Im Tal der Mangobäume
triumphierende Hornsignal vernahmen, und Schwester Catherine bemerkte, sie würden auf die Minute genau in Cobb’s Camp – ihrem Nachtquartier – einfahren.
Die Herberge war ein Steingebäude mit einer breiten Vorderveranda, die von Pfefferbäumen beschattet wurde. Davor hatte sich zu ihrem Empfang eine kleine Gruppe aufgestellt. Kaum stand die Kutsche, sprangen mehrere Herren auch schon vom Dach herunter und stürmten zum Ausschank.
Mr.Lombe erschien an der Kutschentür, um die Damen zu »dekantieren«, wie er diese angenehme Pflicht nannte. Nach der langen Fahrt waren alle etwas unsicher auf den Beinen.
»Mir kommt es vor, als wäre ich eine Woche lang auf See gewesen«, meinte Dr.Lombe und hakte sich bei ihrem Mann unter. Und dann bot ein weiterer Herr Georgina den Arm an.
Sie sah auf und erblickte zu ihrer Überraschung Jasin.
»Was machst du denn hier?«
»Wir sind schon heute Nachmittag angekommen«, erzählte er, »und da habe ich mich entschlossen, auf dich zu warten, falls du deine Meinung über öffentliche Transportmittel geändert haben solltest.«
»Aber nein«, erwiderte sie. »Mir geht es ausgezeichnet. Bis darauf, dass mir ziemlich heiß ist und ich Durst habe. Aber wo steckt denn Edward?«
»Der ist drin, mit Jack und Clem.«
Jasin geleitete sie die Treppe hinauf auf die Veranda und dann weiter in einen langen kühlen Korridor, wo sie von der Frau des Gastwirts, Mrs.Stumpf, empfangen wurde.
»Ah! Sie sind da!«, rief sie. »Ihr Mann hat sich schon Sorgen um Sie gemacht. Gehen Sie mal weiter auf Ihr Zimmer, Mrs.Heselwood. Ich bringe Ihnen eine Erfrischung.«
»Ich dachte, ich würde mir ein Zimmer mit den anderen Damen teilen?«, wunderte sich Georgina, als Jasin sie in eine kleine Schlafkammer führte.
»Tut mir sehr leid, aber du wirst stattdessen mit mir vorliebnehmen müssen. Wir übernachten auch hier. Ich habe mit Mrs.Stumpf geredet. Sie leben schon seit ein paar Jahren hier, und ihre Küche genießt einen vortrefflichen Ruf. Das können wir uns doch nicht entgehen lassen!«
Die Abendmahlzeit wurde in der großen Küche an zwei langen Tischen serviert. Die fünfköpfige Heselwood-Gruppe teilte sich ihren mit bärtigen Goldgräbern, die unterwegs zu den Goldfeldern waren. Am anderen Tisch saßen Mr. und Mrs.Lombe in Gesellschaft des Kutschers, mehrerer Handelsreisender und dreier weiterer Goldgräber. Georgina hatte gehofft, man würde den Nonnen an einem der Tische Platz lassen, doch begriff sie bald, dass sie es sicher vorzögen, unter sich zu bleiben, und man ihnen vermutlich etwas auf ihrem Zimmer servierte. Dennoch erkundigte sie sich bei einem der Serviermädchen und erfuhr zu ihrer Erleichterung, dass Mrs.Stumpf die beiden Nonnen bereits untergebracht hatte.
Der reichhaltigen Suppe folgten Platten mit Schweine- und Hammelkoteletts, Salzkartoffeln und Krüge mit gehaltvoller Zwiebelsoße. Die Männer langten kräftig zu, selbst der in Essensdingen gewöhnlich so heikle Jasin, bemerkte Georgina lächelnd. Er fühlte sich wohl schon wieder wie im Outback. Sie selbst hatte das spartanische Leben auf Montone auch nicht gestört, als sie das Gut seinerzeit bewohnt hatten, und hatte sich damit beschäftigt, das Haus einzurichten und den Garten anzulegen. Aber damals war sie jünger gewesen. Und zutiefst erschüttert, als es in Schutt und Asche gelegt wurde.
Jasin hatte sie vorgewarnt, das neue Gutshaus sei nicht so geräumig wie das alte. Es war zunächst als kleines Steinhaus für Viehzüchter gedacht gewesen und dann weiter ausgebaut worden. »Nichts Großartiges«, hatte er gesagt. »Nicht einmal Vorhänge gibt es, da wir meilenweit die einzige Farm sind.« Georgina hatte sichergestellt, dass sich in ihrem Schrankkoffer Vorhangstoff befand.
Da sie am nächsten Tag frühzeitig aufbrechen würden, zogen sich die meisten Reisenden nach dem Abendessen auf ihre Zimmer zurück.
Ihrer goldenen Uhr nach weckte sie eine Familie von Würgerkrähen um Viertel vor fünf mit ihren ohrenbetäubenden, metallisch klingenden Pfiffen und Rufen. Georgina rappelte sich auf und blickte zum Sonnenaufgang hinaus, ihre müden Augen mit einer Hand gegen das grelle Licht beschattend.
Da sie noch genügend Zeit hatte, wusch sie sich, bürstete ihr blondes Haar aus, teilte es und frisierte es dann wieder zu einem lockeren Knoten, der flach genug war, dass der Hut ordentlich sitzen würde. Eine Weile konnte sie diesen nicht finden und erinnerte sich dann daran, dass er immer noch in der Kutsche
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