Im Tal der Mangobäume
bestimmt viel zu erzählen.«
»Aber er ist nicht so hübsch anzusehen wie du«, erwiderte Langley. »Willst du uns wirklich deiner Gesellschaft berauben?«
Rosa lächelte. »Leider ja.«
»Na dann, liebe Schwägerin, lass dir von mir gesagt sein, du siehst wunderschön aus. Du strahlst ja förmlich. Findest du nicht auch, Charlie?«
Ihr Mann nickte. »Ja, tatsächlich. Das Landleben bekommt ihr gut.«
»Danke, meine Herren.« Lachend raffte sie ihre Röcke. »Wir sehen uns dann morgen.«
Die Brüder erhoben sich, als sie hinausging.
Es war ein angenehmer Abend gewesen, doch Rosa fühlte sich nicht recht wohl. Sie war den ganzen Tag nicht richtig sie selbst gewesen. Die letzten Tage war ihr morgens übel geworden und sie fragte sich, ob sie in anderen Umständen sein könnte.
Dann wich die Frage der Gewissheit, dass sie ein Kind erwartete und Jasin der Vater war. Sie wälzte es endlos in ihrem Kopf hin und her mit dem Ergebnis, dass sie sich schwor, keiner Menschenseele die Wahrheit zu sagen. Charlie nicht. Großer Gott, nein! Nicht einmal Jasin. Sie errötete, als sie sich das Gespräch vorstellte. Und auch Lucy Mae würde sie nichts sagen. Ihre Lage war eine vollkommen andere. Und ihr Vater durfte es nie erfahren!
Sie waren alle hocherfreut, als Duncans Krankheit langsam abklang. Bald konnte er sich aufsetzen und leichte Mahlzeiten zu sich nehmen, doch dann wurde er leider ein schwieriger Patient: ruhelos und fordernd. Er behauptete, er brauche keinen Arzt mehr, Charlie solle wieder an seine Arbeit gehen. Doch der hatte Bedenken, sein mürrischer Patient könne einen Rückfall erleiden.
Duncans Vormann Tom Berry geriet in die Schusslinie, weil er es versäumt hatte, seinen Boss daran zu erinnern, dass er Ochsen zur Versteigerung nach Brisbane hatte schaffen lassen.
»Aber Sie haben mir vor einem Monat aufgetragen, die Ochsen für die Versteigerung bereitzumachen«, sagte der Vormann, »und das habe ich getan. Zwei Treiber haben sie hingebracht. Machen Sie sich mal keine Sorgen um sie.«
»Ich mache mir Sorgen wegen des Preises, verdammt noch mal!«, wütete Duncan. »Ich lasse doch Treiber nicht entscheiden, für welchen Betrag meine Ochsen verkauft werden!«
Er rief nach Langley. »Du gehst nach Brisbane zur Versteigerung. Ich habe zweihundert Ochsen dort, und es sieht ganz danach aus, dass sie zu einem Spottpreis verscherbelt werden, ohne dass jemand einen Mindestpreis festlegt.«
»Beruhige dich, Papa«, sagte Langley. »Deine Leute werden sie nicht so einfach hergeben.«
»Sag du mir nicht, ich soll mich beruhigen!«, brauste Duncan auf. »Warum ist es so verdammt schwierig, dass hier irgendetwas funktioniert? Die Versteigerungen finden morgen statt.«
»Warum kann Tom nicht hingehen?«
»Weil ich dir gesagt habe, dass du gehst, darum! Und wenn du nicht willst, dann muss Charlie gehen!«
»Ich nicht«, widersprach Charlie. »Komm, lass mich Fieber messen, Papa.«
»Nimm das verdammte Ding weg!«, schnauzte Duncan ihn an. »Sonst beiße ich es kaputt und spucke es aus!«
»Ach, hör auf mit dem Theater«, sagte Charlie. »Langley geht hin.«
Rosa hatte diesen Wutausbruch nicht gehört, wurde aber von Charlie abgestellt, ihrem Schwiegervater zur Beruhigung vorzulesen. Duncan wählte
The Cattleman’s Monthly
, die Monatsschrift für Viehzüchter, die sie sterbenslangweilig fand. Zutiefst verstört angesichts ihrer eigenen Probleme, fiel es Rosa schwer, sich zu konzentrieren; ständig verlor sie die Zeile, was den alten Herrn verärgerte, doch er schlief bald ein, und sie konnte sich leise hinausstehlen.
Weil Rosa etwas von ihrer Anspannung loswerden musste, erzählte sie Charlie tags darauf, sie glaube, in anderen Umständen zu sein, was mit Freudenschreien begrüßt wurde. Er lief sofort los und erzählte es Duncan, der Rosa umarmte und meinte, dies sei die allerbeste Medizin. Bald hatte die Neuigkeit sich verbreitet, und alle, von den Farmarbeitern bis zu der schwarzen Frau, die in der Wäscherei arbeitete, beeilten sich, sie zu beglückwünschen, doch die Freude, die sie hervorgerufen hatte, strahlte nicht auf sie ab. Sie war bedrückt, als fühle sie eine Katastrophe nahen.
Jasin war wochenlang gezwungen gewesen, in Brisbane auszuharren, wo er auf Clem wartete, der Saul nach Brisbane brachte. Er war heilfroh, das Pferd ohne große Umstände übernehmen zu können, und gedachte, es persönlich nach Sydney zu bringen, doch heftige Regenfälle hatten zu ausgedehnten
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