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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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stark sein müssen. Sie durfte, sie konnte ihn nicht wiedersehen.
    Ihr Ehemann löste das Problem, als er nach Hause geeilt kam und ihr mitteilte, dass sein Vater in seinem Landhaus einen schweren Herzanfall erlitten habe und sie augenblicklich aufbrechen müssten.
    Rosa hatte Charlie noch nie so fassungslos gesehen, und er tat ihr leid. Duncan Palliser war so eine starke Persönlichkeit, so voller Leben, dass man ihn sich schwerlich schwach und krank vorstellen konnte. Sie hoffte, er werde rasch genesen, aber nach Charlies angsterfüllter Reaktion zu urteilen, bestand keine allzu große Hoffnung.
     
    »Hat man Langley benachrichtigt?«, fragte sie ihn, während sie für die Reise packte.
    »Das weiß ich nicht«, sagte er kummervoll. »Beeil dich, Rosa. Bitte, beeil dich.«
    Sein Diener lud das Gepäck in die Kutsche, die Haushälterin packte eilends einen kleinen Imbisskorb sowie Decken und Mäntel für den Fall, dass es kalt wurde. Charlie setzte sich auf den Kutschbock und rief immer noch, Rosa möge sich beeilen.
    Als sie auf der Straße waren, musste Rosa ihren Mann bitten, sich zu beruhigen: »Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber wenn du beabsichtigst, in diesem Tempo weiterzufahren, wirst du die Pferde schon auf halber Strecke ermüdet haben. Bitte, komm zur Ruhe und fahr vernünftig.«
    »Entschuldige.« Charlie befolgte ihren Rat. »Aber sie haben gesagt, er fragt nach mir. Ich möchte ihn nicht enttäuschen. Ich habe ihm schon Kummer bereitet, weil ich Medizin studiert habe, anstatt die Farm zu leiten, wie du weißt. Ich glaube, das hat er mir nie verziehen.«
    »Natürlich hat er das. Er ist sehr stolz auf dich, Charlie.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Ja.«
     
    Duncan hatte eine schwere Lungenentzündung und war nicht immer ansprechbar, doch Charlie war da, um ihn zu behandeln, und das war für alle auf der Farm eine große Erleichterung.
    »Er könnte in keinen besseren Händen sein«, sagte die Haushälterin stolz. »Wie wunderbar, wenn man einen Arzt in der Familie hat!«
    Eines späten Abends traf dann zu aller Überraschung Langley ein; denn sie hatten gehört, dass im Norden Überschwemmungen wüteten, die vielerorts unpassierbar waren. Langley hatte jedoch einen Umweg um die Küste gemacht, was den weiten Ritt nach Süden um Tage verlängerte, doch er war munter wie immer, tat die weite Reise leichthin ab, als sei es ganz normal, ja geradezu vergnüglich, Tage, sogar Wochen auf dem Rücken eines Pferdes zu verbringen.
    Sein Vater schalt ihn, weil er seine Rinderfarm so lange verlassen hatte, doch war ihm anzumerken, dass er die Gesellschaft seines älteren Sohnes genoss.
    Als Langley am nächsten Abend mit Charlie und Rosa bei Tisch saß, lachte er.
    »Einerseits redet Papa mir zu, fünfzig oder mehr Meilen außerhalb meiner Grenzen Außenstationen zu errichten, und andererseits macht er mir Vorwürfe, weil ich die Farm den Händen meines Vormanns überlasse. Da fällt mir ein, Rosa, ich habe unterwegs Laura MacNamara getroffen, sie lässt dir Grüße ausrichten.«
    »Oh, danke. Ich muss ihr unbedingt schreiben. Ich habe Laura sehr gern. Da Paul mein Stiefbruder ist, muss sie wohl meine Stiefschwester sein.«
    »Ja, so ist es vermutlich. Übrigens, sie sind vor kurzem umgezogen. Ihre neue Adresse ist Mango Hill via Rockhampton.«
    »Das wurde aber auch Zeit«, brummte Charlie. »Paul hätte seine neue Frau nie nach Oberon bringen dürfen, nach den Morden, die dort geschehen sind. Das war ein großer Fehler. Aber sag mal, Langley, hattest du unterwegs wieder Ärger mit Ureinwohnern? Sind deine Frau und deine Kinder in Sicherheit, wenn du nicht bei ihnen bist?«
    »Zur ersten Frage, es gab einige Probleme, und zur zweiten, meine Frau ist in Rockhampton, um die Kinder in einem Internat unterzubringen. Sie bleibt dort, bis ich zurückkomme, und sie sagt, es hat keine Eile, sie kann sich die Zeit mit Einkäufen vertreiben.«
    »Ja, das kann ich mir denken, aber sag mal, wo ist deine neueste Außenstation überhaupt?«
    »Im Westen, Nordwesten.«
    »Das sagt mir nicht viel; wo im Westen genau?«
    »Moment, ich bin gleich wieder da.«
    Langley verließ rasch das Speisezimmer und kam mit einer Flasche von Duncans bestem Portwein zurück.
    »Er hat noch immer einen guten Weinkeller, unser alter Herr«, sagte er schmunzelnd und zog den Korken aus der verstaubten Flasche. »Möchtest du ein Glas, Rosa?«
    »Danke, Langley, heute lieber nicht. Ich denke, ich ziehe mich jetzt zurück. Ihr zwei habt euch

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