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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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gar nichts führen. Ihr Unterkiefer spannte sich an, während sie darum kämpfte, ihren Zorn im Zaum zu halten. Sie und Angie hatten Walt Conrad vertraut. Jetzt hatte er sie und das Weingut an den Rand des Ruins getrieben. Er selbst würde nichts verlieren, weil er darauf bestanden hatte, für seine Rolle als Vermittler kein Geld zu verlangen. Und sie war ihm für seine Großzügigkeit auch noch dankbar gewesen! Dann formierte sich ein Gedanke in ihrem Kopf. Hatten Luke und Josh recht gehabt in Bezug auf Walt? War der Mann gerissen - oder lediglich unfähig? Wenn sie ihre momentane Lage betrachtete, machten allerdings beide Optionen keinen Unterschied.
    Den Rest des Nachmittags verbrachten Angie und Carla
mit Überlegungen, wie sie die brisante Lage nur annähernd in den Griff bekommen konnten. Es lief alles darauf hinaus, dass sie nicht genug Geld hatten. Hinzu kam, dass eine große Firma sich in letzter Minute dagegen entschieden hatte, ihnen die Tafeltrauben aus der kommenden Ernte abzunehmen. Sie stützten ihren Plan auf zwei Pfeiler. Carla würde erst mal zur Bank gehen und ein neues Darlehen beantragen. Wenn das abgelehnt werden sollte, würden sie das unbebaute Land verkaufen und darauf hoffen, dass einer der Weingutbesitzer, deren Grundstück daran angrenzte, es kaufen würde.
     
    Dienstagabend kurz nach dem Essen wurden Carla, Angie und Sam durch ein Klopfen an der Haustür aufgeschreckt.
    »Erwarten wir jemanden?« Angie sah Carla fragend an. »Paul vielleicht?«
    »Nicht dass ich wüsste. Paul ist bis Freitag in Adelaide«, antwortete Carla, während sie zur Tür ging. Vor der Tür standen Walt und Frances Conrad, die beide ziemlich verlegen wirkten. Carlas blaue Augen bekamen einen eiskalten Ausdruck. Seitdem sie die Nachricht von der zerstörten Lieferung gehört hatte, war es schwierig für sie geworden, nett über die Conrads zu denken. Walts »Organisationstalent« könnte sie das Weingut kosten, wenn die Bank den Darlehensantrag ablehnte oder wenn sie ihr Land nicht verkaufen könnte.
    »Verzeihung, dass wir euch so spät überfallen. Wir sind gerade aus Victoria zurückgekommen«, sagte Walt eilig. »Ich wollte euch nur erklären...«
    »Das hast du doch schon am Telefon getan, Walt. Angie und ich verstehen die Situation.« Carlas Stimme klang abweisend.

    »Dürfen wir eine Minute hereinkommen, Carla? Walt hat, nun, ich denke, wir können euch in finanzieller Hinsicht helfen.«
    Carla sah Angie an, deren blonde Augenbrauen sich fragend hoben. Sie bezweifelte, dass irgendetwas, was die Conrads taten, ihnen helfen würde, aber es konnte ja nicht schaden, sich anzuhören, was sie zu sagen hatten. »Kommt herein.« Sie wandte sich an ihren Sohn. »Sam, morgen ist Schule. Es wird Zeit, ins Bett zu gehen.«
    Sam, der ausgestreckt auf dem Wohnzimmerteppich lag, versuchte mit ihr zu handeln.
    »Oh, Mum, noch eine Minute bitte. Der Film ist fast zu Ende.« Er grinste triumphierend, als sich seine Mutter, die durch den Besuch der Conrads abgelenkt war, einverstanden erklärte.
    Walt kannte sich offensichtlich mit Körpersprache aus, und er hütete sich davor, Carla zu umarmen oder Angie einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu drücken. Stattdessen setzte er ein schuldbewusstes Lächeln auf, während er und Frances am Esstisch saßen und darauf warteten, dass Angie und Carla sich zu ihnen setzten.
    »Ich kann euch gar nicht sagen, wie peinlich uns die ganze Sache ist«, begann Walt, und seine normalerweise dröhnende Stimme klang gedämpft. »Ich weiß, dass ihr deshalb schlecht von mir denkt, und ich würde euch gerne für den Verlust entschädigen.«
    »Indem du uns den Wert der Ladung ersetzt?«, fragte Angie geradeheraus und warf Carla einen vielsagenden Blick zu.
    »Nein, das war eigentlich nicht meine Absicht. Tatsache ist, der Wein ist ruiniert, und ihr habt kein Geld mehr. Aber ich habe einen Vorschlag, der, wenn er für euch akzeptabel ist, uns allen zugutekommt.«

    »Und wie kann das aussehen?«, fragte Carla, die keine Miene verzog.
    »Vor einigen Jahren hat Frances das Haus ihrer Mutter in Angaston geerbt. Es ist ziemlich alt und nicht viel wert. Momentan ist es vermietet, aber wenn wir es verkaufen, würden wir euch einen Teil des Erlöses geben, der euch über Wasser hält, bis die nächste Ernte verkauft werden kann.«
    Sie konnte nur schwer glauben, dass er ihnen das Geld einfach geben wollte, und fragte: »Meinst du ein persönliches Darlehen?« War er wirklich so dumm?, fragte sich Carla.

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