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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bittet ihren Sohn, die Sache in die Hand zu nehmen. Einen Verwandten, nicht einen Bekannten! Jasin hat gesagt, ihr erwachsener Sohn lebt wieder hier. Wieso kümmert er sich nicht um ihre Privatangelegenheit?«
    Rosa erschrak. »O ja! Edward!« Dann fügte sie matt hinzu: »Er muss irgendwo unterwegs sein.«
    »Das musst du natürlich sagen! Jede Ausrede muss herhalten, um mir die Wahrheit zu verheimlichen!«
    »Ach, Lark, mach dich nicht lächerlich! Er hat Lady Heselwood einen Gefallen getan, weiter nichts. Er wird zur Beerdigung in Sydney geblieben sein und …«
    Lark warf eine silberne ziselierte Haarbürste durchs Zimmer. »Wie kannst du es wagen, mich lächerlich zu nennen!«, kreischte sie. »Natürlich bleibt er dort bei seiner Freundin, der Witwe! Der hochwohlgeborenen Lady! Er bleibt dort, zeigt sich äußerst charmant, und sie wird ihn ermutigen, weil sie so einsam ist. Die arme kleine reiche Witwe!«
    »Jetzt ist es genug, Lark. Bitte. Ich muss wirklich gehen.«
    »Du bist so naiv, Rosa. Du kennst deinen Vater nicht so gut wie ich. Du liebst ihn, und ich liebe ihn, aber ich sehe, wie alles wieder nach demselben Muster abläuft.« Sie tupfte die Tränen fort, die über ihre gepuderten Wangen strömten. »Er war glücklich mit mir, bis seine wunderbare Freundin Mrs.MacNamara Witwe wurde. Als Nächstes, zack!, wird Lark entlassen und die Witwe geheiratet.«
    »Jetzt stell dich bitte nicht so an. Du übertreibst. Dies ist doch etwas ganz anderes.«
    »Findest du, ja?«, sagte Lark zornig. »Natürlich, in deinen Augen kann Señor Rivadavia nichts Unrechtes tun! Aber es ist derselbe Ablauf, lass dir das von mir gesagt sein!« Sie sah Rosa unter gesenkten Augenlidern durchtrieben grinsend an. »Wie war das noch mit seiner ersten Geliebten, die er in Sydney hatte, bevor er Delia traf. Die Ehrenwerte Delia Forster. Sie hat mir selbst von der Geliebten erzählt.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Rosa abweisend, »und es interessiert mich auch nicht.« Sie nahm ihre Handschuhe. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Sie hieß Adelaide«, fuhr Lark in demselben hinterhältigen Ton fort. »Adelaide Brooks. Sie war mit den Heselwoods auf einem Schiff, der
Emma Jane
. Der arme Jasin hat mir von ihr erzählt.«
    Rosa wurde unsicher. Ein Glöckchen erklang in ihrem Kopf. Ihr fiel Jasins Bemerkung ein, dass er ihrer Mutter auf dem Schiff begegnet war, das, wie sie jetzt wusste, die
Emma Jane
war. Doch er hatte sich geirrt. Delia war mit ihrem Onkel Lord Forster auf einem anderen Schiff gekommen.
    Lark fuhr in verschlagenem Ton fort: »Er hat Adelaide für Delia fallengelassen, und jetzt wird er mich ein zweites Mal abservieren, wegen dieser Frau in Sydney. Ich meine, das darf man ihm nicht wieder durchgehen lassen, findest du nicht auch, Rosa?«
    »Es tut mir leid. Ich weiß nichts von alledem. Ich gehe, Lark. Du kommst jetzt allein zurecht. Schlaf schön.«
    »Dann geh doch!«, schrie Lark. »Lass mich hier allein sitzen! Frag ihn doch mal nach Adelaide! Er nannte sie Dell. Gerade du solltest ihn fragen! Aber vielleicht wendest du dich ja ab, genau wie er. Machst die Türen hinter dir zu. Genau wie du es mit dem armen Jasin gemacht hast. Er war dein Freund! Ein sehr vertrauter Freund, könnte man sagen, aber du hast ihn schon vergessen! Es ist dir vollkommen egal, dass er aus dem Leben gerissen wurde! Du bist genauso egoistisch wie dein Vater!«
    Rosa gelang es, genügend Fassung zu bewahren, um die Tür leise zu schließen und das Mädchen zu rufen, um Bescheid zu sagen, dass sie das Haus verließ.
    Der Kutscher half ihr in das Gig, und sobald sie unterwegs waren, ließ sie sich in eine Ecke sinken, ein Häufchen Elend, zog ihren Schal eng um sich in dem Bemühen, sich vor der Bosheit zu verstecken, die sie noch umschwebte, gemeinsam mit Larks erstickendem Parfüm.
    Rosa hatte sich seit dem ersten Nachmittag mit Jasin mit Schuldgefühlen gequält, doch die Erschütterung über seinen plötzlichen Tod und ihre Schwangerschaft hatten sie vollkommen erdrückt. Sie war so niedergeschlagen, dass sie das Gefühl hatte, von Mauern umschlossen zu sein und den Weg ins Licht verloren zu haben. Sie hatte Lucy Mae besucht, weil sie bestrebt war, so zu tun, als sei ihre Welt in Ordnung, und da ihr das für ein paar Stunden eine beträchtliche Ruhe bescherte, hatte sie aus demselben Grund Lark aufgesucht.
    Jetzt geriet sie in Panik. War sie wirklich so egoistisch? Und schlimmer, war sie schlecht? Was machte eigentlich einen

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