich schuld an ihrem Zustand.«
Rosa schüttelte stumm den Kopf.
»Und wo ist nun dein Ehemann?«, fuhr Milly fort. »Als ich Duke MacNamara das letzte Mal sah, hatte er ein anderes Mädchen am Arm, der Schuft!«
»Eigentlich kein Ehemann«, sagte Rosa. »Verlobter trifft es eher, Milly. Duke hat Lucy Mae geschrieben und sie gebeten, ihn zu heiraten.«
»Was? Wann war das?«
»Erst vor kurzem.«
Milly wandte sich an Lucy Mae: »Und das war nicht einer Erwähnung wert? Gegenüber deiner eigenen Mutter? Warum nicht, ich bitte dich?«
»Weil er ein anderes Mädchen am Arm hatte, als ich ihn das letzte Mal sah.«
»Denk jetzt nicht daran. Wir reisen sofort nach Rockhampton und ihr werdet auf der Stelle getraut.«
»Das geht nicht«, sagte Lucy Mae. »Dort ist er nicht. Er ist auf einer Expedition ins Landesinnere. Er wird monatelang fort sein.«
»Wer leitet seine Farm?«
»Ein Vormann, nehme ich an.«
»Ach du lieber Gott. Du dummes Mädchen. Du hättest es ihm früher sagen sollen. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun kann. Ich muss nachdenken. Zuerst heiratet sie einen Gauner, und nun das! Du musst mich entschuldigen, Rosa. Ich ertrage die unmögliche Situation nicht. Ich muss mich ausruhen.«
Milly wankte aus dem Wohnzimmer. Auf dem Weg zur Treppe rief sie einem Mädchen zu, sie möge ihr frischen Tee bringen.
»Sie denkt, ich werde Duke heiraten«, flüsterte Lucy Mae. »Das wird ihr für eine Weile den Wind aus den Segeln nehmen.«
»Sie werden ihn am Ende wohl heiraten müssen.«
»Obwohl ich ihn nicht liebe?«
»Es ist schwierig. Ich weiß nicht.« Rosas Blick fiel auf ein Bild mit einem Schiff an der Wand. Sie las den Namen des Schiffes:
Emma Jane
.
»Was ist das?«
»Das ist das Schiff, mit dem meine Eltern nach Australien gekommen sind«, sagte Lucy Mae teilnahmslos. Dann blickte sie auf. »Und wissen Sie was? Dukes Vater Pace war an Bord. Sie waren immer gute Freunde.«
»O ja. Jetzt erinnere ich mich dunkel.«
Die süßen Erinnerungen an den vorigen Abend waren zu viel für Rosa. Sie musste es jemandem erzählen.
»Kann ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen, Lucy Mae?«
»O ja, bitte. Meins könnte Gesellschaft gebrauchen.«
Rosa beugte sich vor und flüsterte: »Ich habe eine Affäre.«
»Ist das wahr? Guter Gott, mit wem?«
»Dieser Teil ist das Geheimnis.«
»Das ist nur recht und billig.« Lucy Mae drehte an einem Smaragdring an ihrem Finger und trat ans Fenster.
»Duke hat mich behandelt, als hätte ich nur eine Affäre mit ihm, eine, die geheimgehalten werden musste, und das war mir nicht recht. Ich musste dem ein Ende machen. Das sollten Sie auch tun.«
»Oh, aber er ist göttergleich.«
»Umso schlimmer. Sie hören sich nach Liebeskummer an. Affären sollen nichts Ernstes sein, sonst wird man verletzt.«
»Machen Sie sich um mich keine Sorgen.«
»Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie hier sind, Rosa. Wenn Sie nicht gekommen wären, um mich zu beruhigen, wäre ich am Ende in einen fürchterlichen Streit mit meiner Mutter geraten, bei dem ich sicher wie immer den Kürzeren gezogen hätte, doch ich glaube, heute habe ich mit Ihrer Hilfe einen Fortschritt gemacht.«
Sie war mit Rosa auf dem Weg zu dem kleinen Eingangstor, als oben ein Fenster aufgerissen wurde und Milly den Kopf heraussteckte.
»Lucy Mae!«, kreischte sie. »Wir fahren nach Rockhampton!«
»Nein«, sagte ihre Tochter zu Rosa. »Ganz bestimmt nicht!«
Das Telegramm von Chefinspektor Pennington kam für Jasin zum rechten Zeitpunkt. Es setzte ihn davon in Kenntnis, dass das Pferd Red Shadow an Mrs.Paul MacNamara auf Oberon verkauft worden war.
Jasin wusste sehr wohl, wer diese MacNamaras waren, und war nur noch wütender auf Edward, weil er es zugelassen hatte, dass jemand von dieser vermaledeiten irischen Familie Saul in die Hände bekam. Er hing wirklich an dem Pferd. Es hatte ihn geschmerzt, es Edward zu überlassen, doch Freunde hatten ihn überredet, es sei das ideale Geschenk für seinen heimgekehrten Sohn.
Um das Pferd nun zurückzubekommen, würde mehr Takt als Geld erforderlich sein. Um seinen Anteil an der Transaktion zu verschleiern, hatte er zunächst erwogen, einen Anwalt an MacNamara schreiben zu lassen, er wolle das Tier im Namen eines Mandanten kaufen, doch dann fiel ihm ein, dass der Besitzer ja die Papiere
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