Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
Vom Netzwerk:
schlingernde Rad zu stabilisieren.
    »Er ist ein richtiger Junge«, lachte Greta. »Als Luke so alt war wie er, ist er wie ein Verrückter gefahren und hat sich zweimal den Arm gebrochen.« Sie sah Carla von der Seite an und sagte beiläufig: »Er erzählte, dass ihr beide letzten Sonn tag einen schönen Tag gehabt habt, als ihr in Waikerie wart und dort in einer Gaststätte zu Mittag gegessen habt.«
    Es lag nicht unbedingt an Gretas Bemerkung, sondern an ihrem Blick und Tonfall, dass Carla anfing zu lachen. Instinktiv wusste sie, dass ihre Tante Greta etwas über sie und Luke herausfinden wollte. Sie erinnerte sich daran, dass Sam nicht gerade wild darauf gewesen war, mit ihnen zu fahren. Er hatte es vorgezogen, mit Angie nach Gawler, der nächstgelegenen größeren Stadt südwestlich des Barossa Valley, zu fahren und sich von ihr ins Kino einladen zu lassen. »Wir hatten einen wunderschönen Tag. Luke meinte, ich solle mich auch in diesen Breiten auskennen und Orte kennenlernen, die außerhalb des Valley liegen.«
    »Ja, er kennt die Gegend, denn er hat oft weit entfernt Golfturniere. Luke hat nichts dagegen, hunderte von Kilometern zu einem solchen Turnier zu fahren, ein Vergnügen, das Papa völlig unerklärlich ist.«
    »Natürlich. Großvater kennt nur Arbeit.«
    Greta zuckte die Schultern. »Das Weingeschäft ist sein Leben. Er wollte es so.«
    Carla fragte nicht weiter nach, aber die leicht kritische Bemerkung ihrer Tante überraschte sie. Aus den Gesprächsfetzen und aus den ausgedehnten Unterhaltungen, die sie mit Greta seit Monaten führte, wusste sie, wann sie ein
Thema fortsetzen konnte und wann sie besser aufhören sollte. Jetzt war das Letztere der Fall. »Wir könnten zum Mittagessen nach Angaston fahren. Hast du Lust?«
    »Ja, aber ich kann leider nicht. John und ich sind zu einem Geschäftsessen in Chateau Tanunda eingeladen. Da müssen wir natürlich hingehen.«
    Carla war enttäuscht, lächelte aber trotzdem. »Klar, aber ein anderes Mal vielleicht.«
    »Gerne.«
    Gretas Antwort und ihr bedauerndes Lächeln gaben Carla zu verstehen, dass sie wusste, wo sie am liebsten gewesen wäre. Jetzt war es an der Zeit, ein Thema anzuschneiden, das sie bisher aufgeschoben hatte. Sie griff in ihre Leinentasche und zog ein in Plastik gehülltes Päckchen daraus hervor. »Es wird Zeit, dass du das liest, Tante Greta.« Sie gab ihrer Tante das Päckchen.
    »Was ist das?«
    »Das Tagebuch meines Vaters. Er hat es geschrieben, als er ein junger Mann war und noch auf Stenhaus wohnte. Es enthält Aufzeichnungen, seine Gedanken, seine Absichten mit Krugerhoff, diese Art von Dingen. Außerdem beschreibt er darin seine Gefühle und die Affäre mit Marta aus seiner Perspektive. Es ist bestimmt eine interessante Lektüre.«
    Greta wickelte das Päckchen aus und nahm das Tagebuch mit den vielen Eselsohren in die Hand. Die Tinte auf den ersten Seiten begann schon langsam zu verblassen. Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Er hätte das Papa zeigen sollen. Vielleicht hätte er seine Meinung geändert.«
    Carla schüttelte den Kopf und sagte bedauernd: »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Dennoch, ich bin sicher, dass Dad sich gewünscht hätte, dass du die Wahrheit erfährst, wenn auch dreißig Jahre zu spät.«

    Greta wickelte das Tagebuch wieder ein. »Ich werde es sorgsam behandeln, Carla, das verspreche ich dir.«
    Sie gab ihrer Nichte einen Kuss auf die Wange. »Danke, dass du es mir anvertraust. Und jetzt«, sie sah auf ihre Uhr, »muss ich gehen. John kommt nur ungern zu spät.« Während sie den Pfad entlang auf den Parkplatz zuging, winkte sie Sam zum Abschied zu und war bald darauf verschwunden.
    Sam balancierte gekonnt auf dem Hinterrad und kam in der Nähe der Bank, auf der seine Mutter saß, zum Stehen. »Mum, wann essen wir zu Mittag? Ich bin kurz vorm Verhungern.«
    »Sam Hunter, du hast den ganzen Vormittag gegessen. Wie kannst du nur Hunger haben?«
    »Aber ich habe Hunger.« Nach Bestätigung heischend, sah er seine Begleiterin an. »Wir haben doch Hunger, Su Lee, oder?«
    Die stille Su Lee antwortete mit einem ernsthaften Nicken.
    Grinsend gab sich Carla geschlagen. »Okay. Wir verstauen eure Räder im Kofferraum, und dann fahren wir nach Angaston.«
     
    Es war schon später Nachmittag, als Carla, Sam und Su Lee nach Sundown Crossing zurückkamen. Angie wartete schon auf sie und ging unruhig auf der Terrasse des Cottages hin und her. Carla spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, weil

Weitere Kostenlose Bücher