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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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war es, die ihn aus dem Irrenhaus geholt und ihm in einem Nonnenkloster eine Beschäftigung als Stallarbeiter verschafft hat.«
    »War er verrückt?« Wenngleich sie noch nie einem begegnet war, hatte Lucy Mae große Angst vor Verrückten.
    »Nein, nur ein bisschen schwach im Kopf von zu viel Alkohol. Aber ich habe keine Ahnung, wieso Eileen Duke so abgekanzelt hat.«
    »Sie wollte, dass er sie nach Hause begleitet. Sie brauchen mindestens zwei Wochen für den Rückweg, und sie haben die Kinder dabei.«
    »Nein, daran liegt es nicht. Ich wette, es hat etwas mit Dolours Testament zu tun. Das muss ich mir einmal ansehen.«
    »Du kannst doch nicht einfach hingehen und es lesen!«
    »Das ist auch gar nicht nötig. Testamente werden in der Zeitung veröffentlicht.«
    »Das wusste ich gar nicht.« Lucy war heilfroh, dass ihr Mann gestorben war, ohne einen Letzten Willen zu hinterlassen, und auf die Art niemand erfahren konnte, dass er völlig mittellos gewesen war.
    »Sei’s drum«, sagte Milly, während der Kutscher ihren Einspänner in die Brunswick Street lenkte, »Duke kommt morgen mit uns zu dem Rennen auf der Eagle Farm.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Ich habe ihn eingeladen. Er ist ja kein Mitglied des
Brisbane Turf Club
. Ich habe ihm erzählt, dass dein lieber Vater einer der Gründungsväter war und dass ich Mitglied auf Lebenszeit bin. Wir können ihn doch unmöglich auf den unüberdachten Zuschauerrängen stehen lassen! Müsste ein wirklich schöner Tag werden. Und es wird Zeit, dass du aufhörst, Trauer zu tragen.«
    »Mutter, ich wünschte, du würdest nicht andauernd auf meiner Kleidung herumreiten!«
    »Irgendwer muss das aber …«
     
    Aus Gewohnheit war Duke im Morgengrauen auf den Beinen und stand am Fenster seines Hotelzimmers, blickte auf die verlassene Hauptstraße und fragte sich, wie er die Zeit bis zum Frühstück überbrücken konnte. Diese Stadt schien wie ausgestorben, bis die Läden öffneten. Dann erinnerte er sich plötzlich: Sie waren alle fort! Das Schiff war mit Laura und Paul nach Rockhampton ausgelaufen, und auch die anderen beiden hatten sich schließlich auf den Heimweg gemacht. Endlich war er unabhängig. Konnte tun und lassen, was er wollte.
    Eileen war wütend, weil er nicht mit ihnen zurückkehrte, hatte behauptet, er habe sein Wort gebrochen, und selbst John Pace war schlechter Laune gewesen. Auf der Reise nach Brisbane waren John Pace, Eileen und die beiden Mädchen in dem großen, gut gefederten Einspänner gefahren, und Duke hatte sie auf dem Pferd begleitet, wobei er oft schon vorausgeritten war, um für sie alle ein Quartier zu beschaffen, zumeist in Gutshöfen. Unterwegs waren sie an einigen schönen Anwesen vorbeigekommen, aber alle drei waren einhellig der Meinung gewesen, dass nur wenige der eigenen Farm Kooramin in dem fruchtbaren Namoi-Tal das Wasser reichen konnten. Außer vielleicht die größere Nachbarsfarm Carlton Park, die Jasin Heselwood gehörte. Jedermann bewunderte Carlton Park, das mit seinem imposanten Wohngebäude ausgesprochen feudal wirkte. Allerdings hatte auch dieser Besitz mit Problemen zu kämpfen.
    Wie überall war den frühen Siedlern wie Pace und Heselwood ein Dorf gefolgt, und dieses Dorf nannte sich nun Narrabi, das sich unheilvoll in Richtung Carlton Park ausdehnte. Die Heselwoods lebten mittlerweile in Sydney, aber der Verwalter der Farm hatte gesagt, die Regierung würde eine weitere Unterteilung des Landes fordern, daran führe kein Weg vorbei. Selbst Lord Heselwood konnte diese Entwicklung nicht aufhalten. Duke tat er leid. Er fand nicht, dass die Regierung ein Recht hatte, die großen Schaf- und Rinderfarmen zu zerstören, die seit dem Tag eins das Lebensblut des Landes dargestellt hatten.
    Er hatte den Ritt von Narrabi nordwärts genossen. Bei ihren Aufenthalten auf den Gutshöfen hatte Eileen sich von ihrer besten Seite gezeigt, und sie hatten auf ihrem langen Treck ostwärts nach Tenterfield und dann über die Grenze von Queensland nach Warwick und Brisbane einzigartige Landschaften zu Gesicht bekommen. Keine davon war je so weit entfernt von der Heimat gewesen wie diese, folglich war die Reise ein echtes Abenteuer, auch wenn sie in ständiger Sorge um Dolour gewesen waren. Sie leide inzwischen an Lungenentzündung und schwinde rasch dahin, hatte Juan geschrieben. Sie konnten nur noch darum beten, dass sie eintrafen, bevor es zu spät war.
    Eine schnellere Route nach Brisbane als diese gab es nicht, da der nächste vertrauenswürdige Hafen

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