Im Tal der Mangobäume
sogar noch weiter entfernt lag. Folglich mussten sie den Einspänner als Transportmittel benutzen, und Gott sei Dank hatte Dolour so lange durchgehalten, dass sie sie ein letztes Mal sehen und ihre Enkelkinder in die Arme schließen konnte.
John Pace hatte sich darüber aufgeregt, dass die Kinder im Testament gar nicht bedacht wurden, aber Mr.Bloom hatte darauf hingewiesen, dass es vor der Geburt der Kinder verfasst worden war.
»Vermutlich«, hatte er gesagt, »hatte Ihre Mutter einfach keine Zeit mehr gehabt, es umzuschreiben.«
»Zum Glück«, grinste Duke nun, nahm seinen Hut und machte sich auf den Weg nach unten.
»Ab wann kann ich eine Zeitung bekommen?«, erkundigte er sich beim Portier.
»In ungefähr einer Stunde. Soll ich eine für Sie beiseitelegen, Sir?«
»Gern.«
Duke trat auf die Straße. Er beobachtete, wie ein mit Fässern beladener Pferdekarren in eine schmale Gasse neben dem Hotel einbog, stand eine Weile müßig herum und schlenderte dann, angelockt von den interessanten Schiffen, die auf dem Fluss vertäut lagen, die Wharf Street entlang. Er stand am Ufer, fasziniert von einem Fünfmaster, fragte sich, woher er kam, und erwog sogar, auf ihm zu reisen, sofern er nordwärts fuhr. Weiter vorn standen schmutzige Lagerhäuser, die den Anblick des imposanten weißen Zollhauses mit seinem kuppelförmigen Dach beeinträchtigten, aber zumindest erwachte die Stadt nun allmählich zum Leben. Weitere mit Waren beladene Fuhrwerke rumpelten durch die Straßen. Ein paar Fußgänger hasteten vorbei und sahen zu den Wolken empor, die am Himmel aufzuziehen begannen. Auch Duke blickte nach oben und hoffte, es würde schön bleiben. Wie konnte man einen Samstag besser verbringen, als mit einer Dame wie Lucy Mae am Arm ein Rennen zu besuchen, selbst wenn Mrs.Forrest als Anstandsdame mit von der Partie war.
Augenblick mal, dachte er bei sich. Lucy Mae war Witwe! Wozu da noch eine Anstandsdame? Ihre Jungfräulichkeit brauchte nicht länger gehütet zu werden. Dieser Gedanke verlieh seinem Tag zusätzliche Farbe. Beträchtliche Farbe, sinnierte er glücklich. Vielleicht konnte er Lucy Mae mit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit dazu bringen, nett zu ihm zu sein. Was für ein glücklicher Umstand zudem, dass nicht nur sämtliche Familienmitglieder fort waren, sondern er auch noch über ein sehr nettes Hotelzimmer verfügte. Sehr privat. Ideal für eine Verführung. Sofern er es schaffte, ihre Mutter abzuhängen.
Er sah einen Zeitungsjungen aus einem Laden kommen, rannte ihm hinterher und kaufte ihm einen
Brisbane Courier
ab.
In dem ruhigen Hotelfoyer ging Duke jede einzelne Seite der Zeitung durch, bis er auf eine Mitteilung über den Inhalt des Letzten Willens eines gewissen Jeremy James Bernover stieß. Er überflog die restliche Seite, aber das Testament seiner Mutter blieb unerwähnt. Wenn es veröffentlicht würde, dann wüssten die Leser, dass er, Duke MacNamara, ein Drittel der blühenden, siebzig Quadratmeilen großen Kooramin-Station geerbt hatte. Wichtige Leser wie etwa Bankdirektoren. Bis diese Tatsache der Bankwelt nicht bestens bekannt war und er somit eine Anleihe auf seinen Besitzanteil aufnehmen konnte, würde er Brisbane nicht verlassen.
Dann konnte er sich ein eigenes Grundstück kaufen, wo immer er wollte, und bekam immer noch ein Drittel der Einkünfte von Kooramin.
In Hochstimmung setzte er sich an den Frühstückstisch und bat die Bedienung, ihm ein Steak mit allem Drum und Dran und eine gute Tasse schwarzen Tees zu bringen.
»Gern, Sir.« Sie klimperte vor diesem schmucken, jungen Mann mit den Wimpern, der alleinstehend war und, wie sie von den anderen Mädchen erfahren hatte, gut betucht. Sie hatten erkannt, dass er zur Landnehmerelite gehörte. Wenn solche Herren ihren Weg kreuzten, sahen die jungen – wie auch die älteren – Dienstmädchen darin eine Möglichkeit für einen gesellschaftlichen Aufstieg. Mr.MacNamara wurde daher erstklassig bedient.
»Wie heißen Sie?«, fragte er dieses nette Mädchen, das ihm frisches Toastbrot gebracht und ihm ungefragt Tee nachgeschenkt hatte.
»Caroline«, antwortete sie schüchtern.
»Was für ein hübscher Name!«, sagte er. »Er passt zu Ihnen.«
»Danke, Sir. Werden Sie zum Mittagessen hier sein?«
»Ja. Allerdings früh. Ich gehe zu dem Rennen.«
Caroline blieb einen Moment stehen. »Ich liebe Rennen.«
»Ja, ich auch«, erwiderte er fröhlich und erhob sich zum Gehen. »Vielleicht sehen wir uns ja dort.«
»Wohl kaum«, murmelte
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