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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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handelte.
    »Ist das nicht Ihr Sohn?«, riss Dr.Lombe sie aus ihren Gedanken.
    Georgina blickte hinüber und sah, dass ein Stallbursche mit einem Pferd Probleme hatte, das sich den Scheuklappen widersetzte, und Edward es zu besänftigen half.
    »Ja«, nickte sie, erleichtert, dass das Pferd sich beruhigte.
    Nun prüften die Männer die Riemen, und Edward machte sich erneut nützlich, indem er auf den Kutschbock kletterte und abwechselnd jeden Zügel hochhielt.
    »Prima!«, rief der Stallbursche ihm zu. »Alles in Ordnung, Mister. Warten Sie, ich komme hoch und halte Teddy die Riemen.«
    Während der Mann auf die Kutsche zuging, sah Georgina, wie ein boshaftes Grinsen über Edwards Gesicht huschte. Sie erkannte es und dachte: Nein, wehe!
    Doch noch während ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, schnippte Edward auch schon einen Zügel über den Steiß des Leitpferdes, worauf dieses, verwirrt über das ungewohnte Signal, einen Satz nach vorn machte.
    Georgina fuhr von ihrem Platz hoch und rief: »Edward! Nein!« Zu spät. Die Pferde waren bereits über die Lichtung und auf die Straße gestürmt und die Kutsche ratterte hinterdrein.
    Beim Aufstehen hatte sich der breite Saum von Georginas langem Rock am Bein des Frühstückstisches verfangen. Nun gab er nach und sie fiel mit solcher Wucht nach vorn, dass sie ins Stolpern geriet und die Verandatreppe hinunterfiel, ehe jemand sie auffangen konnte.
    Im Fallen hörte sie sich selbst schreien und war peinlich berührt, dass sie sich derart lächerlich machte.
    Dann schlug sie auf dem harten Kies auf und schrie erneut, als sie ein rasender Schmerz durchfuhr, der auch nicht mehr abklingen wollte.
    Überall um sie herum brüllten Männer. Georgina, die sich um Edward sorgte, versuchte sich aufzurappeln, aber ihre Arme versagten den Dienst. Sie rief die Männer und erkundigte sich, ob Edward die Pferde wieder unter Kontrolle zu bringen vermocht habe.
    Jasin antwortete ihr. »Tja, Liebes. Die Pferde haben mehr Verstand als er. Sie haben ein Stückchen weiter vorn von allein angehalten. Und nun komm, wir helfen dir auf.«
    Er hatte einen weiteren Mann bei sich. Sie wollten sie auf die Füße stellen, doch Georgina stöhnte vor Schmerzen auf und schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. »Tut mir leid, ich kann nicht …«
    Als wäre sie ein Ausstellungsstück, starrten rings um sie herum Gesichter auf sie herab, und sie herrschte sie an, sie sollten sich davonscheren, aber es war gar nicht ihre Stimme, sondern die von Dr.Lombe. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Hauptsache, Georgina hatte ihre Ruhe und konnte sich mit Würde erheben.
    »Bitte«, bettelte sie. »Lassen Sie mich aufstehen.«
    »Gleich«, erwiderte Dr.Lombe. »Sie sind schlimm gestürzt, Mrs.Heselwood. Immer mit der Ruhe.«
    Mrs.Stumpf erschien mit einer Decke und kniete sich mit besorgter Miene neben sie.
    »Was für ein Glück, dass wir heute eine Ärztin bei uns haben«, jammerte sie, während Dr.Lombe die Patientin untersuchte.
    »Was hat sie denn?«, erkundigte Jasin sich ungeduldig. »Könnten Sie das nicht drinnen machen, Dr.Lombe? Man kann meine Frau doch nicht ewig hier draußen liegen lassen!«
    »Sie hat sich ein Bein gebrochen, vielleicht noch weitere Verletzungen zugezogen«, erwiderte die Ärztin leise. »Sie muss behutsam hineingetragen werden. Man wird eine Trage zimmern müssen.«
    »Meine Männer machen sich sofort daran. Wohin könnten wir meine Frau bringen, Mrs.Stumpf?«
    »In mein Wohnzimmer«, entgegnete die Frau eifrig.
    Georgina versuchte, alledem zu folgen, doch die Stimmen schienen hin und wieder zu schwinden. Sie befürchtete, sie könnte infolge des Sturzes taub werden. Schließlich hatte sie sich den Kopf angeschlagen, und er tat entsetzlich weh. Ringsum konnte sie geschäftiges Treiben hören und hoch über ihr in den Gummibäumen Blättergeraschel. Dann merkte sie, dass die Männer sie auf einer Trage nach drinnen schafften. Es kam ihr wie ein Wunder vor, dass Mrs.Stumpf so etwas für Notfälle bereitstehen hatte, und sie machte sich im Geiste eine Notiz, sie auf ihren Weitblick anzusprechen. Auch hatte sie es bequem auf dieser Trage, sehr bequem. Eine bessere Art des Reisens als auf diesen harten Sitzen in der Kutsche mit ihren unzulänglichen Polstern. Sie würde sie Mr.Cobb baldmöglich empfehlen.
    * * *
    Wenngleich Jasin die Meinung einer Ärztin mit Vorsicht genoss, konnte er mit der Frau schwerlich streiten, die behauptete, seine Gemahlin habe möglicherweise weitere

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