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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nicht einzudämmen, der über die Ebene wirbelte und Duke nervös machte.
    Die ganze Nacht wälzte er sein Problem hin und her. Er erwog sogar, an Harry heranzutreten und ihn zu fragen, was er von Marcus’ Vorschlag hielt. Ihn vielleicht gar zu bitten, mit ihm zu kommen und sich ein Stück Land zu sichern. Mit guten Pferden könnten sie in wenigen Tagen weite Strecken zurücklegen, in noch einmal derselben Zeit mit Brandrodung die Grenzen abstecken und sich dann aus dem Staub machen. Er hatte gesehen, dass hier in Longreach ein Landkontor aufgemacht hatte, so dass die Landnahme eingetragen und die Genehmigung erteilt werden konnte. Halleluja!
    Doch wer hätte gedacht, dass die Eingeborenen hier im Outback so wild waren wie die Teufel hoch im Norden? Wie die meisten Menschen hatte er angenommen, dass so weit draußen nur wenige Schwarze lebten. Man war allgemein der Ansicht, das unendlich weite Landesinnere dieser Kolonie sei unbewohnt.
    Dann fiel ihm ein, dass Ned Erfahrung als freier Vermittler hatte. Ihn sollte er fragen.
    Am Morgen stieg er, von Trübsal geplagt, aus seiner Schlafkoje. Sein Mund war knochen trocken und alles, was er anfasste, war mit feinem Staub bedeckt, der durch die schlecht eingepassten Türen und Fenster eingedrungen war.
    Draußen hatten sich rote Sandhaufen zu den Abfällen gesellt, die der Sturm umhergewirbelt hatte. Der blaue Himmel warf soeben den rötlichen Schleier ab. Duke begab sich zum Wassertank, einem rostigen ehemaligen Schiffstank, doch nach einem Blick auf den mit Sand gefüllten Becher, der mit einer Kette daran befestigt war, machte er sich auf zum Wirtshaus.
    Ein Mann, der gerade auskehrte, nickte, als Duke sich eine Flasche Bier nahm und die Hälfte hinunterkippte, ehe er einen zufriedenen Seufzer ausstieß. Noch nie hatte ihm ein Bier so gut geschmeckt. Er leerte die Flasche, legte ein Geldstück auf den Tresen und marschierte wild entschlossen zur Tür hinaus.
     
    Zwei schwarze Frauen von der Familie, die Harry aufgenommen hatte, klopften Staub von dem Wagen, eine andere rückte ihm drinnen mit einem großen Lappen zu Leibe. Diese Arbeit war offensichtlich neu für sie, und sie amüsierten sich köstlich, bis Ned zu ihnen trat.
    Plötzlich wurden sie ernst, und er kam sich wie ein Spielverderber vor, weshalb er lächelte und ihnen mit einer Handbewegung bedeutete fortzufahren.
    »Wo ist die Missus?«, fragte er.
    Sie sahen sich an, um die Frage zu übersetzen, dann sagte eine: »Missus!«
    Damit wiesen sie auf den Küchenwagen, der in der Nähe im Schutz eines ausladenden Eukalyptusbaumes stand. Ohne Pferde und mit einer roten Staubschicht auf der Plane wirkte er verlassen, doch Tottie war auf der anderen Seite, spülte Blechteller und Tiegel in einem Kübel und stellte sie zum Trocknen auf ein kariertes Tischtuch, das sie auf einem Flecken drahtigem Gras ausgebreitet hatte.
    Ned lächelte. »Wie ich sehe, hast du dir Personal zugelegt.«
    Mit dem Rücken zu ihm nickte Tottie, ganz auf ihr Tun konzentriert.
    »Der Staub ist eine Plage«, sagte er. »Es muss doch zum Verrücktwerden sein, wenn man versucht, ihn mit kaltem Wasser loszuwerden. Soll ich dir einen Kessel aufsetzen?«
    »Noch nicht. Aber du kannst mir ein bisschen Seife reiben«, antwortete sie mit gepresster Stimme.
    Ned nahm ein Stück Seife von ihrem Arbeitstisch. »Wo ist die Reibe? Ich ernenne mich zum obersten Seifenreiber.«
    Sie hielt mit dem Spülen inne. »Ich weiß nicht, wo ich sie hingeräumt habe. Ich weiß es wirklich nicht«, schluchzte sie. Sie trocknete sich die Hände an der Schürze ab und rieb sich die Augen. »Ehrlich gesagt, Ned, ich weiß in letzter Zeit nicht mehr, was ich tue.«
    »Geht es dir nicht gut?«
    »O doch. Es geht mir sogar sehr gut. Das ist das Problem. Ich habe überhaupt keine Entschuldigung …«
    Er wünschte, er könnte sie in die Arme nehmen und trösten. Doch er sagte nur: »Dafür, dass du durcheinander bist? Der viele Staub allein genügt schon, einen in den Suff zu treiben.«
    »Das ist es nicht. Es ist nichts, ehrlich.«
    »Etwas muss doch los sein, nicht? Oder müssen Frauen sich einfach ab und zu ausweinen? Ich setze mal lieber Wasser auf und mache dir Tee.«
    Sie stand schweigend am Wagen, während er das Lagerfeuer schürte.
    Er schöpfte Wasser aus einem Fass in den Kessel, spülte den angesetzten Staub aus, schöpfte wieder Wasser hinein und wollte ihn gerade übers Feuer hängen, als sie sagte: »Ned, ich will da nicht hin.«
    Er stellte den

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