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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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hatten veranlasst, dass das Unkraut gejätet wurde, um einen eventuellen späten Frostschaden zu begrenzen.
    Sie hatte nun das Grundwissen, was mit den Rebstöcken im Frühling passierte und dass, bald nachdem die Knospen getrieben waren, zarte Triebe erscheinen würden. Innerhalb von fünf bis acht Wochen würden die Blüten sprießen, sich selbst bestäuben und Früchte hervorbringen. Aber es gab ununterbrochen jede Menge zu lernen, vermutlich ihr ganzes Leben lang. Doch sie scheute sich nicht davor, denn zum Glück hatte sie Angie, die ihr all das beibrachte.
    Sam und Su Lee ließen sich ihre Saftflaschen nachfüllen und strampelten auf ihren Fahrrädern wieder los. Sie schlossen sich anderen Kindern an, die johlend den Pfad
entlangflitzten, und Carlas Gedanken schweiften wieder ab. Das Verhältnis zwischen ihr und Luke wurde langsam interessant, was sie erstaunte, obwohl sie das Gefühl hatte, dass Angie das gar nicht gefiel. Angie war nach wie vor davon überzeugt, dass Paul der Richtige für sie war, obwohl sie kein Wort mehr darüber verlor. Nicht dass sie, Carla, auf einen Mann aus gewesen wäre. Dennoch, sie würde sich etwas vormachen, wenn sie nicht zugeben würde, dass sie und Luke gut zusammenpassten und dass sie viele gemeinsame Interessen hatten.
    Wohingegen es nicht so einfach war, Pauls Gefühle zu verstehen. Manchmal erwischte sie ihn dabei, wie er sie bei der Arbeit beobachtete, sein Gesicht ernst und undurchschaubar. Aber abgesehen davon, dass sie zusammen arbeiteten, hin und wieder gemeinsam essen gingen und sich gegenseitig besuchten, hatte sie keine Vorstellung davon, ob er irgendwelche Gefühle für sie hegte. Aber was empfand sie für ihn? Nun...Sie seufzte, während sie den Enten zu ihren Füßen weitere Brotkrumen zuwarf. Viel zu oft ertappte sie sich dabei, dass sie an ihn dachte und von ihm träumte.
    Verärgert über ihre Gedanken, schüttelte sie den Kopf und befahl sich, an etwas anderes zu denken. Zum Beispiel daran, als Greta das erste Mal zum Tee zu ihr auf das Weingut gekommen war. Angie, die hartnäckig jedem misstraute, der Stenmark-Blut in seinen Adern hatte, war sehr formal und distanziert gewesen. Ihre eigenen Gefühle waren eine Mischung aus Anspannung und Optimismus gewesen, ob alles gut laufen würde. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Greta war einfach Greta! Freundlich, offen, aufrichtig. Als sie später über den Besuch ihrer Tante nachgedacht hatte, konnte sie kaum glauben, dass Greta und Lisel Schwestern waren, weil die beiden so verschieden waren.

    Vielleicht lag das an dem großen Altersunterschied, der zwischen ihnen lag. Außerdem glaubte sie, dass Gretas Freundschaft dazu beitrug, dass Luke ihr gegenüber gelöster wurde. Sie hatte nichts von dieser teutonischen Kälte bei Luke bemerkt, die ihrem gemeinsamen Großvater innewohnte. Wenn Carl Stenmark früher womöglich ein Quäntchen Wärme und Menschlichkeit gehabt hatte, waren seit Jahren Kummer und Verbitterung an deren Stelle getreten. Carla war reif genug, um das zu begreifen, obwohl sie es nicht befürwortete. Daher verblüffte sie sein Interesse an Sam. Aber vielleicht war das seine Art, sich die guten Zeiten, die er mit seinem verstorbenen Sohn Kurt gehabt hatte, durch Sam ins Gedächtnis zu rufen.
    Dann sah sie Greta, die schnellen Schrittes auf sie zukam und ihr zuwinkte. Ihre Tante, die nach wie vor schlank war und einen aufrechten Gang hatte, war nach der neuesten Mode gekleidet. Sie trug ein maßgeschneidertes Kostüm und eine smaragdgrüne Bluse, um dem Kostüm etwas Pep zu verleihen.
    »Guten Morgen. Ist es nicht schön, die Sonne wieder zu spüren? Meine alternden Knochen mögen den Winter gar nicht mehr so gerne«, gestand Greta und fragte im nächsten Atemzug: »Wo ist Sam?«
    »Er fährt mit Su Lee im Park herum. Sie müssten bald zurück sein, um sich wieder etwas zu essen und zu trinken zu holen«, sagte Carla, während Greta sich neben sie setzte.
    »Wie geht es dir?«, fragte Greta, und ihre hellen graublauen Augen musterten ihre Nichte eindringlich.
    »Sehr gut. Sam und mir geht es gut. Schau mal, da kommen sie …« Carla deutete auf die beiden Gestalten, die den Pfad hinuntergerast kamen. Sam, der Wettkämpfe liebte, schob sich vor Su Lee. Kims Schwester war vier Jahre älter
als Sam, aber nicht so gut koordiniert oder so waghalsig wie er. Um ein Haar wäre er auf die Nase geknallt, weil er unvermutet über einen Hubbel im Asphalt fuhr. Er schaffte es jedoch gerade noch, das

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