Im Tal der Mangobäume
Verletzungen davongetragen und solle nur mit großer Behutsamkeit bewegt werden.
Gegen die Schmerzen hatte sie Georgina Laudanum gegeben und ihr eine Wolldecke übergelegt. Clem und Jack hatten unterdessen aus Ästen und Segeltuch eine behelfsmäßige Trage zusammengebaut. Glücklicherweise war Georgina ein Leichtgewicht, so dass sie sie sicher ins Wohnzimmer schaffen konnten, wo die Ärztin darauf bestand, dass Mrs.Heselwood auf eine feste Matratze auf den Boden gelegt wurde.
»Du meine Güte, legen Sie sie doch auf das Sofa!«, wandte Jasin ein. »Hier ist sie sämtlichen Spinnen und Kakerlaken ausgesetzt, die auf dem Boden herumkriechen. Schlangen sogar! Das lasse ich nicht zu, Madam!«
»Mr.Heselwood, unter den gegebenen Umständen muss die Patientin unbedingt flach liegen. Dieses schmale Sofa ist zu kurz und völlig ungeeignet. Und nun seien Sie so gütig und lassen mich mit der Untersuchung fortfahren!«
Der Gastwirt brachte Jasin einen Brandy und eröffnete ihm, Teddy, der Kutscher, habe seinen Sohn im Schuppen eingesperrt.
»Was soll ich nur machen?«, klagte Mrs.Stumpf. »Der junge Mann behauptet, sich nur einen Spaß erlaubt zu haben, und will auf der Stelle hinaus. Aber Teddy will davon nichts hören.«
»Der Kutscher hat ganz recht!«, donnerte Jasin. »Lassen Sie ihn dort, bis ich mir darüber weitere Gedanken machen kann.«
»Dann wäre da noch etwas, Mylord.«
»So?«
»Die Kutsche muss weiterfahren. Es ist höchste Zeit. Kutschen von
Cobb & Co.
verspäten sich nie!«
Jasin zuckte die Achseln. »Richten Sie ihm meinen Dank fürs Warten aus. Er kann losfahren. Für eine Weiterreise geht es meiner Frau nicht gut genug.«
»Der Fahrer wartet auf die Ärztin. Ihr Mann sagt, sie soll sich beeilen.«
»O Gott. Das geht unmöglich. Meine Frau braucht sie doch!«
Er stürmte hinaus zur Kutsche, um den Fahrer umzustimmen. Der aber blieb dabei, dass Dr.Lombe schleunigst in die Kutsche steigen müsse.
Schließlich griff Schwester Catherine ein. »Meine Herren, geben Sie mir ein paar Minuten, ich spreche kurz mit der Ärztin.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, hastete sie mit am Gürtel schwingendem Rosenkranz ins Gasthaus.
Besorgt winkte sie Dr.Lombe zu. »Schaffen Sie es denn, das Bein der Dame zu schienen?«
»Ich tue mein Bestes, und zwar mit allem, was ich verwerten kann, vielleicht ein paar Schösslingen und Segeltuchstreifen, aber zunächst muss ich sie vorbereiten. Man wartet doch gewiss?«
»Das müssen sie«, erwiderte die Nonne fest. »Schwester Jude und ich werden Ihnen assistieren. Ich habe zwar keinerlei Krankenpflegeerfahrung, dafür aber Schwester Jude. Einen Moment nur.«
Jasin wartete vor der Wohnzimmertür. »Was geht da drinnen vor, Schwester?«
»Die Ärztin möchte das Bein Ihrer Frau schienen. Schwester Jude und ich werden ihr dabei helfen. Wenn Sie die anderen Passagiere um Unterstützung bitten, dann wird der Fahrer warten müssen, ganz gewiss. Ihre Frau ist noch nicht so weit, und immerhin drei Frauen weigern sich, ohne sie die Kutsche zu besteigen«, sagte sie augenzwinkernd. »Ich bin mir sicher, Sie können die anderen erweichen.«
»Und meine Frau wird reisefähig sein?«
»Dr.Lombe hält es für das Beste, wenn sie die Reise fortsetzt. Sie muss so bald wie möglich ins Krankenhaus, und Gympie liegt am nächsten. Dort kann man ihr einen Streckverband anlegen. Wir machen ihr und der Ärztin Platz in der Kutsche. Schwester Jude und ich sitzen gern oben.«
»Danke, Schwester. Ich würde ebenfalls lieber drinnen mitfahren. Richten Sie Dr.Lombe aus, dass ich den Fahrer zur Räson bringe. Die Kutsche wird warten!«
Schwester Catherine nickte. »Ausgezeichnet. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Schwester Jude nun hereinzubitten?«
Sie wandte sich wieder Dr.Lombe zu. »Wie geht es der Patientin?«
»Sie ist immer noch bewusstlos. Wir müssen uns beeilen. Könnten Sie Mrs.Stumpf für mich holen?«
»Ja, natürlich. Aber keine Panik. Die Kutsche wird warten.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich denke, wir können uns darauf verlassen, dass Lord Heselwood in dieser Sache das letzte Wort hat.«
»Er ist ein Lord? Das habe ich gar nicht gewusst.«
»Ich habe es auf der Passagierliste gesehen. Offenbar besteht aber keiner der beiden darauf, mit dem Titel angesprochen zu werden.«
Die unterschiedlichsten Menschen sind’s, die die Welt gestalten, dachte Mrs.Lombe lächelnd und machte sich auf die Suche nach Mrs.Stumpf.
»Verdammt, das wurde aber auch Zeit!« Edward klopfte sich
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